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Deadline - Rache, wem Rache gebuehrt

Deadline - Rache, wem Rache gebuehrt

Titel: Deadline - Rache, wem Rache gebuehrt Kostenlos Bücher Online Lesen
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so dass Cissy ein paar Mal um den Block fahren musste, bis sie einen Parkplatz ein Stück hügelabwärts vom Joltz fand. Beladen mit ihrem Laptop ging sie zu dem Café und sagte sich, dass Bewegung genau das war, was sie brauchte, um den Kreislauf anzuregen und den Kopf freizubekommen.
    Zwar war ihr klar, dass sie sich albern aufführte, doch sie konnte nicht anders, sie hielt unwillkürlich Ausschau nach dem Mann in Schwarz mit dem unheimlichen Lächeln. Ob es nun eine zufällige Begegnung gewesen war oder nicht, der Zusammenstoß ließ ihr immer noch keine Ruhe.
    »Vergiss es«, ermahnte sie sich, bestellte bei Rachelle einen Mokka, bedankte sich noch einmal bei ihr und Diedre für die Hilfe bei der Begräbnisfeier und nahm dann an ihrem Lieblingstisch in der Ecke Platz. In dem beliebten Café herrschte nicht viel Betrieb. Die Stammgäste, die vor Arbeitsbeginn kamen, waren größtenteils schon wieder fort, und bis zum Ansturm zur Mittagspause dauerte es noch ein paar Stunden. Im Augenblick saßen nur ein paar vereinzelte Gäste an den Tischen und am Tresen. Einige lasen die Zeitung, andere schlürften nur ihre heißen Getränke und blickten aus dem Fenster in den kalten, grauen Tag hinaus.
    Eine Frau, die zu den Stammgästen zählte und einen Eiskaffee mit Sahne bestellt hatte, hockte am Tresen. Sie plauderte und warf einen Dollar in die Kaffeekasse, während Diedre im Schaukasten Croissants und Scones anordnete. Ein Mann, den Cissy nicht kannte, saß am Fenster. Eine Baskenmütze saß schief auf seinem kahlgeschorenen Kopf; er arbeitete fieberhaft mit einem kleinen Bleistift, mit dem gewöhnlich Golfergebnisse notiert wurden, an einem Sudoku-Rätsel.
    Es war nicht viel los. Nichts Ungewöhnliches. Weit und breit kein Mann mit einem kalten Grinsen in einem dunklen Trenchcoat.
    Natürlich tauchte Selma auf. Entweder wohnte sie in der Nähe, oder sie verfolgte Cissy, denn jedes Mal, wenn Cissy das Café aufsuchte, erschien Selma wie auf ein Stichwort.
    Sie schien ständig hier zu sein.
    Cissy beobachtete verstohlen, wie Selma, der schlanke ungebetene Beerdigungsgast mit dem rötlichen Haar, wie üblich einen Latte macchiato bestellte, um dann an Cissys Tisch zu treten und sie nach Marla zu fragen. Cissy murmelte etwas Unverfängliches zur Antwort, und Selma ging weiter zu ihrem Lieblingsplatz, wo sie ihren Latte schlürfte und einen Taschenkrimi las. Oder über das Buch hinweg Cissy und die anderen Gäste beobachtete, beinahe so, als würde sie Daten sammeln wie eine Art Generation-X-Spionin.
    Ach, hör doch auf! Cissy trank einen großen Schluck von ihrem Mokka, fuhr ihren Laptop hoch und breitete ihre handgeschriebenen Notizen auf dem kleinen Tisch aus. Sie stützte einen Fuß im Laufschuh auf den freien Stuhl ihr gegenüber und fing an, ihre Geschichte zu komponieren.
    Zuerst kam sie nur langsam voran. Sie ließ sich ablenken, durch die Leute, die das Café betraten. Sie fürchtete, sich überhaupt nicht konzentrieren zu können, ihre Kreativität durch den Stress der vergangenen paar Wochen eingebüßt zu haben. Doch nach ein paar vergeblichen Versuchen begann die Story, die seit beinahe vier Wochen in einem verborgenen Winkel ihres Bewusstseins vegetiert hatte, überraschend Gestalt anzunehmen. Sie schrieb den Text anhand ihrer Notizen, prüfte Zitate, verschob Absätze gegeneinander. Sie erinnerte sich, dass sie die Schwarze, die als Bürgermeisterin kandidierte, mochte, und als sie ihre Notizen noch einmal überflog, gelang es ihr auch, den Großteil der Ideen dieser Kandidatin zu Papier zu bringen.
    Ihre Finger hüpften über die Tastatur, ihr Mokka wurde kalt, und sie lächelte über eine ganz besonders geschickte Formulierung.
    »Cissy?«
    Sie fuhr zusammen, hätte um ein Haar ihren Becher umgestoßen und konnte ihn gerade noch retten, bevor er zu Boden fiel. Sie hob den Blick und sah ihre Nachbarin Sara an ihrem Tisch stehen.
    »Sara.« Cissys Tonfall enthielt keine Spur von Begeisterung.
    Sara rückte sich einen Stuhl an den Tisch. »Du arbeitest?«, fragte sie und verzog gleich darauf das Gesicht. »Verzeih. Dumme Frage. Kannst du eine Pause einlegen?«
    »Ich mache schon seit einem Monat Pause«, sagte Cissy.
    »Ich weiß, ich weiß. Ich halte dich nicht lange auf, aber ich muss dich sprechen. Ich habe versucht, dich auf dem Handy anzurufen, habe dich aber nicht erreicht, und dann habe ich es auf dem Festnetz versucht. Tanya hat mir gesagt, wo du zu finden bist, und, bitte«, sie hob eine Hand, »sei

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