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Deadwood - Stadt der Särge

Deadwood - Stadt der Särge

Titel: Deadwood - Stadt der Särge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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halbe Stunde später brachen auch die Geschäftsleute auf. Bis auf einen abgestellten Wagen hatte sich der Parkplatz geleert, und Jane meinte, mit einem Blick auf die heiße, menschenleere Landschaft: »Ich bin doch froh, daß wenigstens noch ein Fahrzeug zurückgeblieben ist.«
    »Ja, stimmt. Aber von den Särgen hast du noch nichts gesehen — oder?«
    »Dann hätte ich es dir gesagt.«
    »Sorry, war nur eine Frage.«
    »Sollen wir nicht zum Saloon gehen?«
    Ich war einverstanden. Die Sonne stand jetzt sehr tief. Sie war schon zu einem dunkelroten Ball geworden und sah aus wie eine gewaltige Blutorange. Bald würde sie ganz verschwunden sein, dann kroch die Dämmerung herbei, der die Dunkelheit folgte.
    Der Saloon gehörte zu den festen Bauwerken, die auch mal einen Sturm überstanden. Er war zum Teil aus Steinen gebaut worden, nur die vordere Fassade zeigte eine Holzverkleidung. Die Rückwand sah aus wie die eines grauen Kastens. Eine dicke Bohlentür war versperrt. Fenster sahen wir auch nicht.
    »Wenn, dann kommen wir nur durch den Vordereingang rein«, meinte Jane. »Kann man Schwingtüren auch abschließen?«
    »Irgendeine Möglichkeit wird es da schon geben«, sagte ich und hörte die Antwort einer anderen Person.
    »Da haben Sie recht, John.«
    Susan war gekommen. Sie stand im Schatten eines Nebenhauses und nickte uns zu.
    »Sind alle verschwunden?« fragte ich.
    »Soviel ich gesehen habe.«
    »Und wo sollen wir warten?«
    »Im Saloon.«
    Jane und ich schauten uns erstaunt an. »Hier ist abgeschlossen, meine Liebe.«
    »Ich weiß.« Susan lächelte. »Aber ich habe einen zweiten Schlüssel. Warten Sie.«
    Mit dem Ersatzschlüssel hatte sie die hintere Tür schnell öffnen können. Wir betraten einen engen, stickigen Gang, in dem es nach Rauch und Schweiß roch.
    Der Gang endete vor der hinteren Saloontür, die von Susan aufgestoßen wurde.
    Durch die Scheiben fuhren die waagerechten Strahlen der Sonne und tauchten den Raum in ein ungewöhnlich klares, dennoch unwirkliches Licht, durch dessen Bahnen noch Staub-und Rauchschleier trieben. Man hatte alles originalgetreu nachgebildet. Das begann mit der Holztheke, dem Gemälde über der Bar, den Stühlen, Tischen, den Spucknäpfen und auch der kleinen Nische, wo sich die Spieler zurückziehen konnten.
    Der Boden bestand aus Brettern, über die man die Sägespäne gestreut hatte.
    Aufgeräumt worden war nicht. Auf der Theke standen noch benutzte Bier und Whiskygläser. Aschenbecher quollen fast über. Lachen blinkten ebenfalls, und der Zigarettengeruch würde sich noch lange halten. Ich ging zum Vordereingang.
    Die Schwingtür war zwar nicht verschlossen, aber hinter ihr und im Lokal, verschloß eine Schiebetür den Weg. Die Methode war einfach, aber wirkungsvoll.
    Jane und Susan hatten sich an einen Tisch gesetzt. Ich gesellte mich zu ihnen.
    »Möchten Sie etwas trinken, Mr. Sinclair?«
    »Sagen Sie John.«
    »Okay, die Frage bleibt. Wir können ja Geld hinlegen, dann ist die Sache erledigt. Ich werde morgen mit dem Besitzer…« Ihre Stimme brach ab.
    »Falls es noch ein Morgen gibt.«
    »Sehen Sie das bitte nicht zu eng, Susan. Wir wissen uiis unserer Haut schon zu wehren, wenn es hart auf hart kommt.«
    »Auch gegen Geister?«
    »Klar.«
    Sie warf uns einen schiefen Blick zu, erhob sich und ging zur Theke.
    »Whisky?«
    »Nichts Alkoholisches, bitte!« rief Jane zurück.
    »Aber das gehört zum Wilden Westen.«
    »Für uns ist er auch so wild genug.«
    »Ich brauche wirklich einen Schluck.«
    »Daran hindert Sie niemand, Susan.«
    Sie brachte uns gekühltes Sodawasser mit und für sich einen mehr als doppelten Whisky. Zwischen uns nahm sie Platz, kippte den Stuhl und legte die Hacken auf den Tisch. Sie trug noch immer die Cowboykleidung, nur den Gurt hatte sie abgelegt.
    »Cheerio!«
    Wir tranken. Unsere neue Gefährtin schüttelte sich, als sie den ersten Schluck genommen hatte. »Mann, ist das ein widerliches Zeug!«
    »Nehmen Sie lieber Wasser«, schlug Jane vor.
    »Das mache ich auch.«
    Susan holte sich ebenfalls das Sodazeug. »Dabei verkaufen sie den Whisky hier so teuer. Pumaspucke, hat man im alten Westen dazu gesagt. Jetzt weiß ich, daß der Ausdruck stimmt.« Sie gab sich burschikos und selbstbewußt. Wahrscheinlich wollte sie ihre eigene Unsicherheit damit übertünchen. Uns blieb nichts anderes übrig, als zu warten, bis sich etwas tat. Ein jeder von uns war davon überzeugt, daß dieses Ereignis eintreten würde, nur kannte niemand den

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