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Deadwood - Stadt der Särge

Deadwood - Stadt der Särge

Titel: Deadwood - Stadt der Särge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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fahren wollte, um herauszufinden, was an dieser Geschichte wahr ist. Ich konnte sie nicht daran hindern. Sie fuhr und kam nie mehr zurück.«
    »Wann war das?«
    Susan hatte eine Gänsehaut bekommen. »Vor über einem Jahr.«
    »Gab es da schon die Show?«
    »Nein, sie wurde erst aufgebaut. Mr. Tinsei, unser Chef, suchte Leute für die Vorstellungen. Ich hörte zufällig davon und habe mich gemeldet. Den Job beim Zirkus ließ ich sausen. Wenn ich will, kann ich jederzeit dort wieder einsteigen.«
    »Herausgefunden haben Sie nichts?« fragte Jane.
    »Nein, aber es ist meine Schuld.«
    »Wieso?«
    Susan lächelte. »Ich habe mich nie getraut, eine Nacht hier zu verbringen. Ich hatte es vor, dann sah ich diesen Hinkefuß und bekam Angst. Auch heute wäre ich gefahren…«
    »Aber jetzt bleiben Sie, nicht?«
    Susan schaute mich an. »Ich bin noch unschlüssig.« Sie strich über ihre Haare und kaute nachdenklich auf der Unterlippe. »Wirklich, Mr. Sinclair, ich weiß es selbst nicht.«
    »Haben Ihre Freunde und Kollegen nichts dagegen, wenn Sie bleiben?« hakte ich nach.
    »Ich müßte eine gute Ausrede finden. Die hätte ich schon. Ich werde Ihnen sagen, daß wir alte Bekannte sind und noch einen Abstecher machen wollen. Ich habe ja meinen eigenen Wagen hier. Aber Sie müssen mit dem Bus zurück.«
    »Auch nicht.«
    »Gut, dann wäre das geregelt. Wo sollen wir uns treffen? Ich muß noch beim Zusammenpacken helfen.«
    »Ist mir egal«, sagte ich. »Vielleicht im Saloon?«
    »Hier wird alles dicht gemacht. Die Verkäufer verlassen die Stadt ebenso wie die Besucher und Akteure. Keiner von ihnen hat Lust, die Nacht über in diesem vergammelten Wüstendorf zu verbringen. Ist ja auch verständlich. Andere Orte locken mehr.«
    »Dann hinter dem Saloon.«
    »Einverstanden. Warten Sie dort.«
    Wir winkten Susan zu und gingen. Als wir außer Hörweite waren, fragte Jane: »Was hältst du von ihr?«
    »Ich weiß es noch nicht. Sie scheint mir nicht mit falschen Karten zu spielen. Die Sache mit der Freundin klingt als Motiv ganz plausibel, wie ich finde.«
    »Der Ansicht bin ich auch.«
    »Jedenfalls haben wir jemand, der sich hier auskennt.«
    Unser Gespräch geriet ins Stocken, weil eine Lautsprecherdurchsage über die Stadt hallte. Man gab den Besuchern noch die Chance, einen Abschluß-Drink zu nehmen oder sich etwas Proviant zu kaufen. Auf der Rückfahrt wurde nicht mehr gehalten.
    Vier Busse standen auf dem Parkplatz. Die Verkäufer in den Freß- und Andenkenbuden hatten wieder Hochbetrieb, denn zahlreiche Gäste kamen der Aufforderung des Sprechers nach. Auch Jane und ich aßen Hot dogs. Neben uns stand der Fahrer und kippte Sodawasser. Zwischendurch schleckte er an einem weichen Softeis. »Wir fahren gleich«, sagte er.
    »Ja.«
    Seine Blicke wanderten über Janes Figur. »Sie würden sich auch gut als Prärie-Prinzessin machen.«
    »Danke, aber ich kann keinen Krach vertragen. Der entsteht nun mal, wenn geschossen wird.«
    Der dicke Fahrer lachte meckernd. »Da haben Sie recht, da haben Sie verdammt recht. Und Ihretwegen setzen die Leute auch keinen Schalldämpfer auf die Kanone.« Er schleckte Eis ab, das ihm fast über die Finger gelaufen wäre, nahm die Plastikflasche mit Sodawasser und verzog sich.
    Auch wir gingen. Ich hoffte nur, daß es kein Theater gab, wenn wir nicht mitfuhren. Aber wir waren erwachsen und konnten tun und lassen, was wir wollten.
    Aus sicherer Deckung beobachteten wir die Abfahrt der Busse. Die Menschen drängten sich vor den Türen. Auch nebenan auf dem Parkplatz war etwas von einer Abreisestimmung zu spüren. Die Akteure stiegen in drei Geländewagen, in die sie bereits ihre Requisiten geladen hatten. Ein vierter Wagen blieb stehen, Susan hatte also Wort gehalten.
    »Mal sehen, ob sie etwas bringt«, sagte Jane.
    Ich hob die Schultern. »Schaden kann sie uns nicht, meine ich. Zudem bin ich wirklich gespannt, ob sich der Spuk in der Nacht zeigt. Zuvor aber möchte ich mich mit dem Hinkefuß unterhalten.«
    »Das wird er bestimmen.«
    »Da kannst du recht haben.«
    In Staubwolken gehüllt, fuhren die Wagen ab. Nur noch die Besitzer und Angestellten der Saloons und Freßbuden waren zurückgeblieben. Sie räumten auch bereits auf. Die Müllsäcke wurden in große Container geworfen. Sie standen an den Rändern des Parkplatzes. Auch unser Bus drehte seinen Halbkreis, um die Parkplatz-Ausfahrt zu erreichen. Es war wohl nicht aufgefallen, daß wir fehlten. Jedenfalls hielt der Fahrer nicht an.
    Eine

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