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Deadwood - Dexter, P: Deadwood

Deadwood - Dexter, P: Deadwood

Titel: Deadwood - Dexter, P: Deadwood Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pete Dexter
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verließ, nahm er die Wildblumen aus der Vase am Fenster. Er hatte sie an diesem Nachmittag nördlich der Stadt gepflückt. Seth Bullock machte sich schreckliche Sorgen. »Blumen pflücken«, hatte er gesagt. »Sie haben den ganzen Tag damit verbracht, Blumen zu pflücken?«
    Solomon hatte ihn angelächelt und das Büro zeitig verlassen.
    Er ging mit den Blumen quer durch die Stadt nach Chinatown. Er setzte sich auf seinen gewohnten Platz im Theater und lächelte den Sohn des Himmels an. Solomon Star glaubte, dem Sohn des Himmels gehöre dieses Etablissement. Er glaubte ebenfalls, der Sohn des Himmels sei der Vater von Ci-an, der »China Doll«.
    Jetzt kam er herüber, verbeugte sich eifrig lächelnd und erkundigte sich, ob Solomon etwas zu trinken wünsche. Solomon bedankte sich, erwiderte das Lächeln und wartete, während sein Gegenüber mit einem der Kellner sprach.
    Dann ließ sich der Sohn des Himmels neben ihm nieder und sagte: »China Doll, sie dich vermissen.«
    Solomon Star nickte und trank von dem Whiskey, der ihm gebracht wurde. »Ich weiß«, sagte er.
    »Sie denken, du besonderer weißer Mann. Sie will gehören ganz dir.«
    Solomon nickte und trank. »Ihr Wunsch ist auch meiner«, sagte er.
    »Gut«, sagte der Sohn des Himmels. »Sehr gut.« Er sah sich ängstlich im Raum um, während Solomon den Umschlag aus seiner Hosentasche zog und ihn zwischen ihnen auf den Tisch legte. Es befanden sich zehn Hundertdollarscheine darin.
    »Für ihre Aussteuer«, sagte er.
    »Ja«, erwiderte der Sohn des Himmels. »Dann sie heiraten weißen Mann, sie haben will.« Solomon hatte keine Ahnung von chinesischen Sitten, aber er wusste, dass sie an Geld interessiert waren und dass das Mädchen nicht genug hatte, um zu heiraten.
    »Noch nicht«, sagte Solomon. »Weiße Männer haben nur eine Frau. Ich muss zuerst meine Ehe auflösen.« Der Chinese lächelte, als wäre dies ein kleiner Scherz zwischen ihnen beiden, und ließ den Umschlag in seinem Kittel verschwinden. »Bald«, sagte Solomon.
    Der Sohn des Himmels nickte. »Sehr bald«, sagte er. »Ich jetzt China Doll holen, sie für dich singen, und dann du sehen sie heute Abend, sehr bald.«
    Solomon gab dem Chinesen die Blumen. »Bring ihr die hier«, sagte er, »von Bismarck.« Der Chinese nahm die Blumen entgegen, lächelte und verbeugte sich, dann verschwand er die Treppe hinauf. Das Theater hatte sich inzwischen gefüllt. Es waren mehr Goldgräber als Chinesen da. Alle Tische waren besetzt, die Männer standen an der Theke und entlang der Wände.
    Solomon wusste, dass sie wegen Ci-an gekommen waren. Das Theater füllte sich jeden Abend zur gleichen Zeit und leerte sich wieder, wenn sie fertig war. Er beäugte sie, unrasierte Gesichter, schmutzige und zerlumpte Kleider, immer der gleiche Silberblick. Er fragte sich, wie es Goldgräber anstellten, sich so die Augen zu verderben.
    Er mochte es nicht, wie sie in ihren schmutzigen Kleidern da auf Ci-an warteten. Sie gehörten zu den Freudenmädchen, von denen es in den nördlichen Hills nur so wimmelte. Er sah sich im ganzen Theater um, ein Gesicht nach dem anderen, alle mit geröteten Augen und betrunken, und er merkte, dass er sie ansah, wie Ci-an sie sehen musste. Ihre Gesichter wurden zu einem Gesicht, und dieses Gesicht erhob sich mit aufgerissenem Mund aus den Rauchschwaden und sprang ihr entgegen, wenn sie auf der Bühne stand.
    Er wischte sich mit der Hand über den Mund und erwog, sie an diesem Abend in Mrs. Tubbs Pension mitzunehmen. Alles in allem hatte er dem Sohn des Himmels dreitausend Dollar bezahlt. Wenn er den Chinesen richtig verstand, würde er das Geld als ihre Mitgift wieder zurückbekommen.
    Er würde sich ein Haus im Westen der Stadt bauen lassen, auf das morgens schon die Sonne schien, während der Rest der Stadt noch im Schatten der Berge lag.
    Dann dachte er an seine Ehefrau in Bismarck. Und an Seth Bullock und an das Geschäft. Zwei Brennöfen für zwanzigtausend Dollar befanden sich auf dem Weg von Sioux City nach Deadwood. Er wusste nicht, warum, aber es erschien ihm unmöglich, eine chinesische Frau im Haus zu haben und gleichzeitig eine Ziegelei zu betreiben. Für einen Mann war das einfach zu viel. Er beschloss, den Betrieb der Brennöfen Bullock zu überlassen.
    Er überlegte, was er in dem Brief an seine Frau schreiben könnte. Er zog nicht in Erwägung, es ihr persönlich zu sagen. Er hatte sich verändert, aber den Verstand verloren hatte er nicht. Er würde schreiben, dass er sein

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