Dear Germany - Dear Germany - Life without a top sheet
ich ihn als Mäher und Fitnessgerät in einem betrachtete.
Zum Glück entdeckte ich kurze Zeit später, dass es in Deutschland auch elektrisch betriebene Rasenmäher gibt. Peter und ich kauften ein Exemplar mit einem grob geschätzt zwei Kilometer langen Kabel, das zum Arbeiten ausgerollt werden musste. Da das Kabel ständig im Weg lag, brütete ich stundenlang über Strategien, wie sich das vermeiden ließe, und zwar ohne dass ich dazu den Rasenmäher loslassen und mich bücken musste. Denn jedes Mal, wenn ich den Sicherheitsbügel am Griff losließ, schaltete sich das Gerät automatischab. Irgendwann fragte ich mich sogar, was schlimmer wäre: ständiges Ärgern über dieses lästige Kabel oder Tod durch Stromschlag.
Man kann mir mangelndes Umweltbewusstsein vorwerfen, aber einer der glücklichsten Tage meines Lebens war der, an dem der elektrische Rasenmäher seinen Geist aufgab. Es lag übrigens nicht daran, dass ich das Kabel durchtrennt hätte, was selbst meinem Mann ein paarmal passiert war. Irgendwann war er einfach kaputt, der Mäher – und ich ebenfalls. Das Rasenmähen hatte sich zu einer mühsamen Angelegenheit entwickelt: Kabel abrollen. Kabel ordentlich auf dem Boden auslegen. Darauf achten, dass die Außensteckdose eingeschaltet ist. Immer gut aufpassen und nicht über das Kabel stolpern (Okay, diesen Punkt befolgte ich nicht immer …). Das Kabel von Gras und Dreck befreien. Anschließend wieder aufrollen. Das war mehr als nervig!
Noch an dem Tag, als der Rasenmäher endgültig streikte, fuhr ich zu meinem Lieblingsgartencenter. Da Peter mich nicht begleitete, kam ich auch nicht in Versuchung, beim Kauf auf Eigenschaften wie Geräuscharmut oder Umweltverträglichkeit Rücksicht zu nehmen und wieder bei einem Elektrorasenmäher zu landen. Ich wusste genau, was ich wollte. Denn im Gegensatz zu Peter war ich auf einem Grundstück mit einer großen Wiese aufgewachsen, die regelmäßig gemäht werden musste, und daher mit den Feinheiten des Rasenmähens vertraut. Außerdem war mein Mann sowieso nie der Chefgärtner in unserer Familie, das war und bleibt meine Aufgabe. Wie dem auch sei, seit diesem Tag besitzen wir einen klassischen Benzinrasenmäher, mit dem die Arbeit weitaus leichter fällt und im Handumdrehen erledigt ist.
Selbst mein Mann hat das Gerät mittlerweile mehr oder weniger akzeptiert. Anfangs hatte er noch Bedenken, der Leidtragende zu sein und ständig zur Tankstelle fahren zu müssen, um den Benzinkanister zu füllen. Aber auch das mache ich,und zwar höchstens zweimal im Jahr. Von den Nachbarn gab es auch noch keine Beschwerde wegen Ruhestörung. Immerhin versuche ich, mich an die deutschen Ruhezeiten zu halten!
Falls ich nun den Anschein erweckt haben sollte, dass mein Mann keinen Finger im Garten krümmt, muss ich schleunigst darauf hinweisen, dass Peter der Chefschlepper ist. Bei größeren Gartenprojekten, die ich nicht alleine bewältigen kann, packt er selbstverständlich mit an, und er ist auch derjenige, der die Grünabfälle zur Sammelstelle bringt. Allerdings benutzt er dafür, wie mir aufgefallen ist, lieber meinen Wagen als seinen, was ich an Erde, Laub und diversen toten Käfern im Kofferraum erkenne …
7 WILLKOMMEN IM
RECYCLING-HIMMEL!
Man muss nicht lange in Deutschland leben, damit einem die verschieden farbigen Mülltonnen auffallen. Das deutsche Trennsystem orientiert sich nämlich an Farben. Eine tolle Sache. In Amerika gibt es nur graue Tonnen, was eigentlich ein bisschen langweilig ist. Außerdem legt man dort auch nicht besonders viel Wert auf Mülltrennung: Als Kinder wussten wir nur, dass Getränkedosen vom normalen Müll getrennt werden, und erst in den Neunzigerjahren sah ich bei meinen Eltern, dass auch Zeitungen und Papier von einem eigenen Müllwagen abgeholt wurden. Das ist nichts im Gegensatz zu der bunten Tonnen-Batterie in Deutschland. Wir haben zu Hause eine blaue Tonne für Papier, eine grüne für Bioabfälle, eine gelbe für Verpackungen mit dem Grünen Punkt und eine graue für den Restmüll.
Zusätzlich gibt es noch die regelmäßigen Sperrmüllsammlungen für Sachen, die nicht in den Hausmüll passen. Ich kenne keine bessere Methode, das durchgesessene Sofa mit dem unansehnlichen Schokofleck, die alte Hundehütte oder die versifften Küchenschränke loszuwerden. Im Prinzip handelt es sich sogar um Weiterverwertung in vollendeter Perfektion, denn die Sachen sind meistens schon lange weg, ehe der städtische Sperrmüllwagen kommt. Ich
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