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Deathbook (German Edition)

Deathbook (German Edition)

Titel: Deathbook (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Winkelmann
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mir gleich den Namen des Mannes nennen, der mir im Wald einen Ast ins Gesicht gedroschen hatte und dann mit einem weißen Wagen geflüchtet war.
    «Deswegen habe ich einen befreundeten Kollegen um Hilfe gebeten», fuhr sie weiter fort. «Er hat für mich mit der Dienststelle telefoniert, die im Fall deiner Nichte ermittelt.»
    «Und?», fragte ich und platzte beinahe vor Anspannung.
    «Die Ermittlungen sind offiziell abgeschlossen. Es gibt keinerlei Hinweise auf eine Straftat. Alles deutet auf einen Suizid hin. Allenfalls war der ermittelnde Beamte noch bereit, an einen Unfall oder jugendlichen Leichtsinn zu glauben. Möglicherweise haben sich mehrere Personen dort an den Gleisen aufgehalten, das ließe auf eine Mutprobe schließen oder etwas Ähnliches. Die Spurenlage lässt aber keine genaue Schlussfolgerung zu.»
    «So ein Quatsch!», polterte ich los und spürte, wie die Enttäuschung in mir aufwallte und die Wut erneut hochkochen ließ. «Da ist doch irgendjemand bloß zu faul, genauer hinzusehen.»
    «Andreas, ich kann dich verstehen, aber du solltest nicht einfach solche Behauptungen in den Raum stellen. Die Beamten dort haben ihr Möglichstes getan.»
    «Das reicht mir aber nicht als Antwort. Wenn du Kathi gekannt hättest, wüsstest du das. Außerdem …»
    «Ja?»
    Ich zögerte. Sollte ich ihr von Thaunn erzählen? Von dem Treffen morgen Abend? Eigentlich gab es nichts zu erzählen, noch nicht. Thaunn hatte via Facebook nur vage Andeutungen gemacht, und möglicherweise war er auch nur ein Spinner, der sich über mich lustig machte.
    «Nichts», sagte ich.
    «Du hast doch was?», hakte Manuela nach.
    «Ich dachte gerade an das Kennzeichen», wich ich aus.
    «Das geht wirklich nicht, tut mir leid.»
    «Ist schon okay. Trotzdem, danke für deine Hilfe. Ich weiß das wirklich zu schätzen.»
    «Soll ich nicht doch mal bei dir vorbeischauen? Wir quatschen einfach ein bisschen, das letzte Mal ist lange her.»
    «Sonst jederzeit gern, Manuela, aber … lass mir ein paar Tage Zeit. Ich muss das alles erst mal verarbeiten.»
    «Klar, verstehe ich. Aber du unternimmst doch nichts auf eigene Faust, oder?»
    «Was sollte ich schon unternehmen?»
    Sie zögerte einen Moment.
    «Falls doch noch etwas sein sollte, kannst du mich jederzeit anrufen. Das weißt du.»
    Ich bedankte mich noch einmal bei Manuela und legte dann auf. Prompt hatte ich ein schlechtes Gewissen. War ich zu abweisend gewesen? Immerhin hatte sie sich für mich umgehört.
    Da ich noch bei Facebook war, öffnete ich Manuelas privates Profil. Sie lächelte mich von der Startseite an. Mit dem gleichen Lächeln war sie mir auf der Lesung begegnet, auf der wir uns kennengelernt hatten. Mich hatte von Anfang an die Energie begeistert, die diese kleine Frau ausstrahlte, ihre Willensstärke und Unbeugsamkeit. Zudem konnte sie, wie ich auch, herrlich ironisch sein. Schon allein deswegen verstanden wir uns sehr gut. Ich wollte die Freundschaft zu ihr auf keinen Fall aufs Spiel setzen. Aber wenn sie mir nicht weiterhelfen konnte, musste ich selbst das Zepter in die Hand nehmen. Dafür würde sie sicher Verständnis haben.
    Das Gespräch mit Thaunn war erst einmal meine Sache.
    Manuela konnte ich immer noch informieren, wenn es nötig werden sollte.
     
     
    T ommy erwachte schlagartig und fuhr im Bett hoch. Die Schüssel mit den Nachos auf seinem Bauch kippte um, und die Soße ergoss sich über seinen schwarzen Pulli und bildete eine Pfütze.
    «Scheiße, verdammt!»
    Eine Kettensäge surrte, jemand schrie. Auf dem Bildschirm verlor ein junger blonder Typ gerade sein Bein. Tommy setzte sich auf die Bettkante und warf einen Blick auf die Uhr. Fast Mitternacht. Der Film musste seit mindestens zwei Stunden vorbei sein. Allerdings war sein Player so eingestellt, dass der Film immer wieder neu startete, solange man ihn nicht abschaltete. Das sollte ein Einbrennen des Bildes verhindern. Verdammt, er konnte sich nicht einmal erinnern, an welcher Stelle er eingeschlafen war.
    Tommy wischte seine mit Soße bekleckerte Hand am Pulli ab und stand vom Bett auf. Er taumelte. So richtig wach war er noch nicht. Es war bereits zu spät, um den Film noch einmal von vorn zu schauen, also nahm er ihn aus dem Player und ging ins Erdgeschoss hinunter.
    Aus irgendeinem Grund kam plötzlich die Angst zurück, die gleiche, die ihn auf der Schultoilette in Panik versetzt hatte. Am Fuß der Treppe blieb er stehen. Horchte. In der Küche summte der Kühlschrank. Irgendwo knackte es leise,

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