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Dear Germany - Dear Germany - Life without a top sheet

Titel: Dear Germany - Dear Germany - Life without a top sheet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carol Kloeppel
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einen Hund dabei (was laut Schulordnung bestimmt nicht erlaubt war). Die Kinder stürmten nach dem ersten Klingeln in die Klasse und sahen den Hund. Sie setzten sich auf ihre Plätze und benahmen sich wie immer – mit Ausnahme eines kleinen Mädchens. Das sagte seiner Lehrerin, dass es allergisch auf Hunde reagiere und einen Asthmaanfall bekomme, wenn sie sich mit diesen Tieren in einem Raum aufhalte. Und was meinen Sie, wie die Lehrerin reagiert hat? Sie schickte das Kind aus dem Klassenzimmer! Jawohl, Fiffi durfte bleiben, während das neunjährige, asthmakranke Mädchen einsam in ein leeres Klassenzimmer verbannt wurde. Ohne Begleitung, ohne Aufsicht.
    Doch damit nicht genug. Nach Unterrichtsschluss verließen die Lehrerin, der Hund und die Schüler das Gebäude. DieLehrerin schloss den Haupteingang ab. Allerdings hatte sie eine Kleinigkeit vergessen. Nämlich das neunjährige, asthmakranke Mädchen. Die Kleine wurde einfach eingeschlossen und blieb alleine in der Schule zurück. Irgendwann begann das Mädchen, vor lauter Angst um Hilfe zu schreien, aber niemand hörte es. Erst eine Stunde später, als die Kleine schon völlig panisch war, wurde sie gefunden und befreit. Der Hund hatte währenddessen wahrscheinlich an der frischen Luft gespielt.
    Der Vater des Mädchens stellte fest, dass seine Tochter durch diesen Vorfall einen Schock erlitten hatte, und beschwerte sich beim Rektor der Schule. Was denken Sie, welche Konsequenzen das für die Lehrerin hatte? Eine Suspendierung? Eine Abmahnung? Nichts von alledem. Der Rektor erwiderte auf den Vorwurf lediglich: »So was kann doch jedem von uns mal passieren. Die Kollegin hat doch nur etwas vergessen.« Da fragte ich mich: Seit wann ist ein Kind denn ein Etwas ?
    Nachdem ich diese Meldung einigermaßen verdaut hatte, ging ich in den Garten, um den Rasen zu mähen. Natürlich nicht, ohne vorher auf die Uhr geschaut zu haben. Schließlich gibt es in Deutschland die Ruhezeitenregelung – auf die ich aber gut und gerne verzichten könnte. Bis zum heutigen Tag kann ich es nicht fassen, dass neben der Sonntagsruhe in diesem Land von Montag bis Samstag zwischen dreizehn und fünfzehn Uhr auch noch Mittagsruhe zu herrschen hat. Ein von oben verordnetes Mittagsschläfchen für alle.
    Als ich in einem Onlinelexikon das Wort Mittagsruhe nachschlug, bekam ich unter anderem diese Erklärung: »In Deutschland kann die Mittagsruhe im Mietvertrag, in der Hausordnung oder durch eine kommunale Gefahrenabwehrverordnung geregelt sein.« Wow, allein das Wort Gefahrenabwehrverordnung lässt mir Angstschauer den Rücken hinunterlaufen. Wer traut sich schon, gegen so etwas zu verstoßen? »Denn«, so hieß es weiter in dem Lexikon, »hartnäckige Verstöße können von den zuständigen Ordnungsbehörden als Ordnungswidrigkeit verfolgt werden.«
    Nur ist es leider so, dass zwischen dreizehn und fünfzehn Uhr die optimale Zeit zum Rasenmähen für mich wäre. Vor der Mittagspause hat es nämlich meistens keinen Sinn, weil das Gras noch zu feucht ist. Nach der Mittagspause muss ich meine Tochter von der Schule abholen, ihr eine Kleinigkeit zu essen machen, bei den Hausaufgaben helfen, und dann will sie zum Spielen in den Garten. Hin und wieder fordere ich mein Glück heraus und beginne erst kurz vor eins zu mähen und überziehe natürlich jedes Mal ein bisschen. Bis jetzt haben zwar weder das Ordnungsamt noch die Polizei an meiner Tür geklingelt, aber dennoch lebe ich in Angst.
    Eines Tages kam es, wie es kommen musste: Peter und ich erhielten eine Beschwerde. Glücklicherweise nicht von offizieller Seite. Schuld daran war allerdings nicht der Rasenmäher, sondern mein Mann.
    Peter wollte in seiner knapp bemessenen Freizeit einen Weg in unserem Garten anlegen. Dazu bearbeitete er Holzbohlen mit einem Gummihammer. Es war ein herrlicher, sonniger Tag, aber – er hätte es wissen müssen – ein katholischer Feiertag.
    Plötzlich geschah es. Eine Stimme sprach zu uns: »Halten Sie gefälligst die Ruhezeiten ein! Heute ist Feiertag!« Keine Sorge, es war nicht Gott. Es war nicht einmal Moses, sondern lediglich unsere Nachbarin, die hinter einem Busch zu hören war und meinte, uns zurechtweisen zu müssen. Zunächst fragten Peter und ich uns, ob wir die Sache überhaupt ernst nehmen sollten. Muss man sich nicht zeigen, wenn man eine Beschwerde vorzubringen hat? Wir kamen resigniert zum Schluss, dass Peter besser aufhörte zu klopfen, um den nachbarschaftlichen Frieden nicht zu stören.
    Damit

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