Deadline - Rache, wem Rache gebuehrt
herum und holte Paterno vor der Haustür ein. »Bitte nicht klingeln«, sagte er, als Paterno bereits die Hand hob. Jetzt drehte Coco vollends durch, bellte wie verrückt, heulte und winselte, was ihre kleine Hundestimme hergab. »Cissy hat gerade das Baby zu Bett gebracht. Wir wollen ihn nicht wecken. Moment.« Er schob seinen Schlüssel ins Schloss und stieß die Tür auf. »Ich hole sie«, sagte er, bat den Polizisten ins Haus und schloss die Tür.
»Jack?«, rief Cissy vom Kopf der Treppe her. »Ich dachte, du hättest endlich kapiert …«
»Wir haben Besuch, Ciss«, sagte er. Paterno stellte den Tragekorb auf den Boden.
»Wie bitte? Wen?« Er hörte ihre leisen, vertrauten Schritte auf der Treppe, als er die Gittertür des Käfigs öffnete.
Mit einem begeisterten Jaulen schoss das weiße Fellknäuel aus dem Plastikgehäuse und bellte aufgeregt zu Cissys Füßen, als sie im Flur angelangt war. »Oh.« Sie hatte ihr Haar bereits zu einem Pferdeschwanz gebunden, die Ärmel ihres T-Shirts waren hochgeschoben und nass an den Rändern, nachdem sie Beejay gebadet hatte. Ihr Blick wanderte von Jack zu dem Detective, bevor sie sich herabbeugte und den völlig aus dem Häuschen geratenen Hund hochnahm, der kläffend an ihr hochsprang.
»Ich hätte wohl vorher anrufen sollen«, sagte Paterno.
»Wir haben sie …«, er deutete auf Coco, »… in der Bibliothek in einem Schrank eingeschlossen gefunden.«
»Wie bitte?«, fragte sie wieder.
»Würde Ihre Großmutter den Hund jemals in den …«
»Schrank sperren? Nein! Nie im Leben!« Cissy hielt den zappelnden Terrier im Arm, der ihr zum Lohn mit seiner rosa Zunge das Gesicht abschleckte. Unwillkürlich musste sie lächeln. »Ja, ja, ich freue mich auch, dich zu sehen«, sagte sie trocken zu dem Hund und musste dann tatsächlich über Cocos Überschwenglichkeit lachen. Sie sah Paterno an und sagte: »Meine Großmutter hat Coco über alle Maßen geliebt, und, ehrlich, sie wäre eher gestorben, als ihn in einen Schrank …« Sie blinzelte und schüttelte den Kopf. »Entschuldigung … Ich habe es noch nicht verarbeitet … Ich wollte sagen, Gran hätte Coco nie irgendwo eingesperrt, nicht einmal darin.« Mit einer Kopfbewegung wies sie auf den Tragekäfig. »Denn dieser Hund saß, seit er ein Welpe war, auf Grans Schoß, wenn sie fernsah oder strickte oder las. Meine Großmutter war krankhaft pedantisch. Sie verabscheute jeden kleinsten Schmutz, aber Hundehaare, solange sie von diesem hier stammten, störten sie nicht im Geringsten.« Cissy kraulte Coco hinter den Ohren, und der Hund schnaufte beglückt, während seine Knopfaugen immer noch misstrauisch Jack und Paterno anfunkelten. »Danke, dass Sie sie mir gebracht haben.« Sie schoss einen Blick auf ihren Mann ab, als wollte sie fragen: Und was willst du hier?
Paterno zog einen kleinen Spiralblock aus seiner Jackentasche. »Wenn ich schon mal hier bin, könnte ich Ihnen vielleicht auch gleich noch ein paar Fragen stellen? Ein paar Dinge klären?«
Cissy hätte ihm gern gesagt, er solle bis zum nächsten Morgen damit warten. Die Worte lagen ihr schon auf der Zunge, aber was würde es schon nützen, wenn sie das Unvermeidliche noch um eine Nacht aufschob? Sie senkte den Kopf und fragte: »Wenn ich morgen meinen Wagen abhole, darf ich dann Grans Haus betreten?«
»Ich glaube, das lässt sich machen.«
»Dann fragen Sie nur«, sagte Cissy und ging, den Hund auf dem Arm, ins Wohnzimmer. »Ich weiß allerdings nicht, was ich Ihnen noch sagen könnte«, schränkte sie ein und wies auf das Sofa, von dem Jack erst vor so kurzer Zeit verbannt worden war. »Nehmen Sie bitte Platz.«
»Danke. Ich brauche von Ihnen die Namen der Freunde und Bekannten Ihrer Großmutter, ihre Telefonnummern oder Adressen, sofern Sie sie haben. Die auf Ihrem Handy gespeicherten stehen mir ja bereits zur Verfügung. Außerdem hoffe ich, dass Sie mir ein bisschen mehr über Ihre Großmutter erzählen können, über ihre Lebensweise.« Er ließ sich aufs Sofa fallen, während Jack zum Kamin ging und die Gasflammen anzündete. Im nächsten Moment züngelte goldenes Feuer um die Keramikscheite.
»Deborah, Grans Gesellschafterin, könnte Ihnen mehr als ich darüber erzählen, wie ihr Tagesablauf geregelt war. Lassen Sie mir eine Minute Zeit, um den Hund zu versorgen. Ich bin gleich zurück.« An Coco gewandt, sagte sie: »Du hast bestimmt Hunger und Durst, hm?« Sie und der Hund verschwanden in der Küche, und Sekunden später waren das von
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