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Deborah Crombie - 05 Das verlorene Gedicht 06 Boeses Erwachen

Titel: Deborah Crombie - 05 Das verlorene Gedicht 06 Boeses Erwachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Crombie
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sprang auf seinen Schoß und schnurrte, als sei er eine Woche weggewesen. »Hallo, Sportsfreund«, murmelte er und streichelte über das weiche schwarze Fell des Katers. »War ein verdammt langer Tag, was?«
      »Erzähl mir, was passiert ist«, bat Gemma. »Ich weiß nur, was du Denis gesagt hast.« Sie zog die Beine an und schmiegte sich in die Sofaecke.
      Er trank einen Schluck Whisky, und während der Alkohol noch in seiner Kehle brannte, sagte er barsch: »Kit hat sie in der Küche gefunden, als er aus der Schule kam. Die Ärzte sagen, sie hätten nichts mehr tun können. Vermutlich sei’s ein Herzinfarkt gewesen.«
      »Oh, nein!« sagte Gemma atemlos und schüttelte den Kopf. »Es ist einfach nicht zu glauben. Sonntag schien es ihr doch bestens zu gehen.«
      »Ich glaube es auch nicht, Gemma.« Sid legte beleidigt die Ohren an, und Kincaid bemühte sich, seine Stimme zu dämpfen. »Das sind mir zu viele Zufälle.«
      »Wie meinst du das?« erkundigte sich Gemma vorsichtig.
      »Wenn du den ganzen Selbstmord-Zauber wegläßt, ist auch Lydia Brooke an einem Herzinfarkt gestorben.«
      »Aber Lydia war herzkrank«, protestierte Gemma. »Ihr Herzversagen wurde durch eine Überdosis ihres Medikaments verursacht.«
      »Und wenn der Selbstmord vorgetäuscht war? Was, wenn jemand Lydia die Überdosis ihres Medikaments verabreicht hat? Das hat Vic vermutet. Auch wenn sie es nicht ausgesprochen hat.«
      »Aber warum? Warum hätte jemand Lydia umbringen sollen?«
      »Genau das hat Vic herauszufinden versucht. Und ich habe sie nicht ernst genommen.« Kincaid sah Gemma endlich an. Sie las die Verzweiflung in seinen Augen.
      »Du hast es nicht voraussehen können«, sagte Gemma leise, aber sie wußten beide, daß das keine Absolution sein konnte. »Das ist alles Spekulation. Vic hatte doch nichts mit dem Herzen, oder?«
      »Jetzt wirst du unlogisch. Das macht es doch nur noch unwahrscheinlicher, daß sie an Herzversagen gestorben ist. Und es wäre nicht auszuschließen, daß die Überdosis eines Herzmittels den Schaden angerichtet hat.«
      »Ja, du hast recht«, gab Gemma zu. »Aber sicher sind wir erst, wenn wir die toxikologischen Untersuchungsergebnisse haben.«
      »Der blöde Alec behandelt es wie einen normalen Todesfall.« Kincaid rutschte ruhelos hin und her. Sid streckte sich auf seinem Schoß.
      »Das kannst du ihm unter den Umständen nicht zum Vorwurf machen ...«
      »Ich kann und ich werde es tun, wenn die Ergebnisse der Obduktion positiv ausfallen. Das ist schlampige Arbeit, und das weißt du.« Er starrte sie wütend an. Als er ihren Ausdruck sah, murmelte er zerknirscht: »Tut mir leid, Gemma. Ich benehme mich wie ein Flegel. Es ist nur ...«
      »Möchtest du, daß ich gehe?«
      Er stand auf und deponierte Sid gefühllos auf dem Boden. Er ging zur Balkontür und starrte in die Nacht hinaus. »Nein. Bleib bitte«, sagte er schließlich. Er drehte sich zu ihr um. »Was ist mit Toby?«
      »Hazel hat angeboten, daß er die Nacht bei ihr schlafen kann«, antwortete sie und runzelte die Stirn. »Duncan, was ist mit Kit?«
      »Das ist eine andere Sache.« Er kam zum Sofa zurück, holte sein Glas und ging auf und ab. »Niemand scheint zu wissen, wo sein Vater zu erreichen ist. Also ist er mit zu seinen Großeltern gefahren.«
      »Na und?« wiederholte Gemma verwirrt. »Das dürfte doch das beste sein, oder?«
      »Du kennst sie nicht«, entgegnete er heftig und war überrascht, wie bitter er klang. »Ach, vermutlich hast du recht. Ich kann sie nur nicht ausstehen. Aber Kit war so ... verzweifelt.« Er räusperte sich. »Ich hätte es nicht zulassen dürfen, daß sie ihn mitnehmen.«
      »Duncan, sei nicht unlogisch. Was hättest du denn sonst tun können?«
      »Darauf kommen wir immer wieder zurück, was? Nichts, nichts und noch mal nichts! Aber ich komme mir so nutzlos vor.«
      Sie sahen sich lange an, dann seufzte Gemma. »Ich glaube, ich gehe ins Bett. Ich laß dich ein bißchen allein. In Ordnung?«
      Er nickte. »Tut mir leid, Liebes. Ich komme gleich nach.«
      Sie trat zu ihm, legte ihre Hand leicht an seine Wange, dann wandte sie sich ab und ging ins Schlafzimmer.
      Kincaid horchte auf das Klicken der Tür, und in die folgende Stille hinein begann der Kater zu schnurren. Sid war auf Gemmas Platz auf dem Sofa gesprungen und trat jetzt mit den Vorderläufen gegen das warme Kissen, die Augen vor Genuß zu schmalen Schlitzen

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