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Deadline - Rache, wem Rache gebuehrt

Deadline - Rache, wem Rache gebuehrt

Titel: Deadline - Rache, wem Rache gebuehrt Kostenlos Bücher Online Lesen
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in meinem Versteck bleiben. Es ist grauenhaft, aber es ist ja nicht für immer«, sagte sie, als müsste sie sich selbst überreden. »Das muss ich mir immer wieder sagen. Hier ist es schlimmer als im Gefängnis. Dort hatte ich wenigstens Menschen, mit denen ich reden konnte.«
    »Sprichst du von Sträflingen und Wärtern?«
    »Ich konnte die Sonne sehen.«
    »Ich weiß, ich weiß. Ich kümmere mich darum.« Insgeheim war Elyse froh, den Zeitplan straffen zu können. Das Hochgefühl nach einem Mord hielt nicht lange vor, und es drängte sie, alles zum gewünschten Ende zu bringen.
    Sie begann, den Müll aufzusammeln, den Marla überall her umliegen ließ … Himmel, bemerkte sie denn nicht den Geruch von faulenden Apfelresten und liegengebliebenen Sandwichstücken? Vielleicht lag es daran, dass sie hier unten in dem Gestank festsaß. Gleichmütig reinigte sie dann noch die Bürste, die Marla zur Haarpflege benutzte.
    »Hör mal«, setzte sie an und schob das aus der Bürste gewonnene Haarknäuel unbemerkt in ihre Tasche. »Geh doch wenigstens mal raus in den anderen Kellerraum, beweg deine Beine. Steig die Treppe rauf und runter und lauf im Erdgeschoss herum. Ich gehe gleich nach oben und sehe nach, ob alle Fensterläden geschlossen sind. Niemand wird dich dort sehen.«
    »Ich muss wirklich mal raus.« Sehnsüchtig blickte sie auf ihren Mantel an einem Haken in der Wand und auf die Stiefel, die darunterstanden.
    »Unbedingt. Geh hinauf«, pflichtete Elyse ihr bei, in einem neuerlichen Versuch, die ältere Frau bei Laune zu halten. »Ich würde den Verstand verlieren, wenn ich Tag und Nacht nur hier herumsitzen müsste.«
    »Aber du bist nicht ich, oder?«, fragte Marla mit frisch gefundenem Stolz in der Stimme. »Du warst noch nie eingepfercht wie ein Tier.« Sie lächelte beinahe niederträchtig, und ihre grünen Augen blitzten im Dämmerlicht des kleinen Raums. »Du hast nicht so viel Rückgrat wie ich, nicht meine Zielstrebigkeit. Das unterscheidet uns beide.«
    Nicht nur das, dachte Elyse, hielt jedoch den Mund. Ich bin noch nie geschnappt worden.
    Sie verließ Marla, die Spinnerin, und nahm den Müll mit. Sie wollte ihn im Park in einen Mülleimer werfen, denn die Müllabfuhr kam nicht zu ihrem Haus. Sie wollte nicht das Risiko eingehen, dass jemand hier ihre Mülltonnen durchwühlte.
    Sie schlüpfte hinter das Steuer ihres Taurus und sah sich noch einmal nach dem Bungalow um. Wenn Marla nun tatsächlich fortging? Sie konnte sich in Elyses Abwesenheit aus dem Staub machen und nie wieder zurückkommen. Elyse würde es nicht früh genug bemerken, und dann könnte Marla alles verderben. Verdammt! Immer noch mit den »Wenn« und »Aber« beschäftigt, legte sie den Rückwärtsgang ein und fuhr rasch aus der Zufahrt.
    BAMM!
    Der Knall erschütterte das ganze Auto.
    »Hey!«
    Elyse trat auf die Bremse.
    Jemand hatte auf den Kofferraum ihres Wagens gehämmert.
    Im Rückspiegel sah sie einen Schatten vorbeihuschen.
    Sie schnappte nach Luft, sah noch einmal hin und erkannte einen Radfahrer, der mit erhobener Hand und ausgestrecktem Mittelfinger im Schein der Straßenlaterne vorüberflitzte. »Passen Sie doch auf, wohin Sie fahren, Sie Irre!«, tobte er, und sie blieb ein paar Minuten stehen, um wieder zu Atem zu kommen. Ihr Herz raste dermaßen, dass sie nicht mehr klar denken konnte. Am ganzen Körper brach ihr der Schweiß aus, sie zitterte innerlich. Sie konnte es sich nicht leisten, einen Radfahrer, Fußgänger, Hund oder irgendwas anzufahren. Sie durfte sich nicht der Gefahr aussetzen, gefasst zu werden. Nein! Sie stand so kurz davor, alles zu bekommen, was sie wollte.
    Vorsichtig, mit immer noch hämmerndem Herzen, fuhr sie aus der Zufahrt und hinaus auf die Straße.
    Wenn der Radfahrer sich nun ihr Kennzeichen gemerkt hatte? Wenn eine Überwachungskamera beim Pflegeheim oder an der Straße beim Haus der Cahills auf dem Mt. Sutro genau dieses Kennzeichen aufgezeichnet hatte? Heutzutage besaß ja jeder ein Fotohandy, das er immer bei sich trug. Jede Menge Verbrechen wurden mit der Kamera festgehalten. Ja, es war dunkel, doch der bläuliche Schein der Straßenlaternen war hell genug, um ihr Kennzeichen entziffern zu können.
    Keine Panik. Der Radfahrer fuhr so schnell, dass er die Ziffern des Kennzeichens nicht hat sehen können, und falls er dich gesehen hat, was soll’s? Du hast dieses Haus gemietet, hast du das vergessen, Elyse?
    Innerlich bebte sie, doch sie biss die Zähne zusammen und atmete tief durch. Ihre

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