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Deadline - Rache, wem Rache gebuehrt

Deadline - Rache, wem Rache gebuehrt

Titel: Deadline - Rache, wem Rache gebuehrt Kostenlos Bücher Online Lesen
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zurückfahren. Wenn Dad noch bleiben möchte, bringe ich ihn später nach Hause.«
    »Prima Idee!« Jannelle legte sich den Riemen ihrer Tasche über die Schulter und schritt mit laut auf dem Holzboden klickenden Absätzen so schnell zur Haustür, als hätte sie Angst, dass irgendjemand es sich anders überlegen könnte. J. J., der sie eben noch hatte zum Schweigen bringen wollen, folgte ihr auf dem Fuß, knöpfte seine Jacke zu und brummte etwas wie: »Halt die Ohren steif. Es wird schon wieder. Wenigstens hat sie nicht gelitten.« Die üblichen Plattitüden, die Cissy bereits auf die Nerven gingen. Jannelle verlangte nur: »Sag mir Bescheid wegen des Begräbnisses«, dann war sie zur Tür hinaus. Wenige Sekunden später röhrte der starke Motor auf, der Mercedes setzte zurück und schoss auf die Straße.
    »Tut mir leid«, sagte Jonathan, und Beejay gestattete dem alten Mann, als hätte er dessen Traurigkeit gespürt, ihn seinem Vater aus den Armen zu nehmen.
    »Hi, Poppa«, sagte er und hieb dem älteren Mann auf die Schulter.
    »Ja, hallo, du. Jetzt magst du den Alten doch, wie?«
    Cissy erkannte Jonathans Zärtlichkeit für Beejay, die ihr doch ein wenig das Herz wärmte. Sie gab sich Mühe, ihm zu verzeihen, dass er früher ständig seine Frau betrogen hatte, dachte jedoch unwillkürlich, als sie ins Esszimmer gingen, dass Jack, wenn Jonathan treu gewesen wäre, vielleicht auch nicht über die Stränge geschlagen hätte.
    Jacks Unfähigkeit, treu zu sein, ist Jacks Problem. Nicht das seines Vaters. Und auch nicht deins.
    Sie befreite den kleinen Hund aus dem Tragekäfig, und nach einigen scharfen Kläffern gab Coco den Kampf auf und hüpfte in den Sessel, den Jannelle eben erst freigegeben hatte.
    »Bleib du hier bei Cissy und Beejay, ich hole uns etwas zu essen«, schlug Jack vor. »Nur fünf Minuten von hier kenne ich ein tolles Thai-Restaurant.« Er warf seiner Frau einen Blick zu. »Einverstanden?«
    »Warum nicht?« Cissy gab sich geschlagen. »Du kennst mich doch. Ich nehme die Dinge, wie sie kommen.«
    Jack schnaubte spöttisch, ging zum Garderobenständer und griff nach seinem Mantel. »Genau, immer die Nachgiebigkeit in Person.«

    Unbemerkt in den Bereich für betreutes Wohnen in dem Pflegeheim zu gelangen erwies sich als relativ einfach. Elyse gab sich als Mitarbeiterin der Kirchengemeinde aus. In der gleichen Art von Verkleidung, über die Marla sich lustig gemacht hatte, besuchte sie das Heim schon seit ein paar Wochen. Natürlich war es mit einem Code gesichert, doch es war nicht weiter schwer zu beobachten, wenn ein anderer Besucher ihn eingab, und dann die Ziffernfolge zu wiederholen. An der Rezeption saß gewöhnlich eine Frau, deren Tätigkeit sich darauf beschränkte, Stunde um Stunde auf demselben Stuhl zu sitzen. Nach siebzehn Uhr lichteten sich die Reihen des Personals ganz erheblich, da die Bürokräfte nach Hause gingen. Die Telefonanlage wurde auf den Anrufbeantworter umgestellt, der mit dem Backsteinbau nebenan vernetzt war, wo die Pflegeheimpatienten rund um die Uhr betreut werden mussten, so dass die Belegschaft stärker gefordert war.
    Die Überwachungskameras waren kein Problem, und Elyse watschelte langsam den Flur entlang und begrüßte die wenigen Insassen, die ihr begegneten. Sie spürte einen durch die freudige Erregung gesteigerten Adrenalinausstoß.
    Es war so weit.
    Ihr letzter Besuch bei dem Behinderten.
    Rory Amhurst. Marlas Bruder. Ein gesunder Junge, der als Kleinkind einen schrecklichen Autounfall erlitten hatte, von seiner eigenen Mutter überfahren wurde. Die Folge war ein bleibender Hirnschaden.
    Sicher hatte Marla, die mit Rory im Auto saß, als ihre Mutter zurück ins Haus lief und den Motor für den kurzen Moment laufen ließ, nicht gewusst, was geschehen würde. Rory, noch ein Kleinkind, hatte geschrien, und die etwas ältere Marla hatte ihn daraufhin aus dem Kindersitz befreit, ihn aussteigen lassen und die Wagentür geschlossen. Als Victoria, ihre Mutter, zurückkam, merkte sie nicht, dass der Junge nicht mehr im Fond in seinem Kindersitz saß. Sie legte den Rückwärtsgang ein, trat aufs Gas und überfuhr ihr eigenes Kind, das hinter dem Wagen hockte und vermutlich eine Ameise oder sonst irgendein Insekt auf dem Pflaster betrachtete. Marla, selbst noch ein Kind, konnte keine Ahnung von den Folgen ihres Handelns an diesem Tag gehabt haben. Oder? Sie war doch sicher nicht als Kriminelle auf die Welt gekommen. So etwas gehörte ins Reich der Fiktion, oder? Dass

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