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Deadwood - Dexter, P: Deadwood

Deadwood - Dexter, P: Deadwood

Titel: Deadwood - Dexter, P: Deadwood Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pete Dexter
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mit verruchten Männern ab. »Ich muss Lurline irgendwann mal fragen, ob böse Männer von Natur aus größere Pimmel haben«, sagte er laut.
    Mrs. Langrishe hatte sich bislang auf subtile Art bewegt, jetzt aber hielt sie inne. »Wie bitte?«
    »Ich habe mich nur gefragt«, sagte er, »ob böse Männer größere Pimmel haben als normale Bürger.« Sie trat einen Schritt zurück und drehte sich mit einem Gesichtsausdruck zu ihm um, den Charley noch nie bei einem Menschen gesehen hatte. Es sah nicht wie etwas aus, das man als Schauspielerin lernte.
    »Mir scheint aber, dass es eher andersherum ist«, sagte er. »Ich meine, wenn es etwas gäbe, das einen so oder so werden lässt, dann denke ich, ein kleiner Pimmel würde in einem Mann doch eher die Niedertracht schüren.«
    Gerade begann sich ein Lächeln auf ihrem Gesicht abzuzeichnen – er wusste jetzt, dass er sie zum Lächeln bringen konnte –, als sie die Schüsse hörten. Es waren insgesamt vier, aus zwei verschiedenen Waffen. Er beobachtete, wie sich ihre Miene veränderte, und er sah, dass sie Angst hatte und dann sehr wütend wurde. Ihre guten Umgangsformen ließen sie nicht im Stich.
    Die Schüsse kamen von draußen, und er ging ans Fenster. »Wahrscheinlich nur ein Betrunkener«, sagte er. »Ein Goldgräber oder ein Reisender, völlig belanglos.«
    Als er das Fenster erreichte, sah er jedoch, dass er sich irrte.
    Nicht, dass sie nicht betrunken war.
    Jane saß im Blumengarten. Er wusste wegen ihres Huts und der Krücke, die sie neben sich auf den Boden gelegt hatte, dass es Jane war. Sie hatte in jeder Hand eine Pistole und zielte damit in verschiedene Richtungen, mit einer mehr oder weniger genau auf das Fenster. Sie spannte die andere Waffe, drückte den Abzug und verschwand in einer Rauchwolke. Ein Kiefernzapfen fiel aus einem Baum in der Nähe.
    Als der Schuss ertönte, bedeckte Mrs. Langrishe sich mit ihrem Kleid und drückte sich in eine Ecke des Sofas. »Es ist nichts, was Sie beunruhigen müsste«, sagte Charley, der Jane im Auge behielt. Die hob den Kopf und sah zum Himmel auf, bis Charley ihr Kinn unter der Krempe ihres Hutes sehen konnte, dann ihre Nase und dann die Flasche zwischen ihren Beinen. Bevor er ihre Augen sehen konnte, spannte sie die andere Waffe und schoss ein Brett vom Haus. Charley trat vom Fenster zurück, und Mrs. Langrishe zuckte bei dieser abrupten Bewegung zusammen, als fürchtete sie, er wollte ihr wehtun. »Es ist nichts, weswegen Sie sich Sorgen machen müssten«, beruhigte Charley sie.
    »Sehen Sie mich nicht an«, sagte sie und hielt ihr Kleid an ihren Körper gedrückt.
    Charley sah gerade rechtzeitig wieder aus dem Fenster, um mitzubekommen, wie Jane aufstand. Sie benutzte eine ihrer Pistolen, drückte die Mündung auf den Boden und stemmte sich hoch, wobei sie die Krücke zu Hilfe nahm. Sie stand auf, schwankte, hob die andere Pistole und die Flasche vom Boden auf. Dann warf sie einen rachsüchtigen Blick auf das Haus und steuerte auf die Tür zu. »Was ist da los?« fragte Mrs. Langrishe.
    Er drehte sich um. Sie kauerte immer noch in einer Ecke des Sofas, hatte sich allerdings inzwischen angezogen. Elizabeth Langrishes Anziehgewohnheiten trotzten den Gesetzen der Zeit. »Es ist Jane Cannary«, sagte er.
    »Ist das eine Frau?«
    »Mehr oder weniger.«
    Sie stand auf und trat ans Fenster. Jane war nicht zu sehen. »Warum sollte eine Frau in meinem Garten herumballern?« fragte Mrs. Langrishe. »Sofern sie nicht angegriffen wurde …«
    Charley schüttelte den Kopf. »In den Black Hills gibt es nichts, was sie angreifen würde«, sagte er.
    »Und wo ist sie jetzt hin?«
    Charley lächelte beklommen. »Kann sein, dass sie sich gerade selbst zur Party eingeladen hat.«
    Diesmal wartete Mrs. Langrishe am Fußende der Treppe nicht auf ihn. Als Charley das erste Stockwerk erreichte, war sie bereits am anderen Ende des Flurs und eilte mit gerafftem Rock nach unten.
    Charley fühlte sich verpflichtet, sie aufzuhalten, wusste aber nicht, wie er das anstellen sollte. Mrs. Langrishe war eine Frau mit wechselnden Leidenschaften. Womöglich hatte Jack Langrishe sein Interesse an Frauen verloren und mit dem Zerquetschen von Händen angefangen, nachdem er sie geheiratet hatte. Es konnte gut sein, dass man bei einer Frau wie Mrs. Langrishe Ablenkung brauchte.
    Die Stimme von Jane Cannary drang zu ihm nach oben und durchkreuzte seine Gedanken. Betrunken und heiser, wie sie war, konnte sie ihre Sorge nicht verbergen, dass sie hier nicht

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