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Dear Germany - Dear Germany - Life without a top sheet

Titel: Dear Germany - Dear Germany - Life without a top sheet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carol Kloeppel
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mich zu meinem Wagen und erkundigte sich, was daran gemacht werden sollte.
    »Nichts Dramatisches, ich möchte nur meine Winterreifen aufziehen lassen. Können Sie das bitte erledigen?«
    »Aber Sie fahren doch schon mit Winterreifen.«
    »Wie bitte?«
    »Ja, das sind eindeutig Winterreifen, die Sie drauf haben. Sind Sie damit etwa den ganzen Sommer gefahren?«
    Wie peinlich. Ich muss tatsächlich vergessen haben, im Frühjahr die Sommerreifen aufziehen zu lassen. Von da an bestand ich endgültig auf Ganzjahresreifen.

6  LIEBLING, ICH HABE DAS
HAUS GESCHRUMPFT!
    Peters und meine erste gemeinsame Wohnung in Deutschland lag in der Flandrischen Straße, einer typisch europäischen Seitengasse, im sogenannten Belgischen Viertel in Köln. Nach der Ankunft in meinem neuen Zuhause war ich froh, dass ich mich bereits in Manhattan an beengte Verhältnisse gewöhnt hatte. Wenn man aus dem weiten Mittelwesten Amerikas nach New York zieht, verkleinert sich der persönliche Lebensraum nämlich beträchtlich. Dort gibt es Apartments, die kleiner sind als die begehbaren Kleiderschränke mancher Shoppingsüchtiger. Daher war ich darauf vorbereitet, in Europa mit weniger Platz auszukommen. Zum Glück! Unsere Wohnung war zwar eindeutig größer als ein begehbarer Kleiderschrank und auch deutlich größer als mein ehemaliges Apartment in Manhattan. Trotzdem kam mir in Deutschland anfangs alles viel kleiner vor. Kennen Sie den Film Liebling, ich habe die Kinder geschrumpft ? Ich fühlte mich wie im Film Liebling, ich habe das Haus, den Garten, den Wagen, die Garage, die Waschmaschine, die Straßen und die Milchverpackungen geschrumpft .
    Ein großes Einfamilienhaus mit Garten zu besitzen ist in Deutschland nicht selbstverständlich. Zunächst wunderte ich mich darüber, dass die meisten Menschen hier in Mehrfamilienhäusern wohnen. Schließlich war das Deutschland meiner Vorstellung immer ländlich geprägt: lauter kleine, ordentliche Häuser, die überall in der Landschaft verstreut sind. Die gibt es hier zwar auch, aber nur für einen kleinen Teil der Bevölkerung. Das liegt wohl daran, dass 88 Prozent der Deutschen in Städten und deren Einzugsgebieten leben und der Wohnraum aus diesem Grund begrenzt ist. In Amerika dagegen wohnen die meisten Menschen in Einfamilienhäusern und haben oft sogar einen kleinen Garten.
    Dieser Unterschied lässt sich vielleicht durch die unterschiedliche Bevölkerungsdichte der beiden Länder erklären. In Deutschland leben durchschnittlich 231 Menschen pro Quadratkilometer, in Amerika sind es dagegen gerade einmal 30. Die Fläche der gesamten Bundesrepublik entspricht knapp der Größe des US-Bundesstaates Montana und wird von rund 82 Millionen Menschen bevölkert. Wenn ich mir diese Menschenmenge in Montana vorstelle, frage ich mich, wo denn die ganzen Rinder hinsollten …
    Bekannte aus den Niederlanden und England klärten mich allerdings darüber auf, dass die Platzverhältnisse in Deutschland, verglichen mit anderen europäischen Ländern, geradezu großzügig sind. Größere Wohnungen, größere Gärten, größere Supermärkte und so weiter. Das führte mir noch einmal mehr vor Augen, wie verwöhnt wir Amerikaner sind, was die Platzverhältnisse anbelangt.
    Aufgrund der geringeren Größe von Häusern und Wohnungen ist es nur logisch, dass die deutschen Haushaltsgeräte kleiner als die amerikanischen sind.
    Die hiesigen Kühlschränke zum Beispiel sind meiner Meinung nach winzig und erfordern eine gewisse Flexibilität ihrer Nutzer. Durch meinen ersten deutschen Kühlschrank habe ich gelernt, dass ich einen frischen Blumenkohl an dem Tag zubereiten muss, an dem ich ihn kaufe. Andernfalls müsste ich den kompletten Kühlschrank ausräumen, um Platz für ein so voluminöses Gemüse zu schaffen. Noch schlauer ist es allerdings, nur handliches Gemüse wie Bohnen und Möhren zu kaufen. Die passen wenigstens problemlos in den Kühlschrank.
    Mittlerweile haben wir glücklicherweise einen amerikanisch dimensionierten Kühlschrank in unserer Küche stehen. Für unsere Besucher aus den USA ist er nichts Besonderes; sie registrieren ihn gar nicht. Aber manche unserer deutschen Gäste bestaunen das Gerät immer wie einen Neuwagen: »Wow, was für ein riesiger Kühlschrank! Wo habt ihr den her?« Ich hätte nie gedacht, dass ich einmal stolz auf meinen Kühlschrank sein würde. Ganz ehrlich: Wer braucht schon einen Porsche, wenn er so einen Kühlschrank hat?
    Auch der Backofen ist kleiner, als ich es

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