Dear Germany - Dear Germany - Life without a top sheet
Recycling-Minister gibt.
Aber nach ein paar Jahren wurde mein Wunsch nach stillem Wasser erhört: Plötzlich standen im Regal wieder kleine Flaschen mit Mineralwasser. Zwar nicht von meiner französischen Lieblingsmarke, sondern von einem deutschen Hersteller. Auf die Fläschchen gibt es sogar Pfand, was das Recyceln noch einfacher macht.
Doch selbst das deutsche Mehrwegsystem mit Pfandrückgabe erfordert jahrelange Übung, und auch ich lernte aus meinen Fehlern. Eines Tages schnappte ich mir beispielsweise unserewochenlang gesammelten Plastikflaschen und brachte sie in den Laden, um mir mein Pfand zurückzuholen. Von meinen acht Plastikflaschen akzeptierte der Automat für die Flaschenrückgabe allerdings nur drei. Daraufhin fragte ich einen Mitarbeiter, ob der Automat defekt sei. Er warf einen Blick auf meine restlichen Flaschen.
»Nein, die Flaschen nehmen wir nicht an. Die sind nicht von uns. Die müssen Sie in den Laden zurückbringen, wo Sie sie gekauft haben.«
»Meine Güte, ich weiß doch nicht mehr, wo ich in den letzten Wochen überall eingekauft habe. Was spielt das überhaupt für eine Rolle?«
»Nun ja«, begann er seine Erklärung, »der Pfirsicheistee ist pfandfrei, der gehört in die gelbe Tonne. Und die anderen vier Flaschen werden hier nicht zurückgenommen. Sie müssen sie in das Geschäft bringen, wo Sie sie gekauft haben.«
»Aber auf den Flaschen steht, dass ich sie zurückgeben kann und mein Pfand wiederbekomme. Hier steht deutlich Pfandflasche . Das heißt: Flasche gegen Geldrückgabe.«
»Schon klar, aber wir nehmen die Flaschen hier nicht an. Versuchen Sie Ihr Glück woanders.«
Das passierte mir nach so vielen Jahren in der Recycling-Schule! Also schleppte ich meine fünf Plastikflaschen wieder nach Hause, ohne zu wissen, wo ich sie loswerden konnte. Mit Ausnahme der einen, die ich in die gelbe Tonne schmiss. Vielleicht sollte ich in Zukunft Protokoll darüber führen, welche Getränke ich wo kaufe, um das Leergut ins richtige Geschäft zurückzubringen.
Zum Glück war ich nicht die Einzige, die da nicht mehr durchblickte, und inzwischen hat Berlin ein neues Gesetz erlassen, nach dem auch andere Läden meine Flaschen zurücknehmen müssen – aber leider nicht alle: Geschäfte mit einer Verkaufsfläche bis zu 200 Quadratmetern sind von der Rücknahmepflicht entbunden. Jetzt müssen wir Verbraucher alsoauch noch die Ladengröße nachmessen! Was, wenn ich mein Leergut zurückgeben will und der Typ an der Kasse erzählt mir, seine Verkaufsfläche betrage nur 190 Quadratmeter? Ganz nach dem Motto: »Ich bin nicht verpflichtet, Ihre dämlichen Flaschen anzunehmen. Ich habe extra meine Verkaufsfläche verkleinert, um mit diesem Leergutkram nichts zu tun zu haben.« Da wird man ja wahnsinnig!
Ein weiteres schönes Thema sind Bierfässer. Nach einer Feier brachte ich zwei Fünf-Liter-Fässchen und ein paar Pfandflaschen zu einem Getränkemarkt.
»Tut mir leid, aber die Bierfässer nehmen wir nicht an.«
Bevor der Verkäufer ein weiteres Wort sagen konnte, machte ich auf dem Absatz kehrt und fuhr zum nächsten Laden.
»Die Bierfässer nehmen wir zurück, aber nicht die Cola- und Limoflaschen. Die führen wir hier nicht.«
Ich war kurz davor auszuflippen, ließ jedoch nicht locker: »Warum nehmen Sie die Cola- und Limoflaschen nicht an, sondern nur die Bierfässer? Ich war gerade bei der Konkurrenz, die die Bierfässer nicht zurücknehmen wollte, sondern nur die Plastikflaschen. Warum ist das denn so kompliziert?«
Der Verkäufer schüttelte nur bedauernd den Kopf und entgegnete, Berlin sei schuld.
Nachdem ich wenigstens die Bierfässer losgeworden war, wies der Verkäufer mich noch darauf hin, dass diese ab sofort aus dem Sortiment genommen würden: »Eine neue Änderung der Getränkeverordnung. Uns sind die Hände gebunden. Das haben wir Berlin zu verdanken.«
Dabei habe ich Berlin immer gemocht …
Einen großen Vorteil hat die ganze Recycling-Manie: Wenn ich über das Land und durch die Dörfer fahre, fällt mir sofort auf, wie nett und sauber es überall ist. Deutschland ist einwirklich schönes Land, und es macht Spaß, all die kleinen Dörfer zu erkunden. Dabei hatte ich vor einiger Zeit ein ganz besonderes Recycling-Erlebnis ohne bunte Tonnen, Altglas-Container oder Pfandflaschen. Und zwar auf einem Friedhof.
Wie ich beim Thema Recycling ausgerechnet auf Friedhöfe komme? Vor Kurzem besuchten Peter und ich mit meinem Schwiegervater das Grab eines Verwandten. Der Friedhof
Weitere Kostenlose Bücher