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Deadlock

Deadlock

Titel: Deadlock Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sara Paretsky
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breit. Schließlich erspähte ich einen Mann, der unter einem winzigen Flugzeug auf dem Rücken lag.
    »Ich suche das Flugzeug nach Chicago«, rief ich ihm zu.
    Unwillig kam er hervorgekrabbelt. »Da sind Sie hier falsch. Hier gibt's nur ein paar Privatmaschinen. Der öffentliche Flugplatz liegt am Interstate, etwa fünfunddreißig Kilometer von hier. Dort müssen Sie hin.«
    Verzagt ließ ich die Schultern hängen. Wie sollte ich das bloß schaffen! Seufzend erkundigte ich mich nach einem Telefon. Er deutete auf das andere Ende des Schuppens.
    Mir kam eine Idee. »Hat Martin Bledsoe sein Flugzeug hier?«
    »Es war hier. Cappy ist vor zwanzig Minuten gestartet.« »Cappy?«
    »Sein Pilot. Da ist ein Kerl aufgetaucht und hat sich von ihm in Bledsoes Auftrag nach Chicago fliegen lassen.«
    Ich fühlte weder Überraschung, Schock noch Ärger. Sogar dazu war ich zu erschöpft. »War er rothaarig? Mit einer Narbe auf der linken Backe?«
    Der Mechaniker zuckte die Achseln. »Die Narbe habe ich nicht bemerkt. Aber rothaarig war er.« Cappy hatte den Mann erwartet - Bledsoe hatte ihn am Vortag telefonisch informiert. Mehr wusste der Mann nicht. Bei dem klaren Wetter über dem Michigansee müssten sie bis sechs in Chicago sein, meinte er abschließend und kroch wieder unter seine Maschine. Ich spürte das Telefon auf und bestellte ein Taxi. Dann kauerte ich mich auf den Gehsteig und döste ein. Das Hupen des Taxis schreckte mich auf; ich stieg ein und schlief sofort wieder ein. Zehn Minuten vor Abflug erreichten wir den Internationalen Flughafen von Chippewa County; ein freundlicher Dicker verkaufte mir ein Ticket und half mir und zwei weiteren Passagieren in die Propellermaschine.
    Ich hätte gern weitergeschlafen, doch auf dem endlosen Flug - die Maschine flog drei Kleinstädte in Michigan an - schössen mir die unsinnigsten Gedanken durch den Kopf. Warum sollte Bledsoe sein eigenes Schiff in die Luft jagen, und was hatte Mattingly sonst noch für ihn erledigt? Die Bereitschaft, mit der er mich über seine finanziellen Angelegenheiten informiert hatte, konnte auch bedeuten, dass hier etwas oberfaul war und dass den Banken frisierte Unterlagen vorgelegt worden waren. Andererseits - seine Reaktion bei der Explosion der »Lucella« war echt gewesen: Niemand hätte diesen Schock nur spielen können. Und wenn er mit Hilfe einer Versicherungssumme seinen finanziellen Verpflichtungen hätte nachkommen wollen, wäre es nicht nötig gewesen, gleich das ganze Schiff in die Luft zu jagen. Mattingly hatte vielleicht den falschen Sprengstoff erwischt. Oder die Menge war zu groß gewesen. In jedem Fall war irgendetwas schief gegangen. Warum hatte Bledsoe mir einen Platz in seiner Privatmaschine angeboten, wenn der doch für Mattingly bestimmt war? Glaubte er, ich würde ablehnen? Angenommen, die »Lucella« wäre nur, wie geplant, leicht beschädigt worden, dann hätte er ja nach Hause fliegen können. Wie aber wollte er mir in diesem Fall Mattinglys Anwesenheit erklären? Lauter nutzlose Spekulationen, Fragen, auf die es keine Antwort gab. Im Grunde meines Herzens war ich tief gekränkt. Es sah ganz so aus, als hätte Bledsoe, der am Vorabend so charmant über »Peter Grimes« geplaudert hatte, mich verschaukelt. Wenigstens war ich mit ihm nicht ins Bett gegangen - ein schwacher Trost.
    Als ich endlich in Chicago ankam, suchte ich noch auf dem Flughafen im Telefonbuch Mattinglys Adresse heraus. Er wohnte in der Nähe des Logan Square, North Pulaski Road Nummer 3600. Ich stieg in ein Taxi, und um halb zehn stand ich vor seinem gepflegten Bungalow. Ich klingelte. Sekunden später öffnete seine junge Frau Elsie, die kurz vor der Entbindung stand, die Tür. Entgeistert starrte sie mich an. Ich musste fürchterlich aussehen. »Hallo, Elsie«, sagte ich und betrat die winzige Diele. »Ich bin V.I. Warshawski, Champs Cousine. Wir kennen uns von ein paar Hockey-Feten, erinnern Sie sich? Ich muss unbedingt Howard sprechen.« »Howard - Howard ist nicht da.« »Wirklich nicht? Sind Sie da ganz sicher?«
    Über ihre kindlich gerundeten Backen liefen Tränen. »Er ist nicht da. Wirklich nicht! Pierre-Pierre hat schon drei Mal angerufen, und beim letzten Mal hat er mir gedroht. Aber ich habe Howard seit vier Tagen nicht gesehen. Ich dachte - ich dachte, er sei beim - beim Coeur d'Argent, mit Pierre. Aber er war gar nicht dort, und ich weiß nicht, wo er ist, und das Baby kann jeden Tag kommen. Ich habe solche Angst!« Sie schluchzte heftig.
    Ich

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