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Deadwood - Dexter, P: Deadwood

Deadwood - Dexter, P: Deadwood

Titel: Deadwood - Dexter, P: Deadwood Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pete Dexter
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seine Haltung verlor –, aber was die Karten anging, konnte ihm Bill nicht das Wasser reichen.
    Bill verschätzte sich am Kartentisch, aber das war harmlos. Er hatte nicht besonders viel Geld – das meiste hatte Charley ihm gegeben –, und er ließ das Spiel hinter sich, sowie er abends damit aufhörte. Charley kannte niemanden, der sich nicht auf die eine oder andere Art verschätzte – hauptsächlich in Bezug auf Waffen oder Frauen –, und Karten waren eine schwache Seite, die weniger schlimm war als viele andere.
    Charley fragte sich manchmal, wo er selbst wohl seinen Schwachpunkt hatte. Aber das war nichts, was man einfach so seinen Partner fragte, besonders, wenn man untereinander den Respekt wahrte.
    Bill saß noch am Kartentisch, als Boone May hereinkam. Charley stand an der Bar, er hatte die Ellbogen abgestützt, um seine Beine zu entlasten, und schaute gerade in diesem Moment in Richtung Tür. Ein kurzer Blick nur, und Charley musste daran denken, wie die Hills ausgesehen hatten an dem Tag, als der Junge Bills Pferd erschoss. Wie etwas Teuflisches aus einem dunklen Traum.
    »Oh, Scheiße«, sagte der Barkeeper, »es ist Boone mit dem verdammten Kopf.«
    Er kam herein, trug einen Beutel an einer Kordel und überragte jeden anderen Mann im Raum um einen halben Kopf. Er hatte Glubschaugen, und sein Kopf war bemerkenswert groß, selbst wenn er nicht immer über den anderen gethront hätte. Als er am Kartentisch vorbeikam, blieb sein Blick kurz an Bill haften, aber nur für einen kurzen Moment. Charley hatte noch nie einen Menschen mit solchen Augen gesehen, es sei denn, er wurde gerade stranguliert.
    Boone May durchschritt die Menge bis zu einem Platz an der Bar neben Charley. Er schob dafür niemanden beiseite, sondern nahm den Leuten einfach die Luft zum Atmen, sodass sie auswichen und woanders weiteratmeten. Er legte seinen Hut und seinen Beutel vor sich auf den Tresen und bestellte einen Gin and Bitters. Als der Barkeeper, Harry Sam Young, zurückkam, wusste er nicht, wo er das Glas abstellen sollte, er wollte weder den Hut noch den Beutel berühren. Also blieb er so lange dort stehen, bis Boone sie auseinanderschob und Platz machte.
    Charley schmunzelte beim Anblick dieses Monsters, das ein rosafarbenes Getränk schlürfte. Dann schaute der Mann ihn an, mit seinen Augen, die aussahen wie die eines verängstigten Pferdes, und hervorquollen, als wäre zu viel Flüssigkeit in seinem Kopf, selbst bei dieser Größe. Charley verging das Lächeln.
    Boone May blickte ihn mit einem Auge an. »Schnuckel«, sagte er, »hast du hundertsiebzig Dollar in Gold?«
    Charley richtete sich auf, spannte die Muskeln an und musterte ihn.
    »Ein Dandy mit perlenbesetzten Revolvern muss doch hundertsiebzig Dollar haben.«
    Charleys Waffen waren 36er Kaliber Colt Navy Revolver, entwickelt 1851 und später in Chicago umgebaut, sodass man sie mit modernen Patronen laden konnte. Er reinigte sie nach jedem Gebrauch und entschuldigte sich niemals dafür, wie sie aussahen. Sie oder er selbst. Charley ließ anderen ihren Freiraum und gab seinen eigenen nicht für Fremde auf.
    »Und feines Leinen«, sagte Boone May. Er griff nach Charleys Hemd. Charley ließ seine linke Hand zur Seite fallen. Dort steckte hinter dem Revolver ein Ausbeinmesser, mit Perlen besetzt und scharf. Wenn man es berührte, schnitt man sich. Es hatte Charley siebzig Dollar gekostet, damit der Griff zu denen der Revolver passte.
    Die Finger blieben in der Luft stehen, bevor sie das Hemd berührten, als hätten sie ihren eigenen Willen, und wanderten dann seitwärts zu dem Beutel auf dem Tresen. »Hier ist deine Chance, in den Hills reich zu werden, Schnuckel. Dreißig schnelle Dollar.« Er öffnete den Beutel und zog den Kopf an den Haaren heraus. »Dieser Unglückliche hörte auf den Namen Frank Towels. Ich hatte den rechtmäßigen Auftrag, ihn festzunehmen, tot oder lebendig, für eine Belohnung von zweihundert Dollar.«
    Der Lärm am Pokertisch erstarb. Charley drehte sich zu Bill um, der aufrecht und ernst dort saß, mit dem Rücken zur Wand und dem Kopf der Bulldogge auf dem Schoß. »Ist dir etwas aufgefallen an dieser Stadt?«
    Bill nickte, ohne die Miene zu verziehen.
    »Ich bin noch nie irgendwo gewesen«, sagte Charley, »wo so viele Leute überzählige Köpfe durch die Gegend getragen haben.« Bill lächelte, und Captain Jack lehnte sich erleichtert zurück. Es schien nicht darum zu gehen, wer als Erster auf dem Boden lag.
    Charley wandte sich wieder

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