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Deborah Crombie - 05 Das verlorene Gedicht 06 Boeses Erwachen

Titel: Deborah Crombie - 05 Das verlorene Gedicht 06 Boeses Erwachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Crombie
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und elegant, und Gemma hatte selten Zehen gesehen, die der Beachtung wert gewesen waren. Hilft ihr jetzt allerdings nicht die Bohne, ihre ganze Schönheit ... wenn sie ihr nicht sogar zum Verhängnis geworden ist, überlegte Gemma. Leidenschaft war vermutlich noch das geringste der Gefühle, die dieser Körper geweckt haben mochte.
      »Haben Sie gestern die erste Untersuchung am Tatort durchgeführt?« wollte Kincaid von Kate Ling wissen. »Tut mir leid, daß ich Sie verpaßt habe. War ein ziemliches Chaos dort im Park.«
      »Ging alles drunter und drüber, wie immer«, stimmte Kate ihm zu und streifte ein Paar sterile Gummihandschuhe über, die sie aus einem Spender genommen hatte. »Schätze aber, das können wir jetzt wiedergutmachen.«
      Sie streckte den Arm aus, um das Mikrofon über dem Obduktionstisch einzuschalten, und Kincaid sagte: »Wann ist der Tod Ihrer Meinung nach eingetreten? Ganz inoffiziell. Bleibt unter uns.«
      Kates Mundwinkel zuckten, als sie hinter dem Mundschutz lächelte. »Ich tippe auf halb ein Uhr morgens.« Sie lachte laut, als sie Kincaids skeptischen Ausdruck sah. »Sie haben mich ganz privat um meine Meinung gefragt, und jetzt glauben Sie mir nicht? Aber ganz im Ernst. Ich gehe nicht davon aus, daß sie vor Mitternacht gestorben ist. Allerdings ist die Körpertemperatur kein absolut verläßlicher Hinweis, da die Lufttemperatur nach Sonnenaufgang rasch gestiegen ist. Die Totenflecken waren da, aber die Hornhaut hatte sich gerade erst getrübt, und die Totenstarre war noch nicht ganz eingetreten.«
      Gemma sah von ihrem Notizbuch auf, den Stift über der Seite. »Dann war sie acht Stunden tot... oder weniger?«
      Kate zuckte die Achseln. »Es gibt immer nicht vorhersehbare Faktoren. Vielleicht helfen Ihnen der toxikologische Befund und die Analyse des Mageninhalts.«
      »Gut gesprochen, Frau Doktor der Pathologie«, bemerkte Kincaid und grinste. Gemma kam plötzlich der Gedanke, daß er Kate Ling attraktiv finden könnte. Er flirtete nicht offensichtlich, aber in seinen Antworten lag eine ungewöhnliche Konzentration auf ihre Person. Und Kincaids Interesse konnte gefährlich werden, wie sie nur zu gut wußte.
      »Wurde sie am Fundort umgebracht?« fragte Gemma, um Kincaids Interesse von Kate weg und auf den Fall zu lenken.
      »Spricht einiges dafür ... es sei denn, man hat sie unmittelbar nach ihrem Tod weggebracht. Die Totenflecken entsprechen der Lage der Leiche.«
      »Wagen Sie eine Vermutung, wodurch sie gestorben sein könnte?« fragte Kincaid.
      »Also, das wäre im Augenblick reine Spekulation.« Kate knipste endlich das Mikrofon an, und erklärte, daß sie jetzt die äußerliche Untersuchung von Annabelle Hammond fortführen werde. Sie bog den Kopf des Opfers zurück, um den Hals genau sehen zu können. »Ob der Kehlkopf gequetscht ist, wissen wir erst, wenn wir das Gewebe freilegen. Der Bluterguß an der Kehle ist minimal, genau wie die Verkrampfung der Gesichtsmuskeln.«
      »Sonst noch was, was ins Auge sticht?«
      Kate hob zuerst die eine, dann die andere Hand von Annabelle, prüfte die langen, schmalen Finger. »Keine mit bloßem Auge sichtbaren Haut- oder Blutpartikel unter den Nägeln, aber wir schicken für alle Fälle Proben ins Labor.«
      Nach der sorgfältigen Reinigung der Nägel klingelte Kate nach ihrem Assistenten. »Gerald, wir wollen uns jetzt den Rücken ansehen.«
      Gerald drehte den schmalen Körper mit der Leichtigkeit eines erfahrenen Pflegers auf den Bauch, und Kate begann mit ihrer Untersuchung an Annabelles Hinterkopf, indem sie vorsichtig die Massen rotblonden Haars mit ihren Fingern teilte, die trotz der Gummihandschuhe schnell und geschickt arbeiteten. »Hier ist was«, sagte sie nach wenigen Minuten und sah auf. Sie benutzte ein Vergrößerungsglas, um sich die Stelle genauer zu betrachten. »Könnte sein, daß wir es mit einem Schädeltrauma aufgrund brutaler Gewalteinwirkung zu tun haben. Da ist eine Stelle mit losem Haar und Hautabschürfungen, vielleicht auch eine Schwellung. Sicher wissen wir das erst, wenn wir die Kopfhaut entfernt haben.«
      Gemma schluckte und konzentrierte sich wild entschlossen auf ihr Notizbuch. Das war der Teil, den sie am meisten haßte; noch mehr als den ersten Schnitt und die Entfernung der inneren Organe. Sie hatte immer angenommen, daß dieser Bereich ihres Jobs leichter zu ertragen sein würde, je weiter die Obduktion fortgeschritten war, aber das hatte sich als Irrtum

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