Deadlock
umgebracht worden war, als er Einbrecher in Champs Wohnung überraschte, die auf der Suche nach Beweismaterial für ein Verbrechen unten am Hafen gewesen waren. Bobby ließ sich nicht überzeugen. Seiner Ansicht nach war Champs Tod auf einen Unfall zurückzuführen, ich war das Opfer von Rowdys, und Kelvin hatte ganz normale Einbrecher bei der Arbeit gestört. An diesem Punkt fasste ich den Entschluss, den Rest meiner Informationen für mich zu behalten nach dem Motto: Wie du mir, so ich dir.
Als Bobby erneut auf meine Fingerabdrücke in Phillips' Büro zurückkam, wich ich aus. »Weshalb habt ihr dort überhaupt Fingerabdrücke genommen?«
»Weil er umgebracht wurde, Vicki«, erklärte Bobby sarkastisch. »Wir haben sein ganzes Büro durchsucht und alles getan, um festzustellen, ob er dort getötet wurde.«
»Und?«
Mallory malte Kringel auf seinen Schreibblock. »Er ist in den Frachträumen erstickt. Wir wissen nicht, wo ihm die Kopfverletzung beigebracht wurde. Die hätte ebenfalls zum Tod geführt, wenn er nicht schon zuvor erstickt wäre.« Mir drehte sich der Magen um. Was für ein entsetzlicher Tod! Ich hatte Phillips zwar nicht ausstehen können, aber ein solches Ende hätte ich ihm wirklich nicht gewünscht. Wenn er allerdings Champ von der Kaimauer gestoßen hatte ... »Wann ist das nach eurer Ansicht passiert?«
»Am Sonntagmorgen, so gegen sechs. Eventuell auch ein paar Stunden früher oder später. Und jetzt möchte ich endlich wissen, was du in seinem Büro gemacht hast, Vicki - und wann du dort warst.«
»Gestern früh gegen sechs bin ich zu ihm rausgefahren, um mich mit ihm über den Tod meines Vetters zu unterhalten. Als er sich weigerte, meine Fragen zu beantworten, geriet ich in Wut und schlug ihm dieses Messingdings über den Schädel, das vorn auf seinem Schreibtisch steht.«
Bobbys bitterböser Blick verhieß nichts Gutes. Er rief McGonnigal herein.
»Schreiben Sie alles mit, was sie sagt. Noch eine einzige dämliche Bemerkung, und wir nehmen sie als Zeugin in Gewahrsam. Mich kotzt das Ganze langsam an.« Er wandte sich wieder an mich. »Wann warst du dort?«
Ich betrachtete die Fingernägel meiner rechten Hand. Sie brauchten dringend eine Maniküre. Die linke war kein bisschen besser. »Samstagabend.«
»Und was hast du dort gemacht?«
»Wenn ich geklaut hätte, wäre ich bestimmt so schlau gewesen, Handschuhe zu tragen. Das kann's also nicht gewesen sein. Ich habe nach Beweismaterial gesucht, aus dem hervorgeht, dass Phillips ein Krimineller ist.«
»Wer ist dein Auftraggeber, Vicki?«
Ich schüttelte den Kopf. »Das ist vertraulich, Bobby.«
Darüber redeten wir eine Zeit lang hin und her. Ich betrachtete mich immer noch als Champs Interessenvertreterin, aber das ging Bobby einen Käse an; lieber sollte er mich einsperren.
»Man kann doch keine Leiche in den Hafen einschleusen, ohne von irgendjemandem gesehen zu werden«, bemerkte ich zwischendurch. »Am Eingang ist ein Polizeiposten. Habt ihr dort mal nachgefragt, wer am Sonntagmorgen das Gelände betreten hat?«
Mallory sah mich vernichtend an. »Ganz so blöd sind wir auch wieder nicht. Die Leute werden zurzeit vernommen.« »War Niels Grafalk dabei?« »Nein. Unser Posten hat ihn nicht gesehen. Warum?« Ich zuckte die Achseln. »Es hat mich nur interessiert.« Bobby ritt weiterhin darauf herum, weshalb ich Phillips' Büro einen Besuch abgestattet hatte, was ich hatte finden wollen und dergleichen mehr. Schließlich sagte ich: »Bobby, du glaubst, Champ sei durch einen Unfall ums Leben gekommen, und ich glaube, er wurde ermordet. Ich habe nach Beweisen gesucht, die die Eudora belasten. Die Sache ist nämlich in der Nähe der Silos der Eudora passiert, kurz nach einer Auseinandersetzung mit einem ihrer Leute.« Mallory schichtete die Papiere auf seinem Schreibtisch ordentlich aufeinander, nahm die Nickelbrille von der Nase und legte sie obenauf. Das war das Zeichen für das Ende der Vernehmung. »Vicki, ich weiß, was dir Champ bedeutet hat, meine aber, dass du seinem Tod einfach zu viel Bedeutung beimisst. Wir erleben so etwas häufig. Irgendeiner verliert durch einen schrecklichen Unglücksfall seinen Sohn, seine Frau oder seinen Vater, und weil er es nicht wahrhaben will, behauptet er, es sei Mord gewesen. Ein Mord verleiht dem geliebten Menschen eine Art Heiligenschein - der Verlust ist dann leichter zu akzeptieren. Du musstest in letzter Zeit viel verkraften, Vicki - du hast deinen Vetter verloren und wärst beinahe
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