Deathkiss - Suess schmeckt die Rache
Carlyles leibliche Mutter.«
»Hat das eine was mit dem anderen zu tun?«, fragte Rossi und zeichnete mit einem dicken Finger den Stern nach.
»Es ist jedenfalls eine weitere Verbindung zu Shannon Flannery.«
»Aber wie hängt die Entführung der Kleinen mit all dem zusammen?«
»Das müssen wir noch herausfinden.« Paterno betrachtete seine Zeichnungen von mehr oder weniger unvollständigen Sternen. Was wollte der Mörder ihnen mitteilen? Er verstand nur so viel, dass Shannon Flannery im Zentrum des Geschehens stand.
Das Telefon klingelte. Er hob ab und meldete sich automatisch. »Paterno.«
Es war Jack Kim, der beste Techniker im Labor. »Wir haben hier was, das Sie interessieren dürfte«, sagte er.
»Was denn?«
»Etwas auf der Kassette mit der Mädchenstimme. Kommen Sie her, hören Sie es sich selbst an!«
»Bin gleich da.«
Sie durchquerten das Großraumbüro, das vom Klappern der Tastaturen, dem Klingeln von Telefonen, Stimmengesumm und dem Ächzen der alten Klimaanlage erfüllt war. Statt auf den Lift zu warten, eilten sie die drei Treppenabsätze hinunter. Ihre Schritte hallten auf dem zerkratzten Holz.
Im Labor war es immerhin ein paar Grad kühler. Paterno ging zielstrebig zu dem fensterlosen, schalldichten Audioraum, in dem der Techniker Jack Kim ihn erwartete. »Was haben Sie gefunden?«, fragte der Detective.
»Hören Sie sich das an.« Er spielte das Tonband ab. Sie hörten Dani Settlers Hilferuf an ihre Mutter und im Hintergrund das Knistern der Flammen. Kim hielt das Band an und spulte zurück. »Okay, und jetzt noch einmal von vorn. Wir haben die einzelnen Geräusche isoliert. Achten Sie einmal darauf, was Sie hören, wenn ich jetzt die Stimme und das Feuer herausfiltere.«
Er betätigte ein paar Hebel und Tasten und spielte die Kassette erneut ab.
Paterno erwartete, die Stimme des Entführers zu hören, der im Hintergrund etwas flüsterte. Doch stattdessen vernahm er ein leises Rumpeln – ein Geräusch, von dem er bisher angenommen hatte, dass es vom Feuer ausging.
»Was ist das?«, fragte er, doch seine Gedanken eilten schon voraus. Das Geräusch erschien ihm vertraut.
»Ein Zug«, stellte Rossi fest. »Er hält sie in der Nähe eines Bahnhofs oder einer Bahnstrecke gefangen.«
»Himmel, du hast recht. Spiel es noch einmal ab.« Sie lauschten erneut. »Okay. Das bleibt geheim«, entschied Paterno. »Niemand erfährt etwas, nicht einmal die Angehörigen. Der Mistkerl darf auf keinen Fall wissen, dass wir ihm auf der Spur sind. Danke«, sagte er zu Kim und klopfte ihm auf den Rücken. »Ich schulde Ihnen ein Bier.«
»Sie schulden mir mindestens eine halbe Kiste. Aber wer wird denn aufrechnen?«
»Sie vermutlich.«
Kim grinste. »Immer.«
»Weiß das FBI von dieser Sache?«
»Ich rufe die Dienststelle an, aber vermutlich haben sie es längst selbst herausgefunden. Sie haben eine Kopie von der Kassette.«
Rossi und Paterno verließen das Kellergeschoss und stiegen die Treppe hinauf. In seinem Büro setzte Paterno sich an den Computer und rief Karten der Umgebung auf. »Na, das bringt uns wirklich weiter«, brummte er sarkastisch. »Durch jede Stadt im gesamten Tal führt eine verdammte Eisenbahnlinie hinauf in die Berge.«
»Wir müssen davon ausgehen, dass er das Mädchen an einem abgelegenen Ort festhält, denn wir hören zwar Zuggeräusche, aber keinen Verkehrslärm«, hob Rossi hervor. »Überhaupt nichts sonst. Wenn wir einen Zug hören können, müssten wir dann nicht auch ein vorbeifahrendes Auto oder Hundegebell aus der Nachbarschaft oder dergleichen hören?«
»Nur wenn während der Aufnahme ein Auto vorbeigefahren wäre oder ein Hund gebellt hätte.«
»Immerhin wissen wir jetzt, dass das Mädchen zum Zeitpunkt der Aufzeichnung nicht in einem schalldichten Bunker gefangen gehalten wurde. Wo immer sie war, sei es nun draußen an einem Lagerfeuer oder in einer nicht besonders gut lärmisolierten Wohnung – man hört einen Zug und sonst gar nichts.«
»Da hast du recht.« Paterno studierte auf dem Monitor den Verlauf sämtlicher Bahnstrecken in der Umgebung der Stadt. Im Grunde waren es gar nicht so viele, aber insgesamt doch meilenweite Strecken. »Es ist ein Ansatzpunkt. Zwar ein dürftiger, aber immerhin.« Er griff nach dem Telefon. Es war wohl an der Zeit, sich persönlich an das FBI zu wenden.
Shannon nahm ihre Handtasche und die Schlüssel. Sie hatte noch einmal nach den Tieren gesehen. In letzter Zeit traute sie Nate nicht mehr recht, obwohl sie
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