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Deadwood - Stadt der Särge

Deadwood - Stadt der Särge

Titel: Deadwood - Stadt der Särge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Kopfhälfte bildete es einen sperrigen Busch, der auch bis in den Nacken fiel und bei jeder Drehung mitschwang.
    Sie trug ein Hemd, dessen dünner Stoff um ihren mageren Körper flatterte. Fest hielt sie Susan Crane im Arm. Ihre Fingernägel leuchteten dabei in einem matten Weiß.
    Dabei war es Susan, die sie führte, denn Helen bewegte sich wie ein Roboter.
    Manchmal schleiften die Beine der toten Gestalt über den Bretterboden und hinterließen schleifende Geräusche. Um uns kümmerten sie sich überhaupt nicht. Immer wenn sie nahe an uns vorbeihuschten, spürten wir den Luftzug und nahmen gleichzeitig den widerlichen Modergeruch wahr, den die Tote ausströmte.
    Angewidert verzog Jane Collins das Gesicht, und auch ich atmete nur durch die Nase, weil ich den Gestank nicht auch noch schmecken wollte. Susan machte er nichts aus. Ihrem Gesichtsausdruck nach zu urteilen, befand sie sich in einer völlig anderen Welt. Sie nahm die normale überhaupt nicht wahr. Obwohl sie dicht vor uns herglitt, schaute sie uns nicht einmal erkennend an. Zwar blickte sie in unsere Gesichter, sah gleichzeitig hindurch.
    »Das ist erschreckend!« flüsterte Jane und ballte in ohnmächtiger Wut die Hände. »Richtig erschreckend.« Sie schluckte. »Wir müssen etwas tun, John. Susan befreien…«
    »Sicher.«
    »Willst du Helen endgültig vernichten?«
    »Wahrscheinlich. Sie ist ein Zombie, ein Wesen, das nicht mehr leben darf. Eine Tote, die…« Ich hob die Schultern, weil ich auch keine anderen Erklärungen wußte.
    Sie tanzten wieder ihren Kreis und ließen sich durch nichts stören. Die unheimliche Orgelmusik war leiser geworden. Wie feine Botschaften wehten die Klänge noch durch den Hintergrund.
    Mir wäre bei dieser Tanzerei schon längst schwindlig geworden. Susan Crane spürte davon nichts. Sie tanzte selbstvergessen weiter, den Blick dabei in imaginäre Fernen gerichtet, die Gesichtszüge unnatürlich verklärt, als wollte sie in den Himmel hineinschwingen.
    »Du bleibst hier stehen«, sagte ich zu Jane und beobachtete die beiden Frauen, die sich jetzt drehten und uns wenig später wieder passieren würden.
    Ich ging einen Schritt vor und stellte mich dem Paar in den Weg. In meiner rechten Hand hielt ich das Kreuz. Wenn jemand die Unheimliche stoppen konnte, dann dieser Talisman.
    Noch drei, vier Umdrehungen, dann mußten sie mich erreicht haben und Kontakt mit dem Kreuz bekommen.
    Soweit kam es nicht.
    Wer von den beiden Frauen stoppte, war nicht zu erkennen. Ihre Gesichter jedenfalls waren mir zugedreht, eine jede von ihnen mußte das Kreuz einfach sehen, und mitten in der kreisförmigen Bewegung stoppten sie ab. Es sah so aus, als würden sie noch rutschen, sie schwangen vor, wieder zurück, hatten sich gefangen und starrten auf das, was ich in der Hand hielt und leicht strahlte. Helen reagierte als erste.
    Als wäre sie für Susan zu schwer geworden, so sackte sie in die Knie zusammen und rutschte gleichzeitig aus ihrem Griff. Dabei streckte sie noch die Arme vor. Sie schaffte es mit ihren Fingern, die Knie der jungen Frau zu umfassen.
    Susan schaute uns an. Ihr Gesichtsausdruck hatte sich verändert. Leben war wieder hineingekehrt. Die Wangen zuckten, die Augen bewegten sich, sie zog die Nase hoch, als hätte sie etwas Bestimmtes gerochen. Jane Collins sprach sie an. »Susan, hörst du uns. Bitte, Susan, gib Antwort!«
    Sie schwieg, dafür schaute sie auf das Kreuz, das sie aus ihrer unnatürlichen Starre gerissen hatte. Die junge Frau überlegte. Sie sah so aus, als würde sie tief in ihrer Erinnerung herumgraben, um dort etwas hervorzuholen.
    Einige Male holte sie Luft. Schnell und schnappend. Dabei bekamen ihre Augen einen panikartigen Glanz. Und plötzlich begann sie zu schreien. Laut, schrill und grell. Sie schrie, als stünde sie unter starken Qualen, denn sie hatte die Person gesehen, die vor ihr kniete und ihre Beine umklammert hielt.
    Helen, das Monstrum!
    Das Ballhaus war erfüllt von ihren Schreien, und sie warf auch den Kopf mehrmals nach links und nach rechts. Auf ihrem Gesicht zeichnete sich die Qual ab, der Jane Collins nicht mehr länger zusehen konnte. Sie sprang hin und hielt Susan fest, während die Hände des Monstrums an den Schienbeinen herab nach unten rutschten.
    Susan konnte ein Bein befreien. Sie holte aus, trat gegen Helens Schulter, so daß der Körper das Übergewicht bekam und auf die Bohlen kippte.
    Dort blieb er liegen. Die Arme waren zurückgefallen, als würden sie überhaupt nicht

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