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Deadwood - Dexter, P: Deadwood

Deadwood - Dexter, P: Deadwood

Titel: Deadwood - Dexter, P: Deadwood Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pete Dexter
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langwierig und anstrengend. Solomon ließ sich sauber machen, tat aber nichts, um dabei zu helfen. Um das Blut unter seinem Arm zu entfernen, musste Bullock den Arm mit der einen Hand hochhalten und mit der anderen waschen. Es war, als würde er ein Pferd striegeln oder Farbe abkratzen.
    »Was immer passiert ist«, sagte Bullock, »Sie reden mit niemandem darüber. Sie können es mir erzählen, wenn Sie so weit sind, aber für alle anderen sind Sie seit dem Abendessen in Ihrem Zimmer gewesen.«
    Als er Bullocks Stimme hörte, öffnete Solomon die Augen. Er schien die Worte zu verstehen. »Unaussprechlich«, sagte er.
    »Genau das meine ich«, erwiderte Bullock. »Unaussprechlich.« Er wusch Solomon den Bauch, aber nicht das Gemächt. Darum konnte er sich selbst kümmern, wenn er wieder bei Sinnen war. Niemand würde das Blut dort sehen, zumindest glaubte Bullock das nicht. Allerdings konnte man sich bei Solomons neuen Neigungen nicht sicher sein. »Haben Sie verstanden, was ich gerade gesagt habe?«
    Solomon sah ihn an und kehrte ins Hier und Jetzt zurück. Seine Stimme hatte jede Leidenschaft verloren, ihre Ausrichtung. »Ich werde nichts erzählen«, sagte er.
    »Keiner Menschenseele«, sagte Bullock. »Außer mir, wenn Sie so weit sind.«
    »Niemandem«, wiederholte Solomon. Und Bullock sah seinen Partner an und wusste, dass jetzt nichts mehr kommen würde über Romane oder Blumen. Das Spiel war vorbei, und sofern Solomon diese Nacht nicht in etwas hineingeraten war, das man nicht einfach ignorieren konnte, hatte sich Seth Bullocks Problem erledigt.
    »Wer hat Sie heute Nacht gesehen?« fragte er.
    »Ci-an«, antwortete Solomon. Bullock verstand immer noch nicht, was Ci-an bedeutete, aber er glaubte, dass man etwas, das um drei oder vier Uhr morgens in Chinatown passierte, ignorieren konnte. Und auch wenn er zu hören bekommen hätte, dass Solomon Star an einem chinesischen Schlachtfest teilgenommen hatte, wäre ihm nie in den Sinn gekommen, dass Solomon dabei eine wichtige Rolle gespielt haben könnte.
    Bullock war so froh, als wäre er selbst krank gewesen und nun geheilt. »Wissen Sie«, sagte er, »was mit Ihnen passiert ist, Solomon, Sie haben einfach für kurze Zeit vergessen, wer Sie sind. Das ist alles. Ein Mann ist, wie er ist, und daran ändert sich nichts, nur weil man ein Buch liest.«
    Solomon starrte ihn an und hörte zu.
    »Ich will damit sagen, dass es Menschen gibt, die nicht für Bücher und Blumen gemacht sind«, sagte er. »Es gibt welche, die sind einfach nicht dafür bestimmt, irgendeine Scheißsache zu machen, die zu dem Zeitpunkt das Richtige zu sein scheint.«
    Solomon starrte ins Leere. Es sah so aus, als hätte Bullock noch nicht die richtige Saite angeschlagen.
    »Sie sind nicht dafür bestimmt,
Vergnügen
an Sachen zu haben«, sagte er. Und als er wieder hinguckte, sah er, dass er endlich den Nagel auf den Kopf getroffen hatte. Solomon nickte wissend und wiegte sich auf dem Boden vor und zurück. Und dann fing er an zu weinen, lautlos.
    Er tat Bullock leid, aber Bullock wusste, dass es in Solomons eigenem Interesse war. Genau das sagte er ihm. »Es ist in Ihrem eigenen Interesse, das zu wissen«, sagte er. »Jetzt können Sie sich wieder Ihrer Arbeit widmen.«
    China Doll wurde am Morgen von der alten Frau gefunden. Sie hatte am Abend zuvor mit ihrem Mann gestritten und hatte zu reden begonnen, noch bevor sie mit ihren Handtüchern und dem Besen den Raum betrat. Sie war bereits zwei Schritte im Zimmer, als sie sah, dass etwas auf dem Boden lag, und es dauerte weitere zwei Schritte, bis sie begriff, was es war.
    Dann schrie sie, ein hoher, hohler Schrei, der die anderen Chinesen aus jeder Ecke des Hauses holte. Die Bediensteten kamen zuerst, dann die Huren und Kinder der Freude, dann Tans Neffen und zu guter Letzt seine Frau. Die Bediensteten schlugen sich die Hände vors Gesicht, manche von ihnen weinten.
    Die Huren und Kinder der Freude trauerten nicht. China Doll hatte ein eigenes Zimmer gehabt, mit einem Fenster zur Straße. Man hatte ihr eine Dienerin zur Verfügung gestellt. Sie war schön und hatte ihre Mahlzeiten stets allein auf ihrem Zimmer eingenommen. Und sie hatten von dem weißen Mann gehört, diesem Bismarck, der reich war und der sie Tan abkaufen wollte.
    Es wurde nicht hier, in ihrem Zimmer, ausgesprochen, aber China Dolls Unglück war nicht das ihre.
    Nach einigen Minuten kam Tan. Er trug chinesische Kleidung, nicht die amerikanische, die er in letzter Zeit zu

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