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Deadwood - Dexter, P: Deadwood

Deadwood - Dexter, P: Deadwood

Titel: Deadwood - Dexter, P: Deadwood Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pete Dexter
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Boone May zu, um zu sehen, wohin das Ganze führen würde. Etwas zog sich durch sein Leben, das er nicht ganz verstand. Dinge hörten auf, bevor sie passierten. So wie die Finger dieses Mannes. Wenn sie Charleys Hemd berührt hätten, würde der Putzjunge sie morgen früh beim Aufräumen im Sägemehl gefunden haben. Aber in letzter Minute hatten sie genau das gespürt – Charley hatte dieselbe Reaktion bei Tieren vor einer Falle beobachtet – und waren woandershin gewandert.
    Das war der Unterschied zwischen Charley und Bill. Bill sandte diese Art von Warnsignalen nicht aus. Oder vielleicht war es so, dass zu dem Zeitpunkt, an dem jemand beschlossen hatte, Bill zu reizen, er längst aufgehört hatte, auf seine innere Stimme zu hören.
    »Alles, was du tun musst«, sagte Boone May, »ist, den Kopf morgen abzugeben und die Belohnung zu kassieren. Dreißig Dollar, ohne einen Finger dafür krumm zu machen.« Er lächelte Charley an. »Das ist nicht schwer, nicht mal für einen Schnösel wie dich.«
    Charley sah ihm regungslos in die Augen. Boone May schob den Kopf zu ihm hinüber und Charley machte einen Schritt zurück.
    »Du kannst ihn ruhig anfassen«, sagte Boone, »es ist nur ein Kopf.« Er schob ihn zehn Zentimeter weiter. »Du kriegst den Kopf und den Beutel für hundertsiebzig Dollar. Ich pack ihn dir sogar ein. Alles, was du machen musst, ist, den Beutel nehmen und die Belohnung abholen. Verdienst dreißig Dollar dabei.«
    Er wartete auf Charleys Antwort und schüttelte dann den Kopf. »Seit ich ihn beseitigt hab, bringt mir Frank Towels nichts als Ärger ein.«
    Harry Sam Young mixte Boone noch einen Gin and Bitters. »Vielleicht hättest du seinen Kopf nicht abschneiden sollen«, sagte er. »Vielleicht bringt das Unglück.«
    Boone blickte mit einem Auge zum Barkeeper, das zweite sah woandershin. Charley fühlte sich gleich leichter, als die Glubschaugen sich auf etwas anderes richteten.
    »Ich hatte keine Wahl«, sagte Boone. Seine Stimme klang fast weinerlich. »Ich habe ihn mit der Schrotflinte erschossen, wobei der größte Teil von Franks Hals weggepustet wurde. Der Kopf hing nur noch an irgendwelchen Fäden. Es hatte keinen Sinn, Frank komplett mitzunehmen, besonders jetzt nicht, wo ich nach Cheyenne muss, um das Geld für ihn abzuholen.«
    »Muss aus nächster Nähe gewesen sein«, meinte der Barkeeper.
    »Ungefähr fünf Zentimeter«, sagte Boone, »aber seit ich den Abzug gedrückt habe, lief alles, was damit zu tun hatte, schief.«
    »Glaubst du an Geister?« fragte der Barkeeper nach einer Weile. »Es gibt eine Kartenleserin, drüben in Jim Persates Laden, eine Französin namens Madame Moustache. Die spricht zu den Geistern der Toten. Vielleicht kann sie für dich mit Frank reden.«
    »Was zum Teufel soll ich Frank denn sagen? Ich hab ihn doch erschossen. Außerdem hab ich die Frau gesehen. Frank ist viel zu stolz, um mit jemandem zu reden, der so aussieht.«
    »Du könntest ihm sagen, dass es eine rein geschäftliche Angelegenheit war, nichts Persönliches zwischen euch beiden«, schlug der Barkeeper vor.
    »Nein«, sagte Boone, »er hat es sehr persönlich genommen.«
    Der Barkeeper zuckte die Achseln und machte sich wieder an seine Arbeit. Boone May schien Charley vergessen zu haben, und Bill wandte sich wieder der Pokerrunde zu, wobei er die Karten so hielt, dass die Bulldogge mit hineinsehen konnte. Ab und zu warf Boone verstohlen einen Blick in seine Richtung, aber irgendetwas schien Bill zu sagen, dass er beobachtet wurde, und er erwischte ihn jedes Mal.
    Als Boone später darüber nachdachte, kam er zu dem Schluss, dass der Hund ihm Zeichen gegeben hatte.
    Am Sonntagmorgen hörte Charley beim Aufwachen einen Methodisten predigen. Er war gläubig erzogen worden und erkannte den Ton, bevor er die Worte verstand.
    Er hatte seine Schlafstatt im hinteren Teil des Wagens eingerichtet. Saubere Laken, Decken, ein Kissen. Nachts zog er seine Kleidung aus, selbst in den kältesten Nächten, um das Bett sauber zu halten. Charley hatte so viele Nächte wie jeder andere auch schlafend auf dem Boden verbracht, aber wenn er in ein Bett stieg, mochte er es nicht, wenn es nach jemandem roch. Noch nicht einmal nach ihm selbst.
    Er setzte sich auf und schaute hinten aus dem Wagen. Der Prediger stand auf einer Holzkiste in der Mitte der Straße, keine fünfzig Meter von dem Wagen entfernt. Sein Anzug musste hundert Jahre alt sein. »Jesus liebt euch, jeden von euch«, rief er.
    Vor ihm hatte sich eine kleine

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