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Debütantinnen - Roman

Titel: Debütantinnen - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
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Square
    London
    30. Juli 1932
    Meine liebste Wren,
    Du errätst im Leben nicht, wem ich auf dem Schwarz-Weiß-Maskenball buchstäblich in die Arme gelaufen bin − Nick Warburton, und er sah noch genauso gut aus, wie ich ihn in Erinnerung hatte, elegant gekleidet und mit denselben lächelnden Augen. Ich habe mich, in einem göttlichen Silberkleid und mit silbernen Schuhen (schließlich ist Silber Schwarz und Weiß vermischt, und man möchte doch nicht gänzlich in der Menge untertauchen) auf der Tanzfläche recht wild herumgeworfen, als ich plötzlich eine vertraute Stimme »Diese tönernen Füße scheinen dich ja kein bisschen zu behindern« sagen hörte.
    Ich drehte mich um, und da stand er, trank Champagner und lächelte mich an. »Hier.« Er stellte sein Glas ab und nahm meine Hand. »Lass mich dir zeigen, wie Erwachsene das machen.«
    Oh, himmlisch!
    Wir haben getanzt. Pinky hat sich natürlich unmöglich benommen, er hat am Rand der Tanzfläche gelauert und GESTARRT . Am Ende habe ich ihn einfach ignoriert. Und Nick brüllte vor Lachen, als ich ihm vom Leben am St. James’s Square mit Ihrer Heiligkeit und seinem Vater erzählt habe. Ich habe ihm in aller Ausführlichkeit erzählt, dass sie mich am liebsten in ein Nonnenkloster stecken würde, um meine gottlose Seele zu retten, während er mich mit einem bornierten Pinkel verheiraten möchte − sofern er einen Titel hat. Er meinte, ich verlange ja förmlich nach einer Tracht Prügel. Ich habe ihm gesagt, er könne es gern versuchen. Und dann schwiegen wir − und es war köstlich.
    Dann erzählte ich ihm, dass meine Tanzkarte schon recht voll sei und ich mich nicht den ganzen Abend mit Männern ohne Aussichten und ohne erklärte Absichten abgeben könne. Darüber musste er lachen und erklärte, er habe sehr feste Absichten. Und dann nahm er sich die Freiheit, das Riemchen an meinem rechten Schuh zu zerreißen! »Wenn du jetzt weitertanzt, Baby, wirst du dir den Knöchel verstauchen. Zeit, mit mir zu kommen und dich hinzusetzen wie ein braves Mädchen. Du weißt, wie sehr ich deine Füße liebe.« Den Rest des Abends saßen wir also draußen in Klubsesseln, schauten über den Park, aßen Erdbeeren und unterhielten uns. Er legte meinen Fuß auf ein kleines Kissen, und sobald jemand kam, um mich zum Tanz zu holen, zeigten wir darauf und machten Andeutungen über seinen fragilen Zustand. Ach, meine Liebe, ich hätte die ganze Nacht dort mit ihm sitzen können. Hast Du jemals jemanden gefunden, der jeden einzelnen kleinen Gedanken in Deinem Kopf vollkommen versteht, jede Windung, jeden Haken und jedes Gefühl, sodass die Hälfte von dem, was Du sagen willst, aus seinem Mund kommt, bevor Du es in Worte fassen kannst? Er ist von einer Ungezwungenheit, die ihn sehr attraktiv macht, und von einer Charakterstärke, die junge Männer nicht besitzen.
    Er hat mich nicht nach Hause gebracht. Aber heute Morgen wurde ein Strauß langer weißer Callas geliefert mit einer Karte, auf der stand: »Mit dem tiefsten Mitgefühl für deinen Schuh.« Und natürlich war sie an »Baby Blythe« adressiert, was Muv verrückt gemacht hat. »Ich erlaube nicht, dass du mit so einem lächerlichen Spitznamen durch die Stadt spazierst!«
    Und dann fing der alte Wächter auch noch an: »Was ist, wenn die Zeitungen davon Wind bekommen? Wer ist der Mann? Wer ist seine Familie?« (Zu witzig!)
    Ich bin einfach auf einer Wolke davongeschwebt.
    Oh, mein Engel! Fühlt sich so die Liebe an? Als hätte man keinen Magen und nicht den Wunsch, zu schlafen, und ein ständiges Summen im Kopf? Ich möchte nur, dass das Gespräch weitergeht und niemals endet.
    Ich schicke Dir jeden Zoll Liebe,
    Baby

R achel hatte den Zettel mit der Telefonnummer ihrer Schwester endlich gefunden. Er war die ganze Zeit direkt vor ihrer Nase gewesen, klebte am Computerbildschirm. Sie hielt ihn zwischen den Fingern, drehte ihn nachdenklich hin und her.
    Es war noch früh, und sie war allein im Büro. Sie fuhr gern vor dem morgendlichen Berufsverkehr nach Holborn, besonders in den Sommermonaten. Diese Stunden, kostbar und golden, verschwanden, wenn der Herbst kam. Doch jetzt waren sie ein Geschenk. Je älter Rachel wurde, desto mehr lernte sie, sie zu schätzen und zu nutzen. Bald würde es in der Gegend von Menschen wimmeln, doch im Augenblick war es ruhig, der Tag entfaltete sich erst.
    Sie trank noch einen Schluck Kaffee und drehte sich auf ihrem Stuhl herum. Der Raum war voller Dinge, Trophäen von den Aufträgen, die sie und

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