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Deadwood - Dexter, P: Deadwood

Deadwood - Dexter, P: Deadwood

Titel: Deadwood - Dexter, P: Deadwood Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pete Dexter
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plötzlich heiß. Die Nacht zuvor war er mit Lurline zusammen gewesen, sie hatten es mehr oder weniger die ganze Nacht getrieben, aber jetzt war ihm schon wieder heiß. »Ich habe Sie bei Bills Beerdigung vermisst«, sagte sie. »Ich hatte nie Gelegenheit, Ihnen mein tief empfundenes Beileid auszusprechen.« Sie hatte immer noch die Pakete auf dem Arm. »Er hat auf mich wie ein sehr liebenswürdiger Mann gewirkt«, sagte sie.
    »Er hatte«, antwortete Charley, »viele Seiten.« Dann gab er dem Flaschenfreund den Whiskey, setzte seinen Hut auf und griff nach den Paketen.
    »Die hier nehme ich Ihnen ab«, sagte er. Sie überließ ihm die Pakete und – eine höchst befremdliche Geste – strich ihm mit den Fingern über die Wange.
    »Ich weiß genau, wie Sie sich fühlen«, sagte sie. Und er fragte sich, ob das wohl stimmte, und wenn ja, wie weit das gehen würde. Er roch das Parfum auf ihrer Hand – es war ein anderer Duft als der von Lurline –, und jeder Tropfen Blut in seinem Körper schoss entweder in seinen Kopf oder in seinen Pimmel, wo munter die Trommel geschlagen wurde. Er rückte seine Last zurecht und machte sich mit Mrs. Langrishe auf den Heimweg. Der Flaschenfreund folgte ihnen in einem Abstand von ein oder zwei Metern. Von Zeit zu Zeit blieb er kurz stehen, um einen kleinen Schluck Whiskey zu nehmen. Der Flaschenfreund konnte nicht gleichzeitig trinken und gehen.
    Charley war nicht peinlich berührt. Er lehnte es ab, sich für Freunde zu schämen.
    Mrs. Langrishe musterte Charley beim Gehen. Schauspielerinnen hatten etwas Bestimmtes an sich, sodass sie alles tun oder lassen konnten, und doch wirkte es nie unangebracht. »Ich habe gehört, Sie haben einen Pony-Express aufgemacht«, sagte sie. Die drei waren inzwischen auf der Shine Street und bogen nach rechts ab, den Berg hinauf. Abgesehen vom Hochwasser und den Bränden war das einzige Problem, mit dem man zu kämpfen hatte, wenn man in einer Bergschlucht lebte, dass es immer bergauf ging, sowie man abbog.
    Charley schüttelte den Kopf. »Wir haben einen Wettkampf gemacht«, sagte er. »Ich gegen Clippinger. Wir haben mit einem halben Tag Vorsprung gewonnen, aber Clippinger hat seinen Dienst nie eingestellt. Dann ist mein Bruder Steve für dreißig Tage ins Gefängnis gewandert, weil er unten in Fort Laramie während der Siegesfeier ein Schwein erschossen hat, das irgendwem gehörte.« Die Nachricht, dass Steve ins Gefängnis gewandert war, weil er Schweine abknallte, hatte ihn in einem Brief erreicht, der vom Clippinger Pony-Express zugestellt wurde.
    Sie lächelte ihn an. »Was hat ihn denn dazu getrieben, ein Schwein zu erschießen?«
    Charley warf einen Blick hinter sich und sah, dass der Flaschenfreund gerade um die Ecke kam. Er blieb stehen und wartete, dass er aufholen konnte. »Entschuldigen Sie bitte«, sagte er, »er kommt leicht durcheinander.«
    »Ihr Bruder?« fragte sie.
    »Tja, der auch«, sagte Charley. »Aber ich meinte eigentlich den Flaschenfreund. Mein Bruder Steve ist sechsunddreißig Jahre alt und bislang hat er noch nie irgendetwas mutwillig erschossen.« Mrs. Langrishe ließ es dabei bewenden. Der Flaschenfreund schloss zu ihnen auf, und sie machten sich auf den Weg den Berg hinauf.
    »Dann haben Sie die Postbranche aufgegeben?« fragte sie.
    Charley zuckte die Achseln. »Schwer zu sagen, wer bei diesen Dingen was aufgegeben hat.« Darüber musste sie lachen, was ihm wiederum das Gefühl vermittelte, auf eine Art schlau zu sein, die er selbst nicht ganz verstand. Er sog ihren Duft ein und sah sie den ganzen Weg über an.
    Das Haus hatte zwei Etagen. Es war weiß getüncht und hatte eine Veranda sowie eine eisblaue Tür. Überall gab es Fenster, irgendwie mehr Fenster als Haus. Es sah nicht gerade sicher aus. Sie hielt ihnen die Tür auf, doch der Flaschenfreund wollte nicht mit hereinkommen. Selbst als Mrs. Langrishe ihm ein Glas Whiskey anbot, schüttelte er den Kopf und wollte sich nicht von der Stelle bewegen. »Einen Flaschenfreund um seine Flasche zu erleichtern ist kein Anreiz für ihn«, erklärte Charley.
    »Nun, vielleicht könnte ich im Haus eine Flasche für ihn finden«, sagte sie.
    Der Flaschenfreund raunte: »Ja, vielleicht könnten Sie das.«
    Sie sahen sich einen langen Moment an, dann verschwanden Mrs. Langrishe und Charley im Haus. Der Schwachkopf blieb, wo er war. Charley folgte ihr in eine Wohnstube und stellte die Pakete auf einem Stuhl ab. Die Wände waren bedeckt mit Bildern und Plakaten von

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