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Deadline - Rache, wem Rache gebuehrt

Deadline - Rache, wem Rache gebuehrt

Titel: Deadline - Rache, wem Rache gebuehrt Kostenlos Bücher Online Lesen
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doch während der Dauer dieser Verbindung war es Jonathan – gutaussehend, durchtrainiert und charmant – doch sehr schwergefallen, seiner Frau treu zu bleiben. Zum Schluss hatte Jill Holt es sattgehabt, stets auch noch die andere Wange hinzuhalten, wegzuschauen, vorzugeben, dass sie das Tuscheln von anderen nicht hörte, wenn jüngere Frauen mit ihrem Mann flirteten. Sie ließ sich nicht scheiden, zog lediglich in ein Schlafzimmer im entferntesten Flügel des Hauses um, so weit fort von ihrem Mann wie eben möglich, ohne tatsächlich den Schritt zur »Trennung« zu vollziehen. Nach Jacks Einschätzung war Jonathan Holt der Letzte, der Ratschläge hinsichtlich der Unantastbarkeit der Ehe verteilen durfte.
    Seinem älteren Bruder, Jon, Jonathan Junior und manchmal J.J.genannt, hatte Jack nicht gegenübertreten müssen. Jon, früher ein bedeutender Surfer, der jetzt als Philosophieprofessor an einem kleinen College in Santa Rosa »seine Zeit absaß«, wie er es nannte, ging gern mit Studentinnen aus und glaubte seit jeher an das alte Hippie-Motto, »sein eigenes Ding zu machen«. Als Jack seinen älteren Bruder telefonisch über seine Scheidung von Cissy informierte, hatte J.J.kaum eine Reaktion gezeigt. »Hey, Mann, es ist dein Leben. Mom und Dad haben sich ihres vermasselt, indem sie so lange zusammengeblieben sind. Wenn wir überhaupt was von ihnen gelernt haben, dann die Erkenntnis, dass man sich aus einer schlechten Ehe befreien sollte, solange es noch möglich ist. Ich hab’s auch getan. Keine große Sache.«
    Keine große Sache. J. J.s Worte verfolgten ihn immer noch, klangen ihm in den Ohren, als er jetzt an der Fenstertür stand und nach draußen in die aufkommende Morgendämmerung blickte. Er sah sein verschwommenes, fast gespenstisches Spiegelbild in der Scheibe. J.J.hatte sich geirrt. Das Scheitern seiner Ehe war die schlimmste Sache in seinem ganzen verdammten Leben. Und seine Ehe war nicht »schlecht«, sie bedurfte nur einiger Anstrengung. Vielleicht sollte er sich anstrengen. Er hatte schließlich alles verdorben.
    Jack schloss sekundenlang die Augen und glaubte fast, die Stimme seiner Mutter zu hören, als stünde sie neben ihm in diesem Zimmer und läge nicht tot und begraben auf dem Friedhof, nachdem sie zwei Monate vor Beejays Geburt dem Leberkrebs erlegen war. Hätte Jill Holt noch gelebt, hätte sie natürlich auf der alten Floskel »bis dass der Tod euch scheidet« herumgeritten, was auch nichts genützt hätte.
    Die Scheidung war Cissys Idee.
    Er hörte das Trappeln kleiner Hundepfoten und dann Schritte auf der Treppe. In der leicht spiegelnden Türscheibe sah er seine Frau in die Küche kommen. Sie trug den zerzausten Beejay auf dem Arm.
    »Guten Morgen«, wurde sie von Jack begrüßt.
    »Ich dachte, wir hätten abgemacht, dass du ganz früh am Morgen verschwindest.«
    »Ich habe die Heizung noch nicht repariert.«
    Zu seiner Überraschung ging sie nicht weiter darauf ein. Noch im Pyjama, barfuß, das sonnengebleichte Haar unfrisiert, ohne sichtbares Make-up und mit einem verschlafenen, offenbar schlechtgelaunten Kind im Arm, sah sie wunderschön aus.
    »Hey, Großer«, sagte Jack, als Cissy ihm seinen Sohn reichte. »Wie geht’s?«
    Beejay, der gewöhnlich in Ekstase geriet, wenn er Jack sah, wandte sich ab und quengelte: »Nein!«
    »Was soll das denn?«, fragte Jack ihn stirnrunzelnd.
    »Nein, Daddy!«, sagte Beejay energisch.
    Auf dem Weg zur Kaffeemaschine warf Cissy einen Blick über die Schulter zurück. »Willkommen in meiner Welt. Diese schlechte Laune hat er schon die ganze Woche. Ich glaube, er zahnt wieder. Er hat weder Fieber noch sonst was. Nur schlechte Laune.« Sie schenkte sich Kaffee ein, lehnte sich gegen den Tresen und blies in den dampfenden Becher. »Hast du den gekocht?«
    »Ja.«
    »Das Junggesellenleben scheint dir zu bekommen. Du lernst schnell.«
    »Ich verrate dir ein kleines Geheimnis. Ich konnte schon Kaffee kochen, bevor ich dich kennenlernte.«
    »Solange wir zusammenlebten, hast du nie welchen aufgebrüht.«
    »Du stehst früher auf als ich.«
    Sie verbarg ihr Lächeln hinter dem Becherrand. »Und wie war’s auf dem Sofa?«
    »Ich habe geschlafen wie ein Baby.«
    »Alle drei Stunden weinend aufgewacht?«, fragte sie. Beejay, der das Gesicht an Jacks Hals barg und schlaff in seinem Arm hing, sah seinen Vater finster an.
    »Nein, Daddy!«
    Cissy bereitete kopfschüttelnd für Beejay Haferbrei.
    »Vielleicht braucht er erst einmal sein Frühstück«, vermutete

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