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Deadline - Rache, wem Rache gebuehrt

Deadline - Rache, wem Rache gebuehrt

Titel: Deadline - Rache, wem Rache gebuehrt Kostenlos Bücher Online Lesen
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zu denken oder an die Begeisterung, als sie es gefunden hatten. Es war sehr heruntergekommen gewesen, renovierungsbedürftig; der Makler bezeichnete es als den »Traum eines Bastlers, eines Heimwerkers«. Das alles und mehr traf auf das hundert Jahre alte viktorianische Haus zu, doch sie hatten sich beide in dem Augenblick, als sie über seine verfaulte Schwelle traten, in das Haus verliebt. Sie kauften es, suchten sich einen Bauunternehmer und arbeiteten im folgenden Jahr jeden Abend und jedes Wochenende an der Instandsetzung, rissen dünne, schmutzige, dreißig Jahre alte Teppichböden heraus, schliffen die Holzböden und ölten sie, bis sie matt schimmerten. Sie ersetzten oder flickten Fliesen und schälten Schicht für Schicht die hässlichsten Tapeten ab, die sie je gesehen hatten. Sie schufteten bis zur Erschöpfung, aber genossen auch jede Minute dabei.
    Und Cissy war überzeugt davon, dass Beejay in der Nacht ihres Einzugs gezeugt worden war. Wahrscheinlich, als sie die Strapazierfähigkeit des Wohnzimmerbodens testeten. Ihr Blick schweifte zu jenem Zimmer mit den glänzenden Bodendielen aus Eiche. Um die Ecke befand sich der Kamin, und dort hatten sie auf einem Schlafsack, den sie im Campingurlaub gebraucht hatten, ihr erstes und einziges Kind gezeugt. Sie hatte geglaubt, sie würde Jack Holt lieben bis in alle Ewigkeit.
    Sie schob den unangenehmen Gedanken beiseite, trank noch einen Schluck Bier und hielt Beejays Trinklernbecher fest, bevor er sich selbst, den Hochstuhl, die Wände und den Fußboden erneut mit Milch bespritzte. Ihr Sohn zog sein Näschen kraus und zeigte seine neuen Zähne. »Runter?«
    »Gleich, Schätzchen.«
    »Ich weiß, jetzt ist nicht der rechte Zeitpunkt«, sagte Jack, »aber ich möchte dich bitten, dir die Scheidung noch einmal durch den Kopf gehen zu lassen.«
    »Durch den Kopf gehen lassen«, wiederholte Cissy. Als ob sie nicht immer und immer wieder darüber nachgedacht hätte.
    »Wir müssen es noch einmal versuchen, Ciss. Himmel, wir sind doch kaum lange genug verheiratet, um schon eine Krise haben zu können, geschweige denn, eine Krise zu überwinden.«
    Sie musterte den Mann, den sie geheiratet hatte. War er nicht ganz bei Trost? »Du hattest eine Affäre, Jack. Mit Larissa. Punktum.«
    »Ich habe nicht …«
    »Aber sicher«, fiel sie ihm ins Wort. »Wir haben das alles schon durchgekaut. Du hast mich nach Hause gebracht, jetzt kannst du gehen. Du wohnst hier nicht mehr.«
    »Das war nicht meine Entscheidung, Ciss.«
    »Egal. Es ist besser so.«
    »Du fehlst mir.«
    »Daran hättest du denken müssen, als du in fremde Betten gehüpft bist.«
    »Zum tausendsten Mal: Ich habe es nicht getan. Und du weißt es auch. Du suchst nur einen Vorwand.«
    »Du hast mir zum Glück einen verdammt guten geliefert.« Sie stand auf und hob Beejay aus dem Hochstuhl. Sie setzte ihn auf ihre Hüfte, wischte ihm ein Tröpfchen Milch von der Wange und ließ ihn dann auf den Boden herunter. Als er sich zu seiner Spielzeugkiste ins Wohnzimmer getrollt hatte, stellte Cissy ihren Mann zur Rede. »Ich habe dich gesehen, als du aus Larissas Wohnung kamst, Jack. Beleidige mich bitte nicht wieder mit dieser Geschichte, dass nichts vorgefallen wäre. Geh einfach, Jack. Es ist doch zwecklos.« Beejay kam zurück ins Zimmer, einen zerzausten Plüschfrosch in der Hand, und Cissy sagte: »Verabschiede dich von Daddy, Schatz.«
    »Du hörst mir einfach nicht zu. Du bist ein unverbesserlicher Sturkopf.«
    »Sturkopf«, wiederholte Beejay mit einem Kichern. Jack hob ihn hoch. Er patschte seinem Vater wild auf die Schultern und krähte: »Daddy! Daddy!«, so begeistert, dass Cissy glaubte, sich übergeben zu müssen. Sturkopf? Dem hätte sie gern etwas entgegengesetzt, doch Jack und Beejay festigten ihre Männerfreundschaft, lachten und spielten miteinander, und so beschloss sie, sich im Moment herauszuhalten. Wenn Jack sich auch zu einem lausigen Ehemann entwickelt hatte, konnte sie doch nicht abstreiten, dass er sein Kind liebte. Ein großartiger Vater war er keinesfalls, und angesichts seiner Erziehung ließ sich das erklären, aber er liebte Beejay wirklich. Er versuchte es.
    Das musste sie Jack widerwillig zugestehen, insbesondere, wenn sie an ihre eigene Kindheit dachte. Um Beejays willen würde sie versuchen, den Zorn und den Schmerz, die seine Untreue in ihr weckte, zu unterdrücken und alles zu tun, damit Vater und Sohn eine vernünftige Beziehung aufbauen konnten. Es war ja nicht Beejays Schuld, dass

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