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Deathbook (German Edition)

Deathbook (German Edition)

Titel: Deathbook (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Winkelmann
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Horror- und Gruselschocker, Splatterfilme, einige frei ab sechzehn, andere erst ab achtzehn. Viele hatten gar keine Jugendfreigabe. Genau wie sein Vater hatte auch Tommy ein Faible dafür. Er spürte Angst, Ekel und Entsetzen, wenn er Filme wie «Saw», «Last House on The Left Side», «Freitag der 13 .», «Hostel» oder «Wrong Turn» anschaute. Manchmal träumte er sogar davon, und oft genug hatte er am Tag darauf das Gefühl, verfolgt zu werden. Trotzdem konnte er nicht davon lassen. Der Rausch, den er fühlte, wenn er anderen beim Sterben zusah, war einfach zu mächtig. Dabei ging es ihm gar nicht um möglichst blutiges Gemetzel, sondern darum, in den Gesichtern der Schauspieler Angst, Panik und Schmerz zu erkennen.
    Sein Lieblingsfilm war «Texas Chainsaw Massacre» von 2003 vom deutschen Regisseur Marcus Nispel, mit Jessica Biel in der Hauptrolle. Er liebte diese Schauspielerin, und ihre Angst wurde zu seiner, während er ihr dabei zusah, wie sie durch die eigentlich blöde Handlung stolperte. Und genau auf diesen Film hatte er sich heute Abend gefreut.
    Der Film stand ganz oben rechts. Er wusste, dass er auch zu den Lieblingsfilmen seines Vaters gehörte. Vielleicht stand er ja selbst auf Jessica. Tommy nahm den Film trotz der Drohung seines Vaters heraus, ihm das Taschengeld zu streichen. Es war nicht das erste Mal, dass er gegen das Verbot verstieß.
    Tja, der gute Dad unterschätzte Jessicas Anziehungskraft.
    Mit dem Film in der Hand ging Tommy in die Küche hinüber. Dort nahm er eine Packung Nachos aus dem Schrank, riss sie auf und stellte sie in die Mikrowelle. Er nahm sich eine Dose Cola aus dem Kühlschrank, lehnte sich an die Arbeitsplatte und trank davon. Dabei betrachtete er das rückseitige Cover des Films. Himmel, Andrew Bryniarski als Leatherface sah wirklich furchterregend aus. Obwohl er den Film bereits viermal gesehen hatte, freute Tommy sich darauf wie ein kleines Kind auf Weihnachten.
    Die Mikrowelle meldete sich mit einem leisen
Plink!
. Mit den warmen Nachos und der Cola ging Tommy in sein Zimmer hinauf. Er hatte dort oben einen eigenen Fernseher. Der war zwar nichts gegen das riesige Teil mit der Surroundanlage im Wohnzimmer seiner Eltern, aber in dem großen Raum fühlte er sich allein nicht wohl. Außerdem musste er dort bei jeder Bewegung aufpassen, nichts schmutzig zu machen.
    In seinem Zimmer setzte er sich an den Schreibtisch und öffnete am Laptop seinen Facebook-Account.
    Jessica Biel wartet auf mich, schrieb er als Statusmeldung. Die ersten Kommentare ließen nicht lange auf sich warten.
    Hättest du wohl gern.
    Träum weiter, Alter, die hockt gerade auf mir.
    Und wie heißt deine linke Hand?
    Er beantwortete ein paar der Kommentare, dann loggte er sich wieder aus.
    Er schob den Film in den Player, warf sich aufs Bett, stellte die Nachos auf seinem Bauch ab und drückte «Play».
    Er hatte jetzt Bock auf Gemetzel.
     
     
    D as Gespräch mit Marco Meyer war fruchtlos verlaufen. Der eingeschüchterte Junge hatte mir glaubhaft versichert, dass er in der besagten Nacht nicht mit Kathi an der Bahnstrecke gewesen war. Er bestand auch darauf, überhaupt keine Beziehung zu Kathi gehabt zu haben. Zwar wusste er von ihrem Interesse an ihm, doch es sei «nichts gelaufen», wie er sich ausgedrückt hatte. Marco war sogar bereit gewesen, mir die Telefonnummer seiner Eltern zu geben, um dort nachzufragen, doch ich hatte davon keinen Gebrauch gemacht. Möglicherweise täuschte ich mich, aber ich schätzte meine Menschenkenntnis für ausreichend ein, um bei einem 16 -Jährigen zu erkennen, ob er log oder die Wahrheit sagte.
    Trotzdem war der Besuch in Kathis Schule nicht umsonst gewesen.
    Zum einen wegen des Blickes, den Franz Altmaier mir zugeworfen hatte. Ich wusste noch nicht, was ich damit anfangen sollte, aber mir war klar, dass dieser Mann etwas verbarg. Auf der Rückfahrt war mir das übliche Klischee durch den Kopf gegangen: eine unglückliche Lehrer-Schülerin-Beziehung; die Schülerin wird abgewiesen, nachdem ihr zunächst Hoffnung gemacht wurde, und sie nimmt sich aus Verzweiflung das Leben. Wenn es so gewesen war, würde Altmaier es mir gegenüber nie zugeben. So richtig daran glauben mochte ich aber nicht. Denn wie passte dann der Mann an der Bahnstrecke dazu, der mich niedergeschlagen hatte? Das war nicht Altmaier gewesen. Oder Anima Moribunda und seine Videos? Oder gar M. A. Thaunn, der von etwas Großem sprach und offenbar Angst hatte?
    Seinetwegen saß ich abends wieder am

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