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Deadlock

Deadlock

Titel: Deadlock Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sara Paretsky
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mit Gurt antrifft, obwohl sie die meisten Unfälle sehen.«
    McGonnigal schwieg beharrlich. Auf meine schüchternen Versuche, ein Gespräch in Gang zu bringen, reagierte er nur mit noch schnellerem Tempo. Ich verkniff mir die Bemerkung, dass er für normale Verkehrsverhältnisse viel zu schnell fuhr. Fast einen Meter vom Bordstein entfernt brachte er den Wagen zum Stehen, stieg aus und knallte die Tür hinter sich zu. Ich folgte ihm durch den Hintereingang ins Revier der 12. Straße.
    »Haben Sie übrigens im Mordfall Kelvin schon jemanden festgenommen, Sergeant?«
    »Der Fall ist noch ungeklärt«, sagte er steif.
    Mallory hatte ein winziges Büro in dem Irrgarten, der sich Morddezernat nennt. Die hintere Wand bedeckte ein Stadtplan, auf dem die einzelnen Stadtteile dick schwarz umrandet waren, die Gebiete mit der höchsten Kriminalitätsrate rot. Als wir eintraten, telefonierte Mallory. Ich sah mir meine eigene Wohngegend auf der Karte an. Bei uns gab es viele Morde und Vergewaltigungen. Vielleicht wäre ich in Melrose Park - mit sechs Kindern - doch besser aufgehoben. Bobby legte den Hörer auf und griff nach einem Stoß Akten. Er setzte seine Nickelbrille auf und begann, Berichte zu lesen. »Komm hier rüber und setz dich, Vicki.«
    Ich nahm an der Schmalseite seines Schreibtisches Platz. »Du warst heute Früh auf dem Gelände von Plymouth-Stahl, als Clayton Phillips' Leiche entdeckt wurde.«
    Darauf gab ich keine Antwort, und er sagte in scharfem Ton: »Das stimmt doch, oder?«
    »Ich hielt das für eine Feststellung, nicht für eine Frage. Natürlich war ich dort - ich habe ja die Polizei verständigt und kein Hehl daraus gemacht, wer ich bin.« »Lass die kessen Sprüche. Was hattest du dort zu suchen?«
    »Sonntag früh habe ich die Leiche von Phillips in den Frachtraum geworfen, und ich wollte die Gesichter der Leute sehen, wenn sie auf dem Förderband zum Vorschein kam.«
    Bobby schlug mit der flachen Hand auf den Schreibtisch. »Vicki, es fehlt nur noch so viel und du landest als wichtige Zeugin im Gefängnis.« Er zeigte mit Daumen und Mittelfinger eine winzige Spanne. »Und nun sag mir, was du dort gemacht hast.«
    »Ich habe Martin Bledsoe gesucht. Ihm gehört die Pole-Star-Linie.« Bobby wurde ein wenig zugänglicher. »Warum hast du ihn gesucht?« »Ich war an Bord der >Lucella<, die letzte Woche explodiert ist. Sie war das größte Schiff seiner Reederei. Jemand hat in Sault Ste. Marie letzten Freitag eine Unterwasser-Sprengladung am Schiffsrumpf angebracht, und -« »Ja, ja. Das ist mir alles bekannt. Aber weshalb hast du Bledsoe gesucht?« »Meine Reisetasche ist in die Bruchstelle im Mittelschiff gerutscht. Ich wollte wissen, ob sie gefunden wurde.«
    Mallory schoss die Röte ins Gesicht. »Du willst mir doch nicht erzählen, dass du einem Reeder mit solch einer Lappalie kommst. Also, lass jetzt die Faxen, und rück mit der Wahrheit raus!«
    Ich schüttelte ernsthaft den Kopf. »Ich sage ja die Wahrheit. Keiner wusste darüber Bescheid, deshalb bin ich zu ihm gegangen. Weißt du, meine Smith & Wesson war in der Tasche, die hat mich dreihundert Dollar gekostet, und ich kann mir keine neue leisten.«
    Das war ein reines Ablenkungsmanöver. Bobby widerstrebt nämlich die Vorstellung, dass ich mit einer Waffe herumlaufe, obwohl er weiß, dass mir mein Vater beigebracht hatte, wie man sie benutzt. Tony war überzeugt davon, dass die meisten Unfälle mit Schusswaffen von Kindern verursacht werden, die nicht damit umgehen können. Da er bisweilen seinen Polizeirevolver mit nach Hause bringen musste, lernte ich, wie man ihn reinigt, lädt und damit schießt. Trotzdem: Eine Frau mit einer Smith & Wesson in der Tasche entspricht nun einmal nicht Bobbys Auffassung vom Lebensstil einer echten Dame. Prompt wollte er wissen, aus welchen Gründen ich mit dem Revolver an Bord gegangen sei und was ich überhaupt auf der »Lucella« verloren gehabt hätte. Auf diesem Gelände fühlte ich mich schon sicherer. Ich erinnerte ihn an meinen Autounfall. »Ihr wolltet mir alle weismachen, es seien Rowdys gewesen, aber ich hatte auf jemanden aus dem Hafen getippt. Ich bin nach Thunder Bay gefahren, um mit dem Kapitän und dem Chefingenieur der >Lucella< zu reden. Da einer von beiden versucht haben könnte, mich umzubringen, habe ich den Revolver mitgenommen.«
    Ich wiederholte meine Theorie, dass man Champ unter die »Bertha Krupnik« gestoßen habe. Ferner erzählte ich ihm von meinem Verdacht, dass Henry Kelvin

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