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Dear Germany - Dear Germany - Life without a top sheet

Titel: Dear Germany - Dear Germany - Life without a top sheet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carol Kloeppel
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frische Feigen und ähnliche Dinge gegessen. Und man kann darauf wetten, dass die Desserts immer überaus kunstvoll angerichtet sind. Mag sein, dass die Portionen eher klein ausfallen, aber dafür sind sie ein Genuss für denGaumen und eine Augenweide. Manchmal kommt es vor, dass ich nach dem Dessert immer noch nicht satt bin, und dann sehne ich mich nach einer amerikanischen Kaloriensünde statt nach der deutschen Nouvelle Cuisine.
    Wo wir gerade bei Portionsgrößen sind: Es ist hier eher die Ausnahme, bei Lebensmitteln etwas in der Packungsgröße XXL zu finden. In Deutschland haben die meisten Packungen in etwa dieselbe Größe, die ich aus den Sechziger- und Siebzigerjahren in Amerika kenne. Doch mittlerweile hat sich dort fast alles vom Umfang her verdoppelt oder verdreifacht. Klein , mittel und groß waren wirklich mal klein, mittel und groß. Heute scheint alles ziemlich groß, riesig und echt riesig zu sein. Klein ist ausgestorben, mittel ist gefährdet, und groß ist die Norm.
    Als Peter, Geena und ich vor einiger Zeit in Wyoming Urlaub machten und kleine Colas bestellen wollten, bekamen wir zu hören: »Tut mir leid, aber kleine Getränke haben wir nicht. Die kleinste Cola hier ist mittel .«
    In Amerika darf scheinbar nichts mehr klein sein.
    In Deutschland ist neben Cola seit einiger Zeit eine Mischung aus Apfelsaft und Mineralwasser das beliebteste Getränk. Den Namen – Apfelschorle – fand ich sehr amüsant. Ich hatte noch nie davon gehört, aber Bekannte klärten mich auf, dass das Wort wahrscheinlich vom französischen Trinkspruch »Toujour l’amour!« stammt, dann in Schorlemorle eingedeutscht wurde, bis schließlich nur die Schorle übrig blieb.
    Diesen Durstlöscher finde ich ganz fantastisch. Allerdings musste ich mich daran gewöhnen, ihn nicht zwingend mit Eiswürfeln serviert zu bekommen. Ich lernte schnell, dass Eiswürfel in Deutschland eher Mangelware sind. Oft werden Erfrischungsgetränke ungekühlt serviert, woran nichts auszusetzen ist. Es gibt sogar Leute, die behaupten, es sei ungesund, eiskalte Getränke zu sich zu nehmen, weil man davon Bauchschmerzen bekommt. Was die wohl sagen würden, wenn sie wüssten, dass Max, der Hund meiner Schwester in Cincinatti, Eiswürfel in seinem Trinknapf liebt?
    Als Teenager hatte ich sogar gehört, dass die Deutschen ihr Bier warm trinken. Glücklicherweise war das nur ein Gerücht.
    Eine andere Besonderheit, an die ich mich als Amerikanerin erst gewöhnen musste, war das allgegenwärtige Sprudelwasser. Also Mineralwasser, das durch die Zugabe von Kohlensäure auch wirklich sprudelt. Zwar bieten immer mehr Gaststätten auch stilles Wasser an, aber Sprudelwasser ist Standard. Wenn man auf dem Land ein Wasser bestellt, bekommt man in der Regel eines mit Kohlensäure.
    In meiner Anfangszeit in Deutschland waren Peter und ich einmal an einem heißen Sommertag in einem kleinen Dorf in der Nähe von München. Ich hatte großen Durst und sehnte mich verzweifelt nach einem kühlen Schluck Wasser. Auf der Suche nach Wasser ohne Kohlensäure, dafür mit Eiswürfeln, schleppte ich meinen Mann durch das ganze Dorf. Vergeblich. Zu guter Letzt blieb mir nichts anderes übrig, als in einer Gaststätte um ein Glas Leitungswasser zu bitten.
    Mein Mann, dem es peinlich war, dass seine Frau nichts anderes trinken wollte, brachte mir auf die Schnelle das Wort Leitungswasser bei und schickte mich alleine rein. Er wollte wohl in der Öffentlichkeit nichts mit dieser seltsamen Frau zu tun haben, die lieber gewöhnliches Wasser aus der Leitung trank als Sprudel aus der Flasche. Bis heute kann ich die allgemeine Begeisterung für Sprudel nicht verstehen. Bestimmt hat es mit den vielen Kohlensäurebläschen zu tun, die man herunterschlucken muss. Ich bekomme davon nur Bauchschmerzen.
    In Sachen Wasser unterscheiden sich die amerikanischen und deutschen Geschmäcker sehr, und das trifft auch auf das Frühstück zu. Ob zu Hause oder im Café, der durchschnittlicheDeutsche frühstückt am liebsten Brötchen mit Wurst, Käse, Marmelade und Butter. Diese Auswahl kann durch Räucherlachs sowie hart oder weich gekochte Eier ergänzt werden.
    Im ganzen Land sind Brötchen fester Bestandteil des Frühstücks. Im Grunde genommen sind sie sogar ein Hauptnahrungsmittel der Deutschen. Was ich nur zu gut verstehen kann: Außen sind Brötchen knusprig, innen weich. Wenn sie frisch aus dem Ofen kommen, schmecken sie einfach köstlich. Man sieht in Deutschland immer wieder Kinder im Buggy

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