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Deathkiss - Suess schmeckt die Rache

Deathkiss - Suess schmeckt die Rache

Titel: Deathkiss - Suess schmeckt die Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
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einer Hand an der Wand ab. Travis hockte wie erstarrt vor der Stereoanlage. Er war leichenblass, seine Augen verdüsterten sich vor Zorn. Er fluchte und schlug mit der Faust auf den Tisch. Gerahmte Fotos fielen scheppernd um. »Dieser verdammte Scheißkerl«, zischte er mit zusammengebissenen Zähnen. Er sah Shannon an.
    »Sie lebt.« Tränen strömten über Shannons Gesicht, als sie die Stimme ihrer Tochter hörte. Innerlich war sie wie zerrissen, sehnte sich danach, das Kind zu kennenzulernen, das sie seit dreizehn Jahren nicht gesehen hatte. »Aber da ist noch etwas, noch ein Geräusch«, sagte sie, und es ging ihr durch Mark und Bein, als sie das vertraute Prasseln vernahm.
    »Feuer. Da, wo er sie gefangen hält, brennt es.«
    »O Gott, o Gott.« Sie zitterte, ihre Gedanken überschlugen sich, die Gefühle drohten sie zu überwältigen. Danis Foto zu sehen, war ihr schon sehr ans Herz gegangen, doch die Stimme ihrer Tochter zu hören, zu wissen, dass sie irgendwo dort draußen in der Gewalt eines Wahnsinnigen war, dass sie ihre Mutter um Hilfe anflehte, die Mutter, die sie vor all den Jahren weggegeben hatte … Shannon presste die Faust vor den Mund, um das Schluchzen zu ersticken.
    Mommy, hilf mir! Bitte, Mommy. Ich habe Angst. Komm und hol mich hier raus. Ich weiß nicht, wo ich bin, und ich habe Angst, dass er mir was antut.
    Bitte Mommy. Beeil dich!
    Die Worte schwirrten ihr wieder und wieder durch den Kopf. »Herrgott«, flüsterte sie, wischte sich die Nase und hatte das Gefühl, ihr würde der Boden unter den Füßen weggezogen, alle ihre Überzeugungen würden in den Grundfesten erschüttert. Ihre Tochter wurde irgendwo gefangengehalten, und zwar an einem Ort, wo es brannte.
    Ein verzweifelter Aufschrei entfuhr ihr. Travis kam auf sie zu, nahm sie in die Arme und zog sie an seine Brust. Shannon brach völlig zusammen, krallte die Finger in sein Hemd, durchnässte es mit ihren Tränen. Ihre Schultern zuckten unkontrollierbar.
    Starke Arme umfingen sie und hielten sie fest. Sie schloss die Augen, um dem Tränenstrom, dem ungeheuren Schmerz Einhalt zu gebieten.
    »Schsch«, machte Travis leise und streichelte mit einer Hand sanft ihren Hinterkopf.
    Das machte alles nur noch schlimmer. Welche inneren Qualen musste er selbst in diesem Moment leiden.
    »Ich … ich … O Gott, Travis, es tut mir so leid«, flüsterte sie fassungslos.
    »Es ist nicht deine Schuld.«
    »Doch, natürlich. Wenn ich nicht wäre, hätte er sie nicht entführt. Sie bittet mich um Hilfe, hast du das gehört? Mich! Ihre Mutter. Aber warum? Sie kennt mich doch gar nicht. Nein … Jetzt verstehe ich. Er hat sie gezwungen, das zu sagen. Er hat es inszeniert, zum Prasseln von Feuer, damit wir das Geräusch erkennen. Und dann … dann … legt er die Aufzeichnung in meinen Pick-up, damit ich es weiß, ihre Not spüre … O mein Gott …« Ihre Knie gaben nach. Travis fing sie auf.
    »Du darfst dir nicht die Schuld geben.«
    »Aber all das geschieht meinetwegen.« Sie blinzelte, kämpfte gegen die Tränen, versuchte, Rücken und Schultern zu straffen. Travis hatte recht. Sie musste stark sein und gegen das Ungeheuer kämpfen, statt zusammenzubrechen, wie der Kerl sich zweifellos erhoffte. Doch in diesem Moment erschien es ihr unmöglich, sich zusammenzureißen, wie sie es ihr Leben lang getan hatte.
    Der Kerl, der für all das verantwortlich war, wusste, wie er ihr weh tun konnte. Er wollte sie mitten ins Herz treffen, sich an ihrem Schmerz weiden. Sie schluckte und schniefte, klammerte sich an Travis, als könnte sie aus diesem Mann Kraft ziehen, Danis Vater, dem Mann, den die Ereignisse noch tiefer treffen mussten als sie selbst.
    »Wir müssen sie finden«, sagte sie und blickte unter Tränen zu Travis auf. »Wir müssen alles tun, um sie zurückzubekommen.«
    »Das werden wir. Wir tun es bereits«, sagte er mit heiserer Stimme. Auch seine Augen glänzten verdächtig. Doch trotz aller Angst, allem Schmerz war seine Entschlossenheit geradezu mit Händen zu greifen. Er biss die Zähne zusammen, spannte die Muskeln an; seine Nasenflügel blähten sich, als gelte es, in die Schlacht zu ziehen. »Du solltest jetzt erst einmal ins Bett gehen und dich ausruhen. Ich rufe inzwischen Paterno an. Sie werden die Kassette mitnehmen und analysieren – vielleicht finden sie Fingerabdrücke darauf, oder es gibt irgendwelche Hintergrundgeräusche, die uns auf eine Spur bringen.«
    »Er hat bestimmt keine Fehler gemacht.« Shannon wagte nicht zu

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