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Debütantinnen - Roman

Titel: Debütantinnen - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
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Tiffany?«
    Mr Longmore nahm eine Juwelierlupe aus der obersten Schreibtischschublade und betrachtete die Dose genauer.
    »Nun, sehr interessant. Aber nein.« Er reichte sie ihr zurück. »Dies ist Paste.«
    »Verzeihung?«
    »Es ist Paste. Von guter Qualität, aber trotzdem Paste. Das sind keine echten Diamanten.«
    »Paste«, wiederholte sie und blickte wieder auf die Dose.
    »Aber es ist eine ausgezeichnete Reproduktion. Für das ungeschulte Auge vollkommen überzeugend. Viele Frauen haben ihren echten Schmuck in einem Safe sicher verwahrt und stattdessen Reproduktionen getragen. Das war durchaus üblich. Und ich denke«, fügte er bedeutungsvoll hinzu, »dass es bei so einen Gegenstand unklug wäre, in echte Steine zu investieren.«
    »Was meinen Sie mit unklug?«
    Er lachte unsicher. »Wissen Sie, wozu das Döschen dient?«
    Sie schüttelte den Kopf. »Pillen?«, vermutete sie.
    »Ich fürchte, es war eher für Kokain. Man sieht nicht mehr viele heutzutage, doch damals waren sie ziemlich populär.«
    »Ehrlich?« Sie starrte auf das Silberdöschen in ihrer Hand.
    Er nickte. »Sehen Sie die kleine Öse hier oben? Die ist dazu da, dass man es an einer Kette um den Hals tragen kann. Und«, er beugte sich vor und zeigte auf die Seite, »sie hat einen ziemlich raffinierten kleinen Riegel, damit sie nicht versehentlich aufgeht.«
    »Verstehe.«
    Kokain. Natürlich war Kokain in den zwanziger und dreißiger Jahren weit verbreitet gewesen. Cate kam sich dumm vor, dass sie so überrascht war. Noch eine Seite an Baby Blythe, mit der sie nicht gerechnet hatte. Je mehr sie über diese junge Frau erfuhr, desto beunruhigender wurde sie, auch wenn ihre Verletzlichkeiten und Paradoxien Cate nur allzu vertraut waren.
    Mr Longmore sah sie an. »Ich habe Sie hoffentlich nicht schockiert, Miss Albion.«
    »Nein, Sie haben mir sehr geholfen. Wie konnte ich nur davon ausgehen, alles, was mit der Vergangenheit zu tun hat, seien Tee, Bälle und Rosen gewesen?«
    Er lächelte nachsichtig.
    »Vielen Dank. Kann ich eine Kopie dieser Quittung haben?«, fragte sie.
    »Ich habe mir bereits erlaubt, eine Fotokopie für Sie anzufertigen«, sagte er und schob sie über den Tisch. »Bitte geben Sie mir Bescheid, wenn ich noch etwas tun kann, um Ihnen behilflich zu sein, und, wenn Sie nichts dagegen haben, würde ich gern Ihre Adresse behalten. Gelegentlich lancieren wir Ausstellungen unserer Arbeiten. Vielleicht erlauben Sie uns ja einmal, das Stück auszustellen?«
    Sie stand auf. »Sicher.«
    Mr Longmore schüttelte ihr die Hand.
    »Vielen Dank noch mal. Sie haben mir sehr geholfen.«
    »Es war mir ein Vergnügen.«
    Cate ging die enge Treppe hinunter, durchquerte den Ausstellungsraum und trat hinaus auf die Straße.
    Irene hatte das Armband gekauft.
    Gerade als sie gedacht hatte, sie wäre endlich auf etwas Wichtiges gestoßen, tauchten neue Fragen auf.
    Sie nahm die Quittung aus ihrer Tasche und sah sie sich noch einmal an. Das fertige Armband war am 20. Mai 1941 abgeholt worden. War Dianas Geburtstag nicht Ende Mai? War es ein Geburtstagsgeschenk gewesen? Und wer war die oder der geheimnisvolle A. Waites?
    Das ergab doch alles keinen Sinn.
    Andererseits ergab bei Baby Blythe eigentlich kaum etwas einen Sinn.
    Cate schlenderte langsam die Bond Street hinauf, warf hier und da einen Blick in ein Schaufenster, während sie in Gedanken an den verknoteten Fäden von Baby Blythes Geschichte zupfte und versuchte, sie aus einem neuen Blickwinkel zu betrachten. Der goldene Sonnenschein verlieh allem und jedem etwas Poliertes, Glamouröses. Wenn die Sonne auf London herabschien, gab es in der ganzen Welt keine schönere Stadt. Sie blickte über die Straße auf das Fenster der Richard Green Gallery.
    Und erstarrte.
    Das war unmöglich …
    Sie überquerte die Straße und blieb vor dem Fenster stehen, und ein seltsames Entsetzen senkte sich langsam auf sie herab.
    Im Fenster hing ein Gemälde. Ein Akt.
    Eine Arbeit, die sie bestens kannte.
    Es war, als hätte jemand sie ihrer inneren Stabilität beraubt; ihr war übel, und sie taumelte.
    Unten rechts in der Ecke des Fensters war eine kleine Karte. » Die Geliebte von C. Albion. Leihgabe aus der Privatsammlung von Mr und Mrs Alexander Munroe.«
    *
    Sie lagen im Bett, er streichelte ihr sanft über den Rücken. »Ich will ein Original von dir.«
    »Hier bin ich.« Sie lächelte, räkelte sich faul wie eine Katze.
    »Nein. Ich meine ein Gemälde. Ich habe dir doch bei unserer ersten Begegnung schon gesagt,

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