Deathkiss - Suess schmeckt die Rache
dass es vorbei ist.« Ihr Blick fiel auf die Mikrowellen-Mahlzeit, die inzwischen kalt und angetrocknet war. Die Vorstellung, sie noch einmal aufzuwärmen, war ihr zuwider. Mit finsterer Miene warf sie die Schale in den Abfall. »So viel dazu«, sagte sie und wandte sich dem Welpen zu. »Hey, du.« Sie streichelte den samtweichen Kopf. Er stupste ihr seine feuchte Nase in die Handfläche. »Einen Moment noch, ja?«
Sie ließ den winselnden Welpen zurück und eilte die Treppe hinauf ins Bad. Dort schluckte sie zwei Aspirin, schlüpfte dann in ein Paar Flip-Flops und lief zurück nach unten.
Als sie wieder die Küche betrat, sprang der Welpe jaulend in seinem Verschlag herum. »Geduld ist nicht deine Stärke, wie?«, neckte sie ihn und hob den feisten kleinen Hund auf den Arm, der ihr sofort mit seiner rosa Zunge begeistert das Gesicht wusch.
Trotz ihrer gedrückten Stimmung musste Shannon kichern. »Ja, ja, ich mag dich auch.«
Khan, eifersüchtig wie immer, tauchte plötzlich vor ihr auf, doch Shannon ignorierte ihn und setzte den Neuzugang zurück ins Ställchen. Marilyn machte sich gierig über ihr Trockenfutter her. Kaum hatte sie das letzte Bröckchen verzehrt und ein bisschen Wasser geschlabbert, hakte Shannon eine Trainingsleine an ihrem Halsband ein und führte sie nach draußen. Während Khan vorauslief, um in den Büschen und am Zaun zu schnuppern in der Hoffnung, ein Eichhörnchen oder sonst ein kleines Tier aufzustöbern, ließ Shannon den Welpen seine neue Umgebung erforschen.
Sie dachte an die merkwürdigen Symbole, die Detective Paterno ihr gezeigt hatte, und natürlich auch wieder an Mary Beth und Dani.
Dann wurde auf der Zufahrt Scheinwerferlicht sichtbar.
Shannon sank in sich zusammen.
»O nein«, flüsterte sie, denn sie dachte, die beiden Detectives kämen zurück. Doch das Motorengeräusch klang satter als das der Polizeilimousine, und Sekunden später erkannte sie Travis Settlers Pick-up.
Erleichterung überspülte sie wie eine erfrischende Meereswoge, und sie gestattete sich sogar ein Lächeln. Dieses erstarb jedoch, als er aus dem Fahrzeug stieg. Mehrere Tage alter Bartwuchs verschattete sein Kinn, und seine finstere, unnahbare Miene verhieß Unheil.
»Ich habe Paterno wegfahren sehen«, sagte er mit einer Kopfbewegung in Richtung Zufahrt. Als er Shannon ansah, war tiefe Besorgnis in seinen dunklen Augen zu lesen. Er berührte ihre gesunde Schulter, und sie spürte seine Fingerkuppen warm durch den Ärmel. »Geht es Ihnen gut?«
Etwas in ihr zerbrach, ein kleines Stückchen des Schutzwalls um ihr Herz. »Und Ihnen?«, fragte sie, und er hätte um ein Haar gelächelt.
»Ich weiß nicht, ob es mir je wieder gut gehen kann.« Er strich sich mit der freien Hand über den Nacken, während die andere noch immer federleicht auf ihrer Schulter lag. »Die Detectives haben Ihnen von Danis Rucksack berichtet?«
»Ja.«
Er schloss die Augen. Der Druck auf ihrer Schulter verstärkte sich. »Wenn der Scheißkerl ihr etwas angetan hat, dann bringe ich ihn mit meinen bloßen Händen um, das schwöre ich.«
»Wenn ich Ihnen nicht zuvorkomme«, versetzte sie. Ihre Blicke begegneten sich in der zunehmenden Dunkelheit, die nur vom gespenstischen Schein der Sicherheitsleuchten schwach erhellt wurde. Shannon dachte an ihren Traum, in dem sie beinahe mit einem Mann geschlafen hätte, der womöglich Travis war, und sie kam sich albern vor, als eine innere Hitze in ihr aufstieg.
»Wer ist das?«, erkundigte sich Travis mit einem Blick auf den Welpen.
»Mein jüngster Familienzuwachs. Erst kürzlich auf den Namen Marilyn getauft.«
Travis lächelte kaum merklich und betrachtete das Hündchen.
»Kommen Sie, ich lade Sie zu einem Bier ein«, sagte Shannon.
Jetzt lächelte er wahrhaftig. »Das lasse ich mir nicht zweimal sagen.«
In der hellen Küche verflüchtigte sich das Gefühl der Intimität, das sie draußen geteilt hatten. Sie reichte ihm ein Bier, und beide nahmen am Tisch Platz. Shannon selbst, die ja gerade erst zwei Aspirin eingenommen hatte, nippte nur an ihrem Bier. Travis berichtete von seinem Telefonat mit Carter und von der Entdeckung des Lieferwagens, in dem wahrscheinlich Dani entführt worden war. Im Gegenzug erzählte Shannon von ihrer Unterredung mit Paterno und Rossi und erwähnte auch, dass Oliver glaubte, Brendan Giles in der Stadt gesehen zu haben. Sie zeigte ihm die sonderbaren Zeichnungen, von denen er bereits wusste. Und dann berichtete sie von Mollys Verletzung und Nate
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