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Deadline - Rache, wem Rache gebuehrt

Deadline - Rache, wem Rache gebuehrt

Titel: Deadline - Rache, wem Rache gebuehrt Kostenlos Bücher Online Lesen
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verspannten Muskeln entkrampften sich ein wenig, als sie ohne weitere Zwischenfälle durch die fast dunklen Straßen fuhr. Niemand starrte sie an. Niemand drehte sich um und sah ihrem Taurus nach. Niemand hob ein Handy und fotografierte ihren Wagen. Elyse fragte sich, ob der Radfahrer mit seinem Hieb auf den Kofferraum eine Beule verursacht hatte. Sie wollte nicht, dass das Fahrzeug unveränderliche Kennzeichen hatte; es sollte durch nichts auffallen oder identifiziert werden können.
    Beruhige dich, dir kann nichts passieren. Du brauchst nur ein Kennzeichen von einem anderen Fahrzeug zu stehlen, darfst es nicht gegen dein jetziges austauschen, sondern suchst dir einen anderen silbernen Taurus, der ähnlich aussieht, einer, der an einer Durchfahrtsstation in der Bay Area parkt, und nimmst dir sein Kennzeichen oder beide. Sie müssen nicht einmal vorn und hinten identisch sein; das merkt sowieso niemand, und der Fahrer des Wagens, von dem es gestohlen wurde, glaubt einfach, es wäre abgefallen, und besorgt sich Ersatz. Du schaffst das. Alles wird gut.
    Ihre Finger glitten über das Lenkrad. Sie schaltete das Radio ein und hörte eine Weile seichten Jazz. Als sie sich der Brücke näherte und das Fenster einen Spalt öffnete, nahm sie den Geruch des Ozeans wahr. Sie lehnte sich in ihrem Sitz zurück und fuhr in Richtung Stadt, heim in ihr wirkliches Leben. Sie erwog, ihren Freund anzurufen und sich mit ihm zu verabreden, doch sie wusste, dass sie beide zu müde sein würden. Und dann wollte er womöglich wieder dieses blöde Katz-und-Maus-Spiel mit ihr treiben, das er so zu lieben schien, so, als wäre er im Begriff, sich von ihr zu trennen und die ganze Sache abzublasen.
    Sie wusste es besser.
    Er steckte zu tief mit drin, um noch einen Rückzieher machen zu können.
    »Blödmann«, schimpfte sie. Aus den Lautsprechern schwebten einsame Saxophonklänge. Sie würde ihn ein anderes Mal besuchen. So gern sie ihn auch gesehen, geküsst, seine Hände auf ihrer Haut gespürt, ihn bestiegen und bis zum Wahnsinn gevögelt hätte, ein anderes Mal wäre es besser. Sie musste nachdenken, sich auf ihren Plan konzentrieren. Nicht auf Marlas. Auf ihren eigenen.
    Sie dachte an Cissy Holt, die eigentliche Zielscheibe.
    Himmel, sie konnte es kaum erwarten, Cissys Gesichtsausdruck zu sehen, wenn sie begriff, dass sie sterben musste. Und dann wäre da noch dieser andere, einzigartige Augenblick der Bewusstwerdung und des Erkennens, wenn sie begriff, wer »Elyse« in Wirklichkeit war. Wieder regte ein Adrenalinstoß in einem Rausch der Vorfreude ihren Kreislauf an. Sie fuhr sich mit der Zunge über die Lippen. Die Reifen des Fahrzeugs surrten auf der Brücke, unter der das nachtdunkle Wasser seines Weges strömte.
    Ja, Cissy. Warte nur, dachte Elyse, als sie sich San Francisco näherte, wo die Lichter der Stadt verführerisch über das dunkle Wasser blinkten. Alles entwickelte sich so gut. Sie dachte an das Handy, das in ihrer Handtasche steckte, und an den Schlüssel, zwei Dinge, die sie während der privaten Trauerfeier für die arme Eugenia Cahill unbemerkt an sich genommen hatte. Bei dem Gedanken daran, was sie alles bewerkstelligen konnte mit Cissys Handy und dem Schlüssel, der bei der Kellertreppe »versteckt« gewesen war, einem Schlüssel, den niemand vermissen würde, nicht einmal Cissy selbst, lächelte sie. Elyse hatte einen anderen Schlüssel dort hinterlegt, einen, der fast genauso aussah. Solange niemand versuchte, ihn zu benutzen, würde kein Mensch bemerken, dass es ein falscher Schlüssel war, eine Attrappe, wie diese künstlichen Enten, die Jäger auf einem See aussetzten.
    Ein wahrer Geniestreich.
    Doch mit dem Handy verhielt es sich ein wenig anders. Cissy würde es vermissen, ausflippen, wenn sie es nicht finden konnte. Elyse musste rasch handeln und es benutzen, bevor Cissy etwas merkte.
    Und genau das hatte sie vor.
    Als sie die Brücke verließ und in Richtung City fuhr, wo sich der Verkehr vor den Ampeln staute, starrte Elyse auf die Heckleuchten des Minivans vor ihr und stellte sich Cissys Ärger vor, wenn sie den Verlust des Handys bemerkte. Sie würde den Service wahrscheinlich nicht auf der Stelle stornieren, sie würde damit rechnen, dass das verdammte Ding irgendwo wiederauftauchte, dass es auf der Feier vielleicht von irgendwem versehentlich verlegt worden wäre.
    War das nicht nahezu perfekt?
    Dir steht der Schock deines erbärmlichen, verwöhnten Lebens bevor, du Zicke.
    Cissy Holt wusste noch nicht,

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