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Debütantinnen - Roman

Titel: Debütantinnen - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
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sein. Er hat dunkles Haar, sehr elegante Züge und Augen, die zu lächeln scheinen, selbst wenn sein Mund ernst ist. Ich habe natürlich geflennt wie eine Idiotin und hatte kein Taschentuch. Und plötzlich hörte ich jemanden lachen, und als ich aufschaute, stand da dieser Mann vor mir, der in jeder Hinsicht aussah wie Ivor Novello, und schüttelte den Kopf. »So schlimm kann es doch gar nicht sein, oder?« Dann reichte er mir sein Taschentuch und setzte sich. »Ehrlich! Man könnte glauben, es wäre jemand gestorben!«
    »Sie verstehen das nicht!«, schluchzte ich und versuchte dahinterzukommen, wer er war, aber froh über das Taschentuch war ich auf jeden Fall. »Ich habe einen ganz schrecklichen Fehler gemacht!« (Und dann schnäuzte ich mir so vornehm wie möglich die Nase, und das war eine echte Herausforderung.)
    »Nur einen?«
    »Ja, aber einen sehr großen!«, beharrte ich.
    Und dann, meine Liebe, tat er etwas ganz Phantastisches. Er rief den Kellner herbei und bestellte die teuerste Flasche Champagner! Ich konnte es kaum glauben, aber die Franzosen tun das wohl die ganze Zeit, denn der Kellner lächelte nur und brachte sie uns sofort. Dann sprach er einen Toast aus.
    »Auf die Fehler!«
    Also, ich hatte ja noch nie richtigen Champagner getrunken. Ich trank einen winzigen Schluck, und er lachte und sagte: »Na, jetzt trink aus, Baby! Es ist gut für dich. Abgesehen davon haben wir was zu feiern!«
    »Was?«
    »Es geschieht nicht jeden Tag, dass ein Mensch Bekanntschaft mit seinen Schwächen macht.«
    Er schaute mich mit seinen lächelnden Augen an, und ich trank noch einen Schluck, und plötzlich schien die Sonne, und meine Nase hörte auf zu triefen, und nach Hause nach London zu fahren schien mir nicht mehr die schrecklichste Katastrophe zu sein, die je über einen Menschen gekommen ist. Und als es Zeit wurde loszufahren, war ich ziemlich beschwipst und konnte nicht mehr recht geradeaus gehen, und er reichte mir seinen Arm. Oh, sein Duft! Zu köstlich − wie frisch aufgeschnittene Zitronen und warmer Sommerregen. Und auf der Fähre und im Zug war er so freundlich und klug und witzig. Er hat mich nicht einmal gescholten oder mir Vorträge gehalten … Und obwohl er mich »Baby« nennt (ich tue so, als würde ich mich darüber ärgern, aber insgeheim liebe ich es), ist er der einzige Mensch, der mich behandelt wie eine erwachsene Frau.
    Er ist jetzt zurück auf dem Kontinent. Anscheinend bringen er und der Gatte es nicht über sich, miteinander zu reden, was nur beweist, was für einen guten Geschmack er hat.
    Oh, Irene! Ich weiß, dass er unser Stiefbruder ist und alt genug, um mein Vater zu sein, aber ich kann nicht aufhören, an ihn zu denken. Findest Du mich sehr verdorben? Bitte, erzähl es NIEMANDEM ! Warum hat er nie geheiratet? Weißt Du das?
    Stets Deine
    Baby

A n diesem Tag arbeiteten sie sich in ermüdendem Tempo Zimmer für Zimmer durch das Haus. Jack wollte eindeutig so schnell wie möglich fertig werden, sein Betragen war forsch, fast schroff. Sooft sie eine Frage stellte oder eine Bemerkung machte, runzelte er die Stirn. Je mehr sie sich bemühte, die Atmosphäre zwischen ihnen zu entspannen, desto schlimmer wurde es, und so gab sie es schließlich auf. Er konnte es eindeutig kaum abwarten, sie wieder loszuwerden.
    Als sie Mittagspause machten, entschuldigte Cate sich und ging auf einen kleinen Spaziergang in den ummauerten italienischen Rosengarten. Dort war es ruhig und friedlich, ein Zufluchtsort, wo sich die Minuten im gelben Licht auszudehnen schienen. Da sie so lange im Haus gewesen war, genoss sie die frische Luft, die nach Wind und Meer roch. Die Sonne liebkoste wie eine warme Hand ihre Schultern. Weiße Rosen, üppig und wohlriechend, wiegten sich in der Brise.
    Cate ging zu der kleinen Sonnenuhr und fuhr mit den Fingern am Rand entlang. »Die dämmernde Frühe, der Sonne Schwinden, die lange Nacht mich träumend finden, von dir, dir, einzig dir.« Wie romantisch und wie traurig.
    Sie setzte sich auf eine Steinbank und atmete tief durch. Trotz der schönen Umgebung lastete die Einsamkeit schwer auf ihrer Brust, ein ungewollter, ungeladener Begleiter. Es machte ihr Angst, dass sie Jack so brüskiert hatte, es machte ihr Angst, allein zu sein, weit weg von allem, woran sie gewöhnt war, mit einem Mann, der sie eindeutig lästig fand und für unqualifiziert hielt.
    Sie wollte nach Hause.
    Aber wo war ihr Zuhause jetzt?
    Aufgewachsen war sie bei ihrer Mutter in einer kleinen Wohnung in

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