Deathbook (German Edition)
auch die bösen Buben erkannt. Sie locken die Menschen auf ganz bestimmte Seiten.»
«Und wie soll das gehen?»
«Ganz einfach. Moderne Handys unterscheiden sich in ihrer Funktionalität ja kaum noch von einem PC mit Internetzugang und sind deshalb für Manipulationen ein geeignetes Ziel. Es gibt sogar ein Wort dafür. Atagging. Dabei wird Schadsoftware, Malware, ein Virus oder ein Trojaner auf deinem Smartphone installiert und …»
«Moment», unterbrach ich Jan, weil ich befürchtete, den Anschluss zu verlieren. «Ich scanne also von einem Plakat einen QR -Code ein und werde auf eine Seite geführt, zu der ich gar nicht will. Richtig?»
Jan nickte. «Das ist eine beliebte, weil kostengünstige Methode. So einen QR -Code kann sich jedermann online selbst generieren. Professionelle Banden drucken sie zu Tausenden aus und überkleben den eigentlichen QR -Code auf einem unverfänglichen Plakat mit einem manipulierten. Oder sie erstellen gleich selbst Flyer mit solchen Codes darauf. Dann kommst du ins Spiel. Naiv und unwissend wie du bist, scannst du drauflos, und schon nimmt die Software einen Jailbreak bei deinem Smartphone vor. Sämtliche Nutzungsbeschränkungen werden entfernt. Das Programm erhält Zugriff aufs Betriebssystem und installiert Applikationen wie Key Logger oder GPS -Tracker.»
« GPS -Tracker? Wer auch immer das macht, kann mir also folgen?»
Mir wurde schlecht. Ich musste an den silbernen Wagen denken. Ich hatte einen QR -Code gescannt, und seitdem war er verschwunden. Verfluchter Mist! Musste der Täter mir gar nicht mehr folgen, um zu wissen, wo ich mich aufhielt?
«Die wissen dann, wann du auf dem Klo sitzt und kackst, und schicken dir Werbung für Klopapier – im besten Fall. Im schlechtesten lesen sie deine Bankdaten aus oder deine Zugangsdaten bei Facebook und Konsorten. Alles kein Problem, wenn du dein Smartphone nicht schützt und wild irgendwelche Codes einscannst.»
«Und wie kann ich mich schützen?»
«Da gibt es schon Möglichkeiten. Einige intelligente QR -Code-Scanner fragen dich erst, ob du eine bestimmte Aktion oder einen Link ausführen willst. Und dann sollte man nicht von leeren Wänden oder Plakaten abscannen. Achte darauf, ob auf den Plakaten vielleicht der Code überklebt wurde. Das ist eine der gängigsten Methoden heute. Und bloß nicht von Flyern abscannen, nur weil dir dort ein Gratis-Döner versprochen wird. Warum willst du das eigentlich wissen?»
Ich berichtete Jan, was gestern Abend passiert war, nachdem ich ihn verlassen hatte. Ich behielt die Details des Videos für mich. Schockiert war mein Hacker-Freund trotzdem.
Er saß mit offenem Mund da, starrte mich an und schüttelte den Kopf.
«Unglaublich», sagte er leise. «Von so einer Scheiße habe ich noch nie gehört. Das ist etwas anderes als das, wovon ich sprach. Dieser … wie hast du ihn gleich genannt?»
«Deathbook-Killer.»
«Genau … der späht die Leute aus, verschafft sich Zutritt zu ihren Rechnern, ihren Handys, der infiltriert deren komplettes Leben. Wenn er es richtig macht und Zeit genug hat, weiß er alles über sie. Gerade die Kids geben doch heutzutage über die sozialen Netzwerke alles von sich preis.»
Ich musste an den Text denken, den Kathi für das Schulprojekt gefunden hatte.
«Der Tod 3 . 0 », sagte ich leise.
«Was?»
«Hab ich irgendwo gelesen. Stand in einem Text darüber, wie gefährlich das Internet sein kann.»
«Tod 3 . 0 », wiederholte Jan und nickte. «Ja, das passt … Hast du das Video noch auf deinem Handy?», fragte er dann.
«Du willst es sehen?»
«Nein, nicht unbedingt. Gib mal dein Handy her.»
Ich reichte es ihm. Er fummelte einen Moment daran herum und sah dann zu mir auf.
«Hast du das Video irgendwohin übertragen?»
«Ja, aufs Laptop und auf meinen Rechner. Warum?»
«Als du diesen QR -Code von der Visitenkarte eingescannt hast, hast du dir wahrscheinlich einen Trojaner eingefangen. Und wenn du Pech hast, sitzt der jetzt auch in deinem Rechner. Das ist nämlich das eigentliche Ziel solcher Angriffe. Die wollen über die Handys der Leute in die Rechner großer Firmen. Über E-Mail, SMS oder drahtlose Datenübermittlung wie Bluetooth.»
«Scheiße», stieß ich aus und geriet ins Schwitzen. Was immer der Absender des Videos vorhatte – ich war ihm auf den Leim gegangen. Und wenn ich Jan nicht hätte, wäre ich ihm spätestens jetzt hoffnungslos ausgeliefert.
«Lass dein Handy mal hier, ich versuche, es zu reinigen. Aber wahrscheinlich
Weitere Kostenlose Bücher