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Deadwood - Dexter, P: Deadwood

Deadwood - Dexter, P: Deadwood

Titel: Deadwood - Dexter, P: Deadwood Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pete Dexter
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wirst«, sagte der Barkeeper einen Moment später.
    »Ich bin nur vorbeigekommen, um mir selbst ein Bild von dem zu machen, was passiert ist«, erwiderte Charley.
    »Wozu soll das gut sein?« Harry Sam Young war Barkeeper, und in diesem Geschäft ließ man die Vergangenheit Vergangenheit sein. Charley fragte sich manchmal, gegen welche Gesetze sie verstoßen hatten, um sich in einem Leben wiederzufinden, in dem man jeden Tag als Erstes – noch bevor man sich wusch oder sein Geld zählte – über all das hinwegsehen musste, was tags zuvor geschehen war.
    »Könnte es Zufall sein, dass er sich Bill ausgesucht hat?« fragte Charley.
    Der Barkeeper überlegte. »Keine Ahnung.«
    Charley hörte darin eine weitere Lüge.
    »Es waren hundert Leute hier, und es gibt hundert verschiedene Geschichten darüber, was genau passiert ist …«
    Charley leerte sein Glas und legte einen Dollar auf die Theke. Harry Sam Young schüttelte den Kopf. »Geht aufs Haus«, sagte er. »Ich will nur, dass diese Sache ihren natürlichen Lauf nimmt.«
    Charley spürte, wie sich der Whiskey in seinem Hinterkopf ausbreitete. Er lächelte den Barkeeper an. Was sich seltsam anfühlte. »Der Teil der Sache ist längst geschehen«, sagte er.
    Charley legte sich einen Plan zurecht.
    Die ganze Flasche trinken. Er hatte bereits einmal eine ganze Flasche Whiskey in einer einzigen Nacht getrunken, in den Bergen in der Gegend von Georgetown, Colorado, während eines Schneesturms. Er erinnerte sich, welche Folgen das für ihn gehabt hatte, und wollte genau das wiederhaben. Er erinnerte sich, wie er auf dem Boden einer Blockhütte gelegen und zu dem berühmten Revolverheld Texas Jack Omohundro aufgeschaut hatte, der nach Colorado gekommen war, um mit ihm Grizzlybären zu jagen. Ihm war klar geworden, dass weit und breit nichts war außer ihnen beiden, dass sie es waren, aus denen Gott alles andere erschaffen hatte.
    Er hatte gesagt: »Jack, du und ich, wir beide sind das, aus dem alles andere erschaffen wurde.«
    Texas Jack arbeitete an seiner eigenen Flasche. Er sagte: »Willst du die Wahrheit hören? Ich hasse Texas.«
    Und Charley sagte: »Siehst du? Genau davon rede ich.«
    An diesem Punkt wollte Charley jetzt wieder sein, ganz am Anfang, als alles erschaffen wurde. Irgendwann auf dem Weg dorthin würde er jeden einzelnen Menschen in Deadwood getroffen haben, auf seiner eigenen Höhe, und am Ende würde er wissen, was er wissen musste.
    Das war nicht so geplant, als er die Flasche gekauft hatte, aber in diese Richtung ging es, als er am Fenster von Lurline Monti Verdis Zimmer im
Gem Theater
saß und hinaussah.
    Er hatte sie im
Nuttall and Mann’s
gefunden, beziehungsweise sie ihn. Er war seinem Bauchgefühl gefolgt, das ihm sagte, jetzt nicht zu ruhen, wo der Mord an Bill noch so frisch war. »Du warst doch der Partner von Bill«, sagte sie.
    Sie trug ein eigentümliches Parfum, das Charley bislang nicht kannte. Ein Durcheinander von vielen Düften. Er konnte sich immer gut an Parfums erinnern, und wer dazugehörte. »Stimmt«, bestätigte er.
    Sie sah sauber aus und hatte sich die Augenbrauen gezupft, damit sie schmal und geschwungen aussahen. Charley fand Frauen immer attraktiver, wenn er sah, dass sie sich Mühe mit ihrem Äußeren gaben. Er mochte diejenigen, die es versuchten.
    »Trauerst du?« fragte sie.
    »Ich bin verheiratet«, antwortete er.
    Sie lächelte ihn an. Es gab absolut keinen Schönheitsfehler an ihr. Weder abgebrochene Zähne noch krankes Zahnfleisch. »Dir hat noch nie jemand auf den Mund geschlagen«, sagte er.
    Sie verstand das als Kompliment, und so war es auch gemeint. »Fäuste habe ich nie zugelassen«, sagte sie. »Der Mann, der mein Aussehen beschädigt, wird nie wieder in Ruhe schlafen können.« Sie legte eine Hand auf sein Bein, während sie sprach, und ließ sie dort liegen, während sie ihn musterte. »Aber du bist sowieso keiner von der Sorte.«
    »Nein«, sagte er.
    »Nicht mal deine Frau?«
    »Nein«, sagte er.
    Sie schob ihre Hand die Innenseite seines Oberschenkels hoch. »Ein Mann, der seine Frau niemals schlägt, kommt nicht jeden Tag die Straße herauf.«
    »Meine Frau ist unter einem guten Stern geboren«, sagte er.
    »Ja, das sehe ich«, sagte sie.
    Sie machten sich schmutzig auf dem Weg ins
Gem
. »Der Eigentümer hier wird wahrscheinlich einige Bemerkungen machen«, sagte sie, bevor sie eintraten.
    »Ich habe den Hurentreiber schon kennengelernt«, sagte Charley, »und er mich auch.«
    »Ich hab aber kein

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