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Deadline - Rache, wem Rache gebuehrt

Deadline - Rache, wem Rache gebuehrt

Titel: Deadline - Rache, wem Rache gebuehrt Kostenlos Bücher Online Lesen
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scharfem, abgehacktem Bellen begleitete Klappen von Schranktüren und Rauschen von fließendem Wasser zu hören. Bald darauf kam Cissy barfuß zurück, während der Hund sich vermutlich über sein Fressen hermachte.
    Jack sah zu, wie seine Frau ihren Laptop aus einem der oberen Fächer des neben dem Kamin eingebauten Bücherschranks holte, einem »kindersicheren« Platz außerhalb der Reichweite von Beejays neugierigen Fingern, und es einschaltete. »Es dauert nur eine Minute«, sagte sie und setzte sich in einen Sessel, während Jack sich an die Kamineinfassung lehnte. Sobald der Computer anfing zu summen, zog Cissy ihre feuchten Ärmel bis zu den Handgelenken herab und beantwortete die Fragen zu Eugenia, so gut sie konnte, erzählte dem Detective so viel über das Leben ihrer Großmutter, wie sie wusste.
    »Sie sitzt im Vorstand von Cahill House, einer Einrichtung, die man früher wohl als ›Heim für ledige Mütter‹ bezeichnet hätte. Und ich glaube, im Grunde ist es genau das. Aber heute geht man offener damit um, es wird nicht alles mit Geheimnistuerei und Schande bemäntelt, Gott sei Dank. Cahill House ist heutzutage ein Heim für schwangere Jugendliche, die von ihrer Familie keine Hilfe erwarten können. Sie können dort wohnen, zur Schule gehen und sich beraten lassen, während sie auf den Geburtstermin warten.« Sie lächelte gequält. »Das ist eine der wirklich menschenfreundlichen Unternehmungen meiner Familie. Und Cahill House war immer Grans Lieblingsprojekt, neben ihrem Sitz im Vorstand des Krankenhauses.«
    »Welches Krankenhaus?«, wollte Paterno wissen.
    »Bayside.«
    Paterno machte sich Notizen, während Cissy hinzufügte: »Gran spielt allwöchentlich mit diversen Damen Mahjong und Bridge. Mittwochs, glaube ich, Mahjong, und donnerstags Bridge … oder umgekehrt. Freitagmorgens lässt sie sich zuverlässig von Helene die Haare machen, schon seit Jahren. Helenes Salon liegt irgendwo in der Nähe von Haight-Ashbury. Lars dürfte die Adresse kennen.« Mit einer Reihe von Rattergeräuschen erwachte der Computer zum Leben, und in diesem Augenblick trottete Coco zurück ins Wohnzimmer und kam direkt auf Cissy zu. »Uups«, sagte sie, stellte den Laptop auf einem Beistelltisch ab und nahm den Hund auf den Schoß.
    »Okay, es kann losgehen.« Während Paterno auf seinen Notizblock kritzelte, rasselte Cissy tonlos Namen und Telefonnummern herunter, von denen Jack viele zum ersten Mal hörte. Hinterher sagte sie: »Dann ist da natürlich noch Cahill International, das Unternehmen der Familie. Vor ein paar Jahren war es schlecht darum bestellt, aber ich glaube, jetzt geht es wieder aufwärts. Ich kümmere mich kaum darum, aber Gran sitzt immer noch im Vorstand. Saß, wollte ich sagen. Gott, es ist so schwer zu fassen, dass sie tot ist.«
    »Sie standen einander sehr nahe?«
    »Das würde ich nicht unbedingt sagen.« Cissy schüttelte den Kopf. »Als junges Mädchen war ich nicht gerade verrückt nach ihr, und sie konnte mich gerade so dulden. Glauben Sie mir, sie war versessen auf einen männlichen Erben für die Familie. Das war lächerlich, so antiquiert, und aus dem Grunde habe ich es auch nur als Kind halbwegs dort ausgehalten. Als Teenie wäre ich herzlich gern woanders gewesen, aber wir wohnten bei ihr. Es war unerträglich!« Sie wandte für einen Moment den Blick ab, ihre Züge verspannten sich unter dem Ansturm von Emotionen. »Aber im Lauf der Jahre kamen wir uns näher, und als Beejay geboren wurde, war Gran außer sich vor Freude. Noch ein Junge, schätze ich.« Sie verzog abschätzig den Mund, und Jack konnte den Schmerz, den er in ihren Agen sah, kaum ertragen. »Wissen Sie, manchmal frage ich mich, wie sie reagiert hätte, wenn Beejay ein Mädchen gewesen wäre.« Sie sah zu Paterno hin. »Wahrscheinlich ganz anders. Ist das nicht irgendwie unfair?«
    Paterno zuckte die Achseln. »Meiner Erfahrung nach sind die meisten Familien nicht perfekt.«
    Sie schnaubte und blickte aus dem Fenster in die dunkle Nacht. Geistesabwesend rieb sie sich die Arme, als wäre ihr plötzlich kalt.
    »Wo hält sich die restliche Familie jetzt auf?«, fragte Paterno.
    »Ich bin allein hier«, antwortete sie leicht defensiv, wie immer, wenn jemand seine Nase zu tief in ihre Familienangelegenheiten steckte. In dieser Beziehung war sie heikel, und Jack konnte es ihr nicht verübeln. »Dann sind da noch meine Tante und mein Onkel in Oregon, bei denen mein Bruder aufwächst. Sie erinnern sich sicher an sie.«
    Paterno

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