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Deadlock

Deadlock

Titel: Deadlock Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sara Paretsky
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meine Kleider auf. Nach dem Verlust eines Hosenanzugs und meines Reisegepäcks gab's sogar ein bisschen weniger aufzuräumen!
    Zufrieden ließ ich mich mit einer Tasse Kaffee nieder, um die Post durchzusehen. Zumeist Rechnungen, die ich ungeöffnet beiseite legte. Weshalb sollte ich mir die Laune verderben? Ein Umschlag enthielt einen Scheck von der Ajax-Versicherung über dreitausendfünfhundert Dollar für ein neues Auto. Wie umsichtig von dem Postboten, dass er den Scheck einfach auf dem Fußboden der Eingangshalle deponiert hatte, sodass sich jeder Drogensüchtige in der Halsted Street hätte bedienen können! Im Päckchen waren die Schlüssel zu Champs Wohnung und die Mitteilung von Sergeant McGonnigal, dass die Polizei ihre Ermittlungen abgeschlossen habe und mir die Wohnung wieder zur Verfügung stehe.
    Ich goss mir nochmals Kaffee ein und überlegte meine nächsten Schritte. Da war zuerst Mattingly. Ich rief Pierre Bouchard an und fragte ihn, wo ich Mattingly erreichen könne, wenn er nicht zu Hause sei.
    Er schnalzte mit der Zunge. »Keine Ahnung, Vic. Ich habe um den Kerl stets einen Bogen gemacht.«
    »Wissen Sie zufällig, ob er tauchen kann?«
    »Tauchen?«, wiederholte er. »Nein, weiß ich nicht. Über seine privaten Ambitionen ist mir nichts bekannt, aber ich werde mich gern umhören ... Ach übrigens: Ich hab' den Namen.« »Welchen Namen?«
    »Sie hatten sich doch bei Anna nach dem Mann erkundigt, den wir zu Weihnachten kennen gelernt haben, als sich Champ und Paige zum ersten Mal trafen.«
    »Ach ja, stimmt!« Das hatte ich ganz vergessen. Der Mann, der sich für Anteile der Black Hawks interessierte und für den Odinflute die Party gegeben hatte. »Also, wer war's?«
    »Verstehe«, meinte ich lahm. Mehr fiel mir nicht ein, sodass Bouchard sich schließlich erkundigte, ob ich noch da sei. »O ja, natürlich. Haben Sie vielen Dank, Pierre ... Rufen Sie mich an, wenn Sie etwas von Mattingly hören.« Obwohl ich nicht ganz bei der Sache war, steckte ich meinen Scheck ein und begab mich hinüber zu Humboldts Gebrauchtwagenhandlung, wo ich mir einen Omega zulegte, ein einundachtziger Modell in Rot, mit einem Kilometerstand von fünfzehntausend, ausgestattet mit Servolenkung und Servobremsen. Da der Betrag nicht ganz reichte, musste ich einen Finanzierungsvertrag über achthundert Dollar unterschreiben. Die Raten würden mir nicht wehtun - ich würde Champs Erbmasse mit einer gesalzenen Rechnung belasten, sobald dieser ganze Schlamassel vorbei war. Falls es je so weit kam. Grafalk hatte sich also für die Black Hawks interessiert. Und Paige war Gast auf jener Party gewesen. Wen hatte sie dort gekannt? Wer hatte sie mitgebracht? Bemerkenswerter Zufall! Ich war gespannt, was sie mir zu diesem Thema zu sagen haben würde.
    Leicht benommen fuhr ich in meinem neuen Wagen zu Champs Wohnung und parkte direkt unter einem Parkverbotsschild. Nach zweiwöchiger Vernachlässigung, nach dem Einbruch und den polizeilichen Ermittlungen sah es hier noch katastrophaler aus als bei mir.
    Ich schenkte mir einen Chivas ein. Nochmals eine Wohnung aufräumen - das war zu viel. Ich verteilte lediglich die Papiere wieder auf die einzelnen Stapel. Für die Säuberungsarbeiten würde ich eine Putzkolonne anfordern. Ganz offen gesagt: Mir hing der ganze Kram hier zum Hals heraus.
    Ich machte einen Rundgang durch die Wohnung, um ein paar Andenken zusammenzusuchen, die mir am Herzen lagen: Champs erster und letzter Eishockeyschläger, eine Totemmaske aus Neuguinea und einige Fotos von ihm als Eishockeyspieler. Wieder grinste ich mir in meiner dunkelbraunen Juristenrobe entgegen. Ich nahm das Bild von der Wand und klemmte es mit den anderen Sachen unter den Arm. Wenn die Putzkolonne mit ihrer Arbeit fertig war, wollte ich das Apartment und Champs übrige Habseligkeiten verkaufen. Hatte ich Glück, dann brauchte ich die Wohnung nie mehr zu betreten. Ich brachte meine Schätze im Kofferraum unter und fuhr davon. Niemand hatte mir einen Strafzettel verpasst. War meine Pechsträhne vielleicht vorüber? Zwei weitere Punkte standen auf meinem Programm. Zum einen wollte ich von Bledsoe wissen, weshalb Mattingly Sault Ste. Marie in seinem, Bledsoes, Flugzeug verlassen hatte. Zum anderen musste ich mir einen genaueren Überblick über die finanziellen Verhältnisse von Phillips verschaffen. Ich begann mit seinem Büro.
    Ein Besuch im Hafen von Chicago an einem späten Samstagnachmittag ist ein Erlebnis für sich. Rund um die Silos herrschte

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