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Dear Germany - Dear Germany - Life without a top sheet

Titel: Dear Germany - Dear Germany - Life without a top sheet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carol Kloeppel
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gewöhnt bin. Das – ich muss es zu meiner Schande gestehen – führte dazu, dass ich in den ersten Jahren in Deutschland das Thanksgiving-Fest ausfallen ließ, obwohl das Erntedankfest für Amerikaner der zweitwichtigste Feiertag nach Weihnachten ist. Der ganze Truthahn, dazu Kürbis-Pie, Pecan-Pie, gefüllter Wirsing, Süßkartoffeln mit geschmolzenen Marshmallows und ich weiß nicht, was sonst noch – ich hätte die Backofentür im Leben nicht schließen können! Okay, ich gebe zu, dass der Backofen nicht das einzige Problem war. Hinzu kam, dass Peter an diesem Feiertag immer arbeiten musste. Und was wäre Thanksgiving schon ohne die berühmte Macy’s Thanksgiving Day Parade im Fernsehen? Jammer, jammer.
    Daher war ich überglücklich, als wir mit unseren früheren amerikanischen Nachbarn zum ersten Mal gemeinsam Thanksgiving feierten. Außerdem war es sehr vorteilhaft, dass Eydies Mann Greg den bei halb geöffneter Backofenklappe gegarten Truthahn tranchieren konnte, da Peter nicht wusste, wo er das Messer ansetzen sollte.
    Doch weg von Thanksgiving, hin zu den praktischen Dingen des Lebens: Waschmaschine und Trockner. Sie haben ebenfalls eine besondere Bedeutung seit meinem Umzug nach Deutschland bekommen. Noch nie habe ich leidenschaftlichere Diskussionen über diese Haushaltsgeräte gehört als hier.
    Es ist unglaublich, wie viele Deutsche auf ihre Waschmaschine schwören, und zwar mit Sprüchen wie: »Miele, Miele, sprach die Tante, die jede Waschmaschine kannte.«
    Amerikanische Mütter, die es nach Deutschland verschlagen hat, beklagen sich dagegen oft über die unpraktischen deutschen Waschmaschinen und trauern ihren eigenen hinterher. Ich kenne sogar eine Frau, die für ihren zweijährigen Aufenthalt in Deutschland extra eine Waschmaschine samt Trockner aus den USA importieren ließ. Für die Geräte musste zwar zusätzlich ein Transformator angeschafft werden, aber anscheinend konnte die Schmutzwäsche ihrer Familie nur so bewältigt werden.
    Für Amerikanerinnen sind vor allem das geringe Fassungsvermögen der deutschen Waschmaschinen und die Dauer der einzelnen Waschgänge problematisch. Meine deutsche Maschine braucht mindestens eine Stunde für die Wäsche, und das ist lediglich das Kurzwaschprogramm. Man kann also nicht nur weniger Wäsche in die Trommel füllen, die Maschine braucht auch länger, bis sie fertig ist. Das macht das Waschen zu einer zeitaufwändigen Angelegenheit, die zudem häufiger erledigt werden muss.
    Deutsche, die in den USA leben, sind allerdings auch nicht unbedingt begeistert von den dortigen Maschinen. Ein befreundetes deutsches Ehepaar, das mit seinen kleinen Zwillingen in New York lebt, erzählte mir beispielsweise Folgendes: »Die Babylätzchen werden hier in der Maschine einfach nicht richtig sauber. Wir müssen sie von Hand waschen. Amerikanische Waschmaschinen sind ein Witz.« Diese haben nämlich im Unterschied zu deutschen keine Heizspirale – und da-mit auch kein Kochwaschprogramm –, sondern sind an die Warmwasserleitung angeschlossen. Das sei nicht heiß genug, um sämtliche Flecken herauszubekommen, und die Wäsche sehe hinterher grau und vergilbt aus, behaupteten meine deutschen Bekannten. Außerdem seien die Waschprogramme sehrkurz, verglichen mit den Marathonläufen deutscher Maschinen: »Wie soll Wäsche denn überhaupt in einer Viertelstunde sauber werden?« Meiner Meinung nach kann man in einer Viertelstunde eine Menge Wäsche auf einmal erledigen. Ruck, zuck.
    Sehr erstaunt war ich darüber, dass viele Menschen in Deutschland keinen Trockner haben, sondern die Wäsche zum Trocknen aufhängen. Das hat steife Handtücher und einen großen Berg Bügelwäsche zur Folge. Aber selbst wenn man einen Trockner hat, ist der genauso klein wie die Waschmaschine, und die Wäsche kommt zerknittert heraus. Schätzungsweise verbringen die Deutschen 75 Prozent mehr Zeit mit Bügeln als die Amerikaner. Ich habe sogar gehört, dass manche die Unterwäsche bügeln …
    Was im Haus schwierig ist, ist im Garten nicht einfacher. Nachdem ich mich einigermaßen an die deutschen Haushaltsgeräte gewöhnt hatte, waren die Gartengeräte dran.
    Mein erster Rasenmäher in Deutschland hätte gut aus einem Antiquitätenladen im hintersten Minnesota stammen können. Dieses Gerät musste man noch mit eigener Muskelkraft anschieben. Das letzte Mal hatte ich so ein Relikt bei meiner neuseeländischen Gastfamilie gesehen. Trotzdem gab ich dem altmodischen Rasenmäher eine Chance, indem

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