Debütantinnen - Roman
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Lady Irene Avondale , geboren am 13. September 1907, 1927 Heirat mit Malcolm Avondale, verstorben am 19. März 1999 in Devon, England.
Irene und ihre Schwester Diana (1910-?) kamen als Töchter des irischen Schriftstellers und Historikers Benedict Blythe und seiner jungen Frau Gwenevere in Dublin zur Welt. Die Lebensumstände waren äußerst bescheiden, was sich jedoch dramatisch änderte, als die Mutter (nachdem ihr erster Mann im Jahr 1918 verstorben war) 1921 Lord Alexander Warburton heiratete, den wohlhabenden Erben des Warburton-Vermögens. Die Schwestern wurden in die Gesellschaft eingeführt und galten weithin als die schönsten Debütantinnen ihrer Jahrgänge. Sie waren äußerst beliebt, ersannen komplizierte Partyspiele und Maskenbälle, um ihre Freunde zu amüsieren. Eines war die berühmte Valentinstag-Schatzsuche, bei der die jungen Frauen Lord Beaverbrook vom Evening Standard überredeten, in der Zeitung eine Reihe von Hinweisen zu veröffentlichen, die zu geheimen Orten überall in London führten. Dem Gewinner wurde ein Kuss von seiner Favoritin unter den beiden Schwestern versprochen, doch empörte Stimmen erklärten das Ganze für Betrug, als sich herausstellte, dass der glückliche Gewinner einer ihrer engsten Freunde war. Er forderte als Gewinn einen Kuss von beiden Schwestern.
Irene, die konservativere und ruhigere der beiden, heiratete 1927 Sir Malcolm Avondale, ein beliebtes Mitglied der Konservativen Partei, der sich als eindrucksvoller öffentlicher Redner g egen Chamberlains Beschwichtigungspolitik und als früher Unterstützer Churchills einen Namen machte. Später zeichnete er sich durch seinen Dienst als Befehlshaber der Royal Air Force aus. Irene arbeitete während des Krieges auch als Krankenschwester im Devonport Marinestützpunkt in Plymouth. Nach dem mysteriösen Verschwinden ihrer Schwester im Jahr 1941 zog sie sich aus dem öffentli chen Leben zurück und suchte Trost in der katholischen Kirche und ihrem Glauben. Sie und ihr Mann hatten keine Kinder, doch Irene engagierte sich im späteren Leben für die UNICEF und wurde für ihre Dienste auf diesem Gebiet 1976 mit dem Order of the British Empire ausgezeichnet. Nach dem Tod ihres Mannes im Jahr 1986 lebte sie fast nur noch in ihrem Haus in Endsleigh, Devon, bis zu ihrem Tod im März dieses Jahres.
Cate lehnte sich auf ihrem Stuhl zurück und überlegte.
Sie hatte nicht gewusst, dass die Blythe-Schwestern aus so bescheidenem Elternhaus stammten. Was für ein Schock für die jungen Mädchen, zu Wohlstand und gesellschaftlichem Ansehen zu kommen, vom Stadtrand Dublins mitten ins Herz der glamourösen Londoner Gesellschaft zwischen den Weltkriegen verfrachtet zu werden. Sie mussten außergewöhnliche Persönlichkeiten gewesen sein, um so schnell an die Spitze dieser Kreise aufzusteigen, einer von endlosen Partys, Bällen und Feiern trunkenen Gesellschaft.
Und sie waren Außenseiterinnen. Gewusst hatte Cate das zwar immer, aber es war ihr doch irgendwie nicht recht ins Bewusstsein gedrungen. Die Schwestern waren nicht in diese Gesellschaft hineingeboren worden, doch es war ihnen gelungen, sie zu erobern. Hatten sie über ihre Abstammung gesprochen, Witze darüber gerissen? Oder waren sie dem Thema einfach ausgewichen − wie Cate − und hatten zugelassen, dass die produktive Phantasie anderer, genährt von Gerüchten und bewusst gestreuten, subtilen Fehlinformationen, ihre Geschichte neu erfand?
Cate dachte daran, wie Derek sie in New York – bei Vernissagen, in Restaurants und bei Festen – vorgestellt hatte. Ihr Name wurde zu Cate abgekürzt, und ihre Lebens geschichte wurde plötzlich vage und formlos, gewann durch Auslassungen. Er schickte sie an die Bar, um etwas zu trinken zu holen, und dann beugte er sich vor und senkte die Stimme zu einem verführerischen Zischen: »Sie ist aus London, natürlich. Aber ihre Mutter lebt inzwischen die meiste Zeit in Europa. Ihre Ausbildung ist umfassend − sie war an den besten Instituten. Ihr Vater ist traurigerweise verstorben, aber er hatte ein Haus in Mayfair; er war in der Musikbranche. Ich will sie überreden, in New York zu bleiben, aber es ist schwierig, weil sie so viele andere Angebote hat.«
Das erste Mal, als sie ihn dabei erwischte, begriff sie nicht, über wen er da redete, und als sie es schließlich begriff, nahm sie ihn zur Seite. »Meine Mutter lebt in Malaga, und mein Vater hat nie etwas besessen. Er hat in einer Sozialwohnung hinter der Bond Street Station
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