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Deadlock

Deadlock

Titel: Deadlock Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sara Paretsky
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»Miss Warshawski hat eventuell etwas mitzuteilen, was sich auf unsere Zahlungsverpflichtung auswirken könnte.« Ich nahm in einem Sessel am Fenster Platz und beobachtete, wie die untergehende Sonne den Buckingham-Brunnen in rosagoldenes Licht tauchte. »Meine Informationen zur Explosion auf der >Lucella< habe ich im Rahmen der Untersuchung eines Mordfalls gesammelt. Im Augenblick gibt es zwei Verbrechen - erstens den Mord an einem jungen Mann, der bei der Eudora-Getreideverschiffungsgesellschaft tätig war, und zweitens die Zerstörung der >Lucella<. Mir ist nicht ganz klar, ob zwischen beiden ein Zusammenhang besteht. Jedenfalls ermittelte ich auf der >Lucella< in dem Mordfall, als sie in die Luft flog, und dieser Tatsache ist mein persönliches Interesse an dem Schiffsunglück zuzuschreiben.« »Wen vertreten Sie?«, fragte Hogarth.
    »Eine Privatperson - niemand, den Sie kennen ... Wie viel Zeit benötigen Sie, um einen Schadenersatzanspruch in dieser Größenordnung abzuwickeln?« »Jahre«, kam es wie aus einem Mund. Der Engländer fügte hinzu: »Wirklich, Miss Warshawski, es dauert ewig.« Bei meinem Namen kam er ein wenig in Stottern - anders als Hogarth, der es gleich beim ersten Anlauf geschafft hatte. »Sagen Sie, wer kommt für Bledsoes Aufwendungen bei der Reparatur der >Lucella< auf?«
    »Wir«, erklärte Hogarth. »Ferrant ist für die Schäden am Schiff zuständig, wir für den Verlust der Ladung und für entgangene Aufträge, solange das Wrack auf Grund liegt.«
    »Gewähren Sie einen Vorschuss für die Reparatur?«
    »Nein«, sagte Ferrant. »Wir begleichen die Rechnungen, sobald sie von der Werft eingereicht werden.«
    »Und Pole Star ist durch den Vertrag gedeckt, obwohl feststeht, dass das Schiff nicht einfach wegen eines Konstruktionsfehlers auseinander gebrochen ist, sondern in die Luft gesprengt wurde?«
    Ferrant schlug seine Storchenbeine übereinander. »Das war eine der ersten Fragen, die wir erörtert haben. Soweit uns bekannt ist, ist das Schiff nicht im Rahmen kriegerischer Auseinandersetzungen explodiert. Es gibt noch weitere Ausschlussklauseln, aber das ist die wichtigste ... wenn Bledsoe sein Schiff nicht selbst zerstört hat.«
    »Um so etwas zu tun, müsste er einen entscheidenden finanziellen Vorteil daraus ziehen«, wandte ich ein. »Nur wenn er das Geld von der Versicherung kassieren und für die Dauer der Reparatur anlegen könnte, würde das einen Sinn ergeben.«
    »Stimmt«, bemerkte Hogarth ungeduldig. »Es ist unsinnig, ein brandneues Schiff wie die >Lucella< lahm zu legen. Ja, wenn es sich um eine dieser alten Schaluppen handeln würde, die mehr kosten, als sie einbringen - aber ein dreihundert Meter langer Frachter mit modernsten Ladeeinrichtungen ...«Er schüttelte den Kopf.
    »Sie meinen, so alte Dinger wie in Grafalks Flotte?«, warf ich ein, wobei ich an den Aufprall der »Leif Eriksson« an meinem ersten Tag im Hafen denken musste. »Für ihn wäre es wohl günstiger, Versicherungsleistungen zu kassieren, statt seine Schiffe im Frachtverkehr einzusetzen?«
    »Nicht unbedingt«, widersprach Hogarth etwas verlegen. »Das hängt vom Ausmaß des Schadens ab. Sie denken wohl an die >Leif Eriksson    Bledsoe hatte mir erklärt, man könne ihn nicht für die Schäden an der Schleuse heranziehen. Als ich den Einwand vor brachte, verzog Hogarth das Gesicht. »Dieses Problem wird die Rechtsanwälte ebenfalls mindestens ein Jahrzehnt beschäftigen. Sollte Bledsoe sein Schiff selbst in die Luft gejagt haben, so ist er natürlich auch verantwortlich für die Schäden an den Schleusentoren. Falls wir den wahren Schuldigen finden, so muss eben dieser dafür aufkommen. Wir könnten gegen ihn Regressansprüche anmelden.« Ich sah ihn fragend an.
    »Regress heißt, wir können die Summen zurückfordern, die wir an Bledsoe zahlen müssen. Wenn der Täter nicht gefasst wird, muss eben der reiche Onkel Sam bei den Kosten für die Schleusenreparatur einspringen. Das wird er wohl in jedem Falle tun müssen, denn keine Privatperson ist in der Lage, solche Summen aufzubringen. Man wird lediglich ein Gerichtsverfahren eröffnen und den Schuldigen für zwanzig Jahre ins Gefängnis stecken.« Als das Telefon läutete, hob er ab. Seine Frau schien am Apparat zu sein. Er versprach ihr beschwichtigend, dass er das Büro in zwanzig Minuten verlassen werde. Mit gequälter

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