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Deadline - Rache, wem Rache gebuehrt

Deadline - Rache, wem Rache gebuehrt

Titel: Deadline - Rache, wem Rache gebuehrt Kostenlos Bücher Online Lesen
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roch nach Brackwasser, eine kalte Brise wehte vom Pazifik herein, schlug ihm ins Gesicht und fuhr in seine Windjacke. Er kehrte in einem Café ein, wo er sich einen schwarzen Kaffee und ein Vollkornmuffin bestellte, wegen des vermuteten größeren Nährwerts. Nicht, dass es ihm wichtig war, aber sein Arzt hatte ihn am Wickel.
    Er sollte angeln gehen. Oder Golf spielen. Oder segeln. Oder verdammt noch mal zu Hause bleiben und im Fernseher ein Spiel anschauen. Doch er hatte sich für diesen Spaziergang am Anleger entschieden und dachte jetzt, während er Fußgängern, Joggern, Kinderwagen und Skateboards auswich, immer noch an diesen Fall.
    Immer nur an den verdammten Fall.
    Er sah den Segelbooten nach, die durch das trübe Wasser glitten, ging dabei aber nach wie vor das Beweismaterial durch. Das Telefonregister für Rory Amhursts Zimmer und Eugenia Cahills Haus lieferte keine Hinweise. Reifen-, Fuß- und Fingerabdrücke konnten Angehörigen des Personals in Harborside oder Mitgliedern der Familie Cahill und deren Angestellten in dem Haus am Mt. Sutro zugeordnet werden. Es hatten sich keinerlei Beweismittel gefunden, die auf einen konkreten Mörder hinwiesen, und während Stunden und Tage verstrichen, war Paterno klar, dass die Situation immer verschwommener wurde. Er hatte die letzten Tage in Eugenia Cahills Leben rekonstruiert, mit den Personen gesprochen, die sie zuletzt gesehen hatten, war den Spuren ihrer letzten Stunden gefolgt, doch kein Mensch hatte etwas gesehen oder gehört, was Aufschluss über den Täter geben konnte.
    Er trat ans Geländer des Anlegers und starrte ins Wasser, wo er sein verzerrtes Spiegelbild sah. Sein Instinkt sagte ihm, dass Marla Cahill hinter den Morden steckte, doch er konnte es nicht beweisen, und auch eine landesweite Menschenjagd konnte die schwer zu greifende Hexe nicht lokalisieren.
    Wo war sie?
    Wer gewährte ihr Unterschlupf?
    Warum hatten die Dutzende Anrufe von Personen, die glaubten, sie gesehen zu haben, nicht eine einzige Spur erbracht?
    Und Mary Smith – wer zum Teufel war sie? Der Name war natürlich falsch, wie auch ihre angebliche Zugehörigkeit zu dieser Kirchengemeinde, aber warum hatte sie niemand gesehen? Das Phantombild des Polizeizeichners und ein weiteres, per Computer erstelltes waren in allen Nachrichtensendungen gebracht worden, aber genau wie in Marlas Fall ergab sich kein einziger Anhaltspunkt.
    »Scheiße«, knurrte er und bemerkte eine Möwe, die sich ganz in seiner Nähe niedergelassen hatte und den Rest seines Frühstücks beäugte. Er ließ es ins Wasser fallen und sagte: »Friss dich nur voll.« Der Vogel stürzte sich auf das durchweichte Muffinstück und verschlang es gierig. Zwei weitere Möwen kreischten und versuchten, es ihr abzuluchsen. »Angeblich senkt das den Cholesterinspiegel«, erklärte er den Vögeln, trank den Rest seines Kaffees aus und warf den Becher in einen Mülleimer.
    Welche Anhaltspunkte hatte er also für seine Suche nach Marla, für die Lösung der Mordfälle?
    »Reichlich wenig, so gut wie nichts«, sagte er ins Leere und marschierte zurück zu seinem Wagen. Er war angespannt. Aufgewühlt. Wusste, dass es mehr Tote geben würde, wenn sie Marla nicht bald fassten. Er hatte versucht, Cissy Cahill auf ihrem Handy zu erreichen und zu warnen, konnte ihr jedoch lediglich Nachrichten hinterlassen. Vielleicht ging sie ihm aus dem Weg. Er brauchte kein Genie zu sein, um zu erkennen, dass sie ihm nicht über den Weg traute.
    Nicht, dass er es ihr hätte verübeln können.
    Es hatte den Anschein, als würde er die Familie Cahill schon seit Jahren verfolgen, wenngleich beinahe ein Jahrzehnt den ersten Fall vom jetzigen trennte. Das Jahrzehnt, das Marla sicher hinter Schloss und Riegel verbracht hatte. Diese friedliche Zeit war jetzt vorüber, die Mörderin befand sich wieder auf freiem Fuß. Vor drei Jahren war sie direkt oder indirekt in die Morde an drei Menschen verwickelt gewesen, und jetzt stockte sie die Todesliste auf, wenngleich Paterno auch jetzt wieder vermutete, dass sie nur die Drahtzieherin war. Jemand anderes nahm ihr die Schmutzarbeit ab. Wie damals auch.
    Aber wer?
    Er hatte Benowitz kontaktiert, aber die staatliche Polizei hatte kein Glück gehabt und Marla ebenfalls nicht zu fassen bekommen. Auch das FBI war frustriert.
    Willkommen in meiner Welt.
    Er zog die Schlüssel aus der Tasche und wollte gerade die Fahrertür seines Cadillacs aufschließen, als er den Kratzer, einen langen, hässlichen Strich auf der

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