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Dear Germany - Dear Germany - Life without a top sheet

Titel: Dear Germany - Dear Germany - Life without a top sheet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carol Kloeppel
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Hungersnot nur kurz bevor.
    Selbst in Buchläden glauben die Ladenbesitzer, geistige Nahrung alleine reiche nicht mehr aus. Wenn ich als Jugendliche in eine Buchhandlung ging, gab es dort nur Bücher und keine Karamell-Walnuss-Streusel-Muffins, Latte macchiatos mit Amarettosirup oder Frappuccinos mit Riesen-Schoko-Cookies, um den Lesestoff hinunterzuspülen. Essen hatte damals nicht so einen hohen Stellenwert im täglichen Leben und musste auch nicht vierundzwanzig Stunden am Tag verfügbar sein.
    Heutzutage wird man in den USA mit Essen förmlich bombardiert, wo immer man auch hingeht.
    Aber was musste ich in den letzten Jahren hier in Deutschland feststellen? Der Immer-Essen-Trend schwappt langsam, aber sicher über den Atlantik. Selbst in meinem Lieblingskaufhaus kann ich – direkt neben den Pyjamas – Kaffee trinken und Kuchen essen. Was die anschließende Anprobe nicht unbedingt erleichtert …
    Laut einer Studie der International Association for the Study of Obesity im Auftrag der Weltgesundheitsorganisation sind 22,5 Prozent der deutschen Männer übergewichtig, während es die Amerikaner auf 31,1 Prozent bringen. Bei den Frauen beträgt die Quote der Fettleibigen in Deutschland 23,3 Prozent, in Amerika 33,2 Prozent. Trend: steigend. Dass jeder fünfte deutsche Erwachsene an krankhafter Fettleibigkeit leidet, ist zwar schockierend. Vergleiche ich die Zahlen jedoch mit Amerika, komme ich schnell zu dem Schluss: Irgendetwas am Lebensstil und der Ernährung der Deutschen muss gesünder sein.
    Ich erinnere mich gut an die permanenten Diäten, denen ich mich früher in den USA unterwarf. Zusätzlich ging ich regelmäßig ins Fitnessstudio und in New York zu Fuß zur Arbeit. Trotzdem wog ich locker zehn Pfund mehr als heute. Ich treibe jetzt genauso viel Sport wie früher, aber meine Ernährung hat sich grundlegend verändert. Statt ständig auf fettreduzierte Produkte zurückzugreifen, kaufe ich nun lieber frische Ware ohne Konservierungsstoffe oder andere künstliche Zutaten. Ich erlaube mir zwar auch Butter, Joghurt, Sahne und Käse, doch das viele Obst und Gemüse und das magere Fleisch, das ich am liebsten esse, verschaffen mir einen gesunden Ausgleich.
    Ich habe festgestellt, dass die Lebensmittel hierzulande günstiger sind als in den USA, und die meisten Hausfrauen wissen auch, was sie mit frischen Zutaten anfangen können. Bei miroffenbart sich in diesem Zusammenhang manchmal eine kleine Bildungslücke. Es gibt hier nämlich Gemüse, dessen Name ich nicht einmal kenne. Fenchel zum Beispiel war mir völlig unbekannt. Bei mir würde der im Kühlschrank vergammeln, bis er zu einem nicht mehr identifizierbaren Klumpen geschrumpft wäre. Mein Mann hingegen zaubert ohne Probleme ein köstliches Fenchelgratin auf den Tisch.
    Zum Glück mag meine Tochter Geena frisches, vitaminreiches Gemüse recht gerne, verglichen mit ihren europäischen Schulkameraden ist sie aber noch ein Anfänger. Diese essen unheimlich viel Gemüse, egal ob roh oder gekocht. In der Schule haben viele von ihnen beispielsweise klein geschnittene Zucchini oder Paprika dabei, die als Pausensnack dienen.
    Viele deutsche Eltern gewöhnen ihre Kinder schon sehr früh an gesundes Essen. Neulich waren Peter und ich bei einer befreundeten deutschen Familie zum Essen eingeladen, und die zwei Jahre alten Zwillinge saßen zusammen mit uns Erwachsenen am Tisch und aßen wie wir Rucola, Mozzarella, Tomaten und Basilikum mit Öl und Balsamico. Ich konnte meinen Augen kaum trauen. Ich wäre selbst wahrscheinlich nie auf die Idee gekommen, dass Kinder das Grünzeug überhaupt mögen. Anfangs fand ich es sogar richtig merkwürdig, dass die deutschen Mütter ihren Kindern so etwas als Snack vorsetzen. Ich fragte mich: Hatten sie denn noch nie von Graham Crackers gehört, den amerikanischen Pendants zu Butterkeksen?
    Zwar ist an Graham Crackers nichts auszusetzen, aber ebenso wenig an Paprika und Zucchini als Rohkost. Ich wünschte nur, ich hätte das viel früher erkannt.
    Worüber es in unserer Familie nie eine Diskussion gibt, ist die Farbe des Brotes. Wir mögen es dunkel. Wer hat behauptet, dass die Kinder Erdnussbutter und Marmelade nur auf Weißbrot essen? Ich konnte mich vor Lachen kaum halten, nachdem ich eines Tages im amerikanischen Rundfunk einen Bericht über eine neue Weizensorte gehört hatte, die eigensfür den amerikanischen Markt gezüchtet worden war und süßer schmeckte, damit man den Kindern eine gesunde Alternative zu Weißmehlprodukten

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