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Deadwood - Dexter, P: Deadwood

Deadwood - Dexter, P: Deadwood

Titel: Deadwood - Dexter, P: Deadwood Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pete Dexter
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kam er nicht. Am Schluss schrieb er dann dies:
    Sehr geehrte Mrs. Hickok,
    mein Name ist Charley Utter, ich bin Bills Freund, der als Trauzeuge bei der Hochzeit anwesend war. Der Kleine. Ich habe Bill geliebt wie einen Bruder – mehr als meinen Bruder –, seit wir bei Kriegsbeginn Partner wurden, und es fällt mir jetzt zu, Ihnen zu schreiben, um Sie von seinem Tod in Kenntnis zu setzen. Ich wünschte, ich hätte persönlich kommen und es Ihnen erzählen können, aber bitte glauben Sie mir, wenn ich sage, dass meine Hochachtung und mein Respekt allem gilt, was er liebte, und mehr als jedem anderen gilt dies Ihnen. Die näheren Umstände dieser Angelegenheit sind noch unklar, da ich zum Zeitpunkt der Ereignisse die Stadt verlassen hatte
.
    Dann hörte er auf zu schreiben und las den Brief. Er überlegte, ob er erklären sollte, was zwischen ihnen passiert war, aber er wusste nicht, wie man es anstellen sollte, einer Frau zuerst vom Tod ihres Ehegatten zu berichten, um sich unmittelbar danach über die Einzelheiten einer Elchjagd auszulassen. Es war schon genug Blut vergossen worden.
    Er lehnte sich gegen den Sattel.
    Die Stadt hat Bills Namen in einen Baumstumpf geschnitzt und seine Grabstelle mit frisch geschnittenen Wildblumen bedeckt. Ich bin gerade vor einer halben Stunde dort gewesen. Sollte es weitere Anweisungen im Zusammenhang mit seiner Bestattung geben, schreiben Sie mir bitte und lassen Sie mich wissen, was zu tun ist. Ich hoffe, wir begegnen uns bald persönlich und ich kann alles mir Mögliche für Sie tun
.
    Hochachtungsvoll
    Charley Utter
    Er faltete den Brief zweimal und steckte ihn in seine Brusttasche. Bevor er ihn aufgab, wollte er ihn noch einmal durchlesen. Er verstaute Bills Sattel wieder im Wagen und begann zu trinken. Die Sonne war hinter dem Berg untergegangen, auf dem Bill beerdigt war, und die Luft kühlte ab. Es war keine Abendkälte, sondern ähnelte mehr der Kälte vor einem Sturm. Es lag etwas Bedrohliches darin.
    Er dachte an die Worte, die Bill an jenem Tag gesagt hatte, als sie aus den Bergen nach Deadwood kamen, und erkannte nun, dass die gleiche Kälte in ihnen gelegen hatte.
    Er trank einen weiteren Schluck, um das Kältegefühl loszuwerden. So wie sich für Bill immer alles zusammengefügt hatte, war ihm bewusst gewesen, dass dies der Ort war. Vielleicht hatte er sogar gewusst, weshalb. Warum sonst hatte er mit dem Rücken zur Tür im
Nuttall and Mann’s
gesessen?
    Charley machte sich auf den Weg in die Badlands. Er nahm die Flasche mit und legte den ersten Stopp im
Green Front
ein, danach ging er ins
Senate
. Dann ins
Nuttall and Mann’s
. Harry Sam Young erkannte ihn und stellte einen Drink auf die Theke. Charley wollte bezahlen, aber Harry Sam Young nahm das Geld nicht an.
    »Wo ist es passiert?« fragte Charley.
    Der Barkeeper zeigte auf den Tisch. Charley versuchte sich vorzustellen, wie es abgelaufen war, doch es wollte ihm nicht gelingen. Er konnte Bill einfach nicht spüren. Nur die bedrohliche Kälte, aber die hatte er selbst mit hereingebracht.
    »Ich hatte nichts dagegen machen können«, sagte der Barkeeper. Charley wusste, dass das eine Lüge war, und merkte es sich. Man musste sich mit dem begnügen, was man vorfand. Man konnte die Wahrheit nicht zwingen, sich zu offenbaren.
    Charley leerte sein Glas und füllte es aus seiner eigenen Flasche wieder auf. Inzwischen warteten Reisende auf ihre Getränke, aber der Barkeeper blieb vor ihm stehen. »Nachdem er Bill erledigt hatte, richtete er seine Kanone zuerst auf Carl Mann, dann auf mich. Aber der Schlagbolzen war beim ersten Schuss abgebrochen. Es war, als hätte jemand den Takt vorgegeben …«
    Charley wartete.
    »Mehr weiß ich nicht«, sagte er. »Mittlerweile will jeder Reisende in Deadwood Augenzeuge der Sache gewesen sein. Aber die traurige Wahrheit ist, niemand hat von Anfang bis Ende gesehen, was genau passiert ist.« Charley wusste, dass auch das eine Lüge war. »Wie sollten sie auch?« fuhr der Barkeeper fort. »Nicht mal Bill selbst hat ja mitgekriegt, was da passierte.«
    Charley leerte das Glas Whiskey zur Hälfte. »Bill wusste, was er wusste«, sagte er. Er war kein so standfester Trinker wie manch anderer, und es beeinträchtigte bereits seine Auffassungsgabe. Er berücksichtigte das und hielt sich zurück. Es fühlte sich an, als lehnte er sich mit seinem ganzen Gewicht gegen eine Tür, um sie geschlossen zu halten gegen all die Jahre seines Lebens.
    »Man spricht davon, dass du ihn rächen

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