Deadline - Rache, wem Rache gebuehrt
auf hundert Pfund Lebendgewicht, und du hast sie übers Geländer gestoßen. Na und? Und dann Rory, nichts weiter als ein unschuldiger kleiner Junge im Körper eines Mannes, oder? Konnte keiner Fliege was zuleide tun. So behindert, dass er im Rollstuhl sitzen musste, und du hast ihm präparierte Cookies untergejubelt. Wie viel Verstand oder Geschick braucht man, um einen Behinderten reinzulegen?«
»Du wolltest, dass ich sie umbringe. Du hast es mir befohlen «, brauste Elyse auf.
»Ganz recht. Und ich habe nichts dagegen einzuwenden, dass das Töten dich in Hochstimmung versetzt, aber lass uns trotzdem auf dem Teppich bleiben, okay? Du hast dich an den Schwachen, Hilflosen vergriffen. Jetzt wird es schwieriger. Bedeutend schwieriger.«
Elyse wusste nicht, was sie erwartet hatte, aber ganz sicher nicht einen Vortrag über die Feinheiten eines Mordes, eine Diskussion über Recht und Unrecht nach moralischen Kriterien.
Herrgott, was wollte Marla von ihr?
»Weißt du, wenn ich hier rauskönnte, wäre alles längst erledigt.«
»Diese Dinge brauchen Zeit.«
»Leicht gesagt. Du sitzt ja nicht in diesem Dreckloch fest. Es grenzt an ein Wunder, dass ich hier noch nicht völlig verrückt geworden bin!«, sagte sie und fing wieder an zu jammern und sich selbst zu bemitleiden. Nach allem, was Elyse für die Hexe getan hatte. Nach all den Risiken, die sie auf sich genommen hatte. Während Prinzessin Marla gegen die Langeweile kämpfte. Tja, wen zum Teufel interessierte das?
Leider machte Marla den Eindruck, als würde sie von Tag zu Tag verdrehter, als steigerte sich ihre Angst davor, erwischt zu werden. Nicht ein einziges Mal war sie die Treppe hinaufgestiegen. Gewöhnlich saß sie immer nur in ihrem verdammten Sessel vor dem Fernseher. Es war schlimm.
Ja, Marla verlangte eine detaillierte Schilderung des Begräbnisses und der darauf folgenden Feier, fragte Elyse nach Personen, die sie nicht kannte, aber außerdem war Marla auch missgestimmt. Sie hatten erwogen, dass Marla zusammen mit Elyse in Verkleidung am Begräbnis teilnehmen könnte, sich dann aber dagegen entschieden. Die Bullen würden nach ihr Ausschau halten, und ganz gleich, wie gut die Tarnung, die Schminke, Polster, Perücke, Kontaktlinsen und Kleidung auch sein mochte, es bestand doch immer noch die Chance, dass jemand sie erkannte.
Jetzt sagte Elyse: »Ich bin überzeugt davon, dass die Polizei annimmt, du steckst hinter den Morden an Eugenia und Rory. Und obwohl ich deine Sträflingskluft dem Typen gegeben habe, der sie irgendwo in Oregon wegwerfen soll, wird kein Mensch glauben, dass du über die Grenze gegangen bist, wenn wir jetzt nicht aufhören.«
»Das können wir nicht«, stieß Marla hitzig hervor. Ausnahmsweise einmal schien sie zu verstehen. »Noch nicht.« Jetzt wirkte sie verstört, nervös. »Du musst schneller arbeiten. Das ist es. Alle beseitigen, die uns im Weg sind. Dann schickst du den Mann nach Oregon. Nein, Moment. Ich werde hier sowieso verrückt. Ich helfe mit.«
»Wie?«, fragte Elyse. Die Wendung, die das Gespräch jetzt nahm, behagte ihr nicht.
»Ich will hier raus … Ich ziehe in ein Hotel. Ich kann von hier aus ein Taxi nehmen. Ich verkleide mich, fahre im Taxi bis zum Busbahnhof und von dort per Bus oder …«
»Nein!«
»Dann nehme ich den Wagen«, sagte sie so lebhaft, wie sie sich schon lange nicht mehr gezeigt hatte. »Ich muss hier raus.«
»Noch nicht«, lehnte Elyse in Panik ab. »Du kannst jetzt noch nicht gehen.«
»Ich wüsste nicht, was dagegen spricht.«
»Hab nur noch ein bisschen Geduld. Alles läuft doch nach Plan.«
Marla sah sie böse an.
»Geh zunächst mal ins Erdgeschoss. Probier aus, ob du es schaffst, diesen verdammten Keller zu verlassen. Wenn du das kannst, sehen wir weiter.«
»Du führst dich auf wie ein verdammter Gefängniswärter!«
»Ich bin nur vernünftig«, wehrte sich Elyse. Sie wollte Marla nicht verärgern, denn nichts würde sie am Gehen hindern können, wenn sie es sich in den Kopf setzte. Selbst wenn Elyse sie einschließen würde, hatte Marla doch die Schlüssel, und sie war ein Ausbruchsgenie. Nein, Marla musste überzeugt werden, dass sie noch eine Weile im Haus bleiben musste. Bis sie sich beide sicher fühlen konnten und die Arbeit erledigt war. »Wirklich, alles klappt doch so wunderbar.«
Deshalb sollst du es jetzt nicht vermasseln!
Marla seufzte abgrundtief. »Schön. Wir machen es so, wie du es willst.«
Das klang schon besser.
»Ich kann noch ein paar Wochen
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