Dear Germany - Dear Germany - Life without a top sheet
Banana-Cherry-Chip-Delight . Wir kauften eine kleine Auswahl der Sorten, die uns am harmlosesten erschienen.
Ich bin keine Feinschmeckerin, aber ich fand: Diese Joghurts mit den lustigen Kunstnamen schmeckten alle auch irgendwie künstlich. Ich hatte gehofft, die bunten Verpackungen und die lustigen Bezeichnungen könnten unserer Tochter, die damals noch recht klein war, Appetit machen, aber nachdem sie einen Löffel probiert hatte, wollte sie nichts mehr davon wissen.
Aber auch in deutschen Lebensmittelläden kann man unter Umständen schlechte Erfahrungen machen. Manchmal graust es mir dort. Beispielsweise wenn ich Fruchtfliegen auf dem Obst sehe. Warum sollte ich eine Wassermelone kaufen, wenn sich schon Insekten darüber hergemacht haben? Wenn ich einen Mitarbeiter auf angefaulte und schimmlige Pfirsiche aufmerksam mache, ernte ich oft lediglich ein Achselzucken. Manchmal feiern Läuse zwischen Blumenkohlblättern eineParty. Oder im Kühlregal steht abgelaufene Milch, und Toastbrot hat lange vor dem Verfallsdatum grüne Flecken. Man muss sich schon fragen, warum die Hygienevorschriften im Lebensmittelbereich so lasch sind – und das in einem Land, das für seine Sauberkeit bekannt ist.
Eine Geduldsprobe für meinen Mann sind Besuche mit mir in den sogenannten besseren Restaurants. Ich muss zugeben, dass ich mich dort oftmals schwertue, auf der Speisekarte etwas zu finden, das mir schmeckt. Vor allem wenn es um Fleischgerichte geht.
Unsere Sonntagsmenüs in Minnesota bestanden aus gebackenem Schinken, Truthahn oder Rinderbraten. Das einzig ausgefallene Gericht, das meine Mutter hin und wieder zubereitete, waren Lachsfrikadellen, deren furchtbarer Geruch mich immer aus dem Haus vertrieb.
Wenn ich in Deutschland mit meinem Mann gepflegt essen gehe, habe ich die Auswahl zwischen Kaninchen, Ente, Jungschwein, Wachteln, Reh, Kälbchen oder Milchlamm. Der ganze Streichelzoo. Klingt das nicht nach Mittelalter? Ich hatte automatisch Heinrich VIII. vor Augen, der sich mit bloßen Händen ein Stück von einem ganzen Schwein am Spieß abreißt und sich in den Mund stopft, nachdem er zur Vorspeise schon zwei Zwerghasen verputzt hat. Wer bitteschön bringt es übers Herz, ein armes, wehrloses Kaninchen mit flauschigen Ohren zu essen? Oder denke nur ich an Bambi, wenn ich einen zarten Rehrücken mit Preiselbeeren angeboten bekomme? Da ich bestimmt nicht das einzige Sensibelchen bin, wenn es um den Verzehr von Kuscheltieren geht, frage ich mich, wieso nicht mehr Restaurants vegetarische Menüs anbieten.
Eine Zeit lang erkundigte sich mein treu sorgender Mann im Voraus telefonisch, ob die Speisekarte Carol-tauglich war, wenn wir in ein Restaurant eingeladen waren, das wir nicht kannten. Peter lernte rasch, welche kulinarischen Fallstrickees zu vermeiden galt, um mich glücklich zu machen. Schließlich musste er mich ansonsten trösten, wie es beispielsweise der Fall war, als ich nach dem unbewussten Verzehr von Kaninchenterrine in Tränen ausgebrochen war.
Was jedoch unser Leben enorm erleichtert hat, war die Tatsache, dass ich mich irgendwann an Fischgerichte heranwagte, denen ich mich bis dato immer konsequent verweigert hatte, was vermutlich daran lag, dass ich in meiner Jugend mit eigenen Augen gesehen hatte, wie ein Fisch entschuppt und ausgenommen wurde.
Damals fuhren wir zusammen mit anderen Familien einmal im Jahr in die Ferien in den Norden von Minnesota. Unser Ferienhaus lag direkt an einem See, auf dem wir Kinder Wasserski fuhren, im Kanu herumpaddelten und angelten. Warum ich es jedoch für notwendig hielt, anschließend die Fischerbaracke zu betreten, in der die Fische ausgenommen wurden, ist mir bis heute noch ein Rätsel. Hatte das womöglich etwas mit dem blonden Jungen zu tun, der immer mit zum Angeln rausfuhr?
Wie dem auch sei, heutzutage kann ich mich glücklich schätzen, wenn ich von acht Gerichten auf einer Speisekarte eines finde, das mir zusagt, aber inzwischen ist mir das nicht mehr peinlich. Auch mein Deutsch ist inzwischen gut genug, um den manchmal etwas konsternierten Kellnern verständlich zu machen, was ich esse und was nicht.
Da ich in deutschen Restaurants beim Hauptgang so oft passen muss und die Gerichte, die mir nicht schmecken, meistens heimlich meinem Mann zuschiebe (der darüber immer sehr glücklich ist), freue ich mich ganz besonders auf den Nachtisch. Die Desserts sind in Deutschland nicht so süß und schwer wie in Amerika. Hier werden leichte Cremespeisen, Obstsalat, Kompott,
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