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Decker & Lazarus 05 - Du sollst nicht luegen

Decker & Lazarus 05 - Du sollst nicht luegen

Titel: Decker & Lazarus 05 - Du sollst nicht luegen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Faye Kellerman
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ihm das Foto ab. »Nicht so jung, wie sie aussieht, aber schon noch ziemlich jung.«
    »Darf ich’s noch mal sehen?«
    Decker zögerte, dann reichte er ihm das Foto.
    »Ist sie in natura genauso schön?« fragte Goldin.
    »Das fragen Sie mich?« sagte Decker.
    »Ich will Ihnen keinen Honig ums Maul schmieren, Detective«, sagte Goldin. »Ich frage Sie ganz im Ernst.«
    Der Typ wollte auf irgendwas hinaus. »Ganz im Ernst, sie sieht sogar noch besser aus«, sagte Decker. »Sie ist im sechsten Monat, und ihr pfeifen immer noch die Jungs auf der Straße nach.«
    »Sie ist schwanger?« fragte Goldin.
    »Das kann ja nun mal passieren.«
    »Nein, so hab ich das nicht gemeint.« Er gab Decker das Foto zurück. »Sorgen Sie dafür, daß Lilah sie auf keinen Fall sieht, sonst macht sie Ihnen das Leben zur Hölle.«
    »Wie das?«
    »Lilahs Konkurrenzverhalten ist nicht auf Davida beschränkt. Sie steht auf verheiratete Männer. Ich sollte es ja wohl wissen. Ich hab bestimmt Dutzende Anrufe von verzweifelten Ehefrauen abgefangen. Wenn sie rauskriegt, daß Sie eine schöne und außerdem noch schwangere Frau haben, werden Sie sie nie mehr los.« Goldin biß sich auf die Lippe. »Lilah kann nämlich keiner Herausforderung widerstehen.«
    Decker legte Goldin eine Hand auf die Schulter. Nach all den Jahren klang der Mann immer noch verletzt, und Decker kannte dieses Gefühl. »Sie macht gern Hackfleisch aus Männern, was?«
    »Detective, darin ist sie fantastisch.«

19
    Vollmond: Der perfekte Abschluß eines verrückten Tages. Decker starrte aus dem Fenster. Es hätte ihn kaum gewundert, Vampire und Werwölfe zu sehen. Doch statt dessen beobachtete er, wie die silbrige Scheibe durch zarte Wolken schwebte, und sah Birkenzweige silhouettenhaft im Sommerwind schwanken. Von diesem Schauspiel gefesselt, hatte er noch nicht mal gemerkt, daß der Rabbi hereingekommen war, bis er ein leichtes Klopfen auf seiner Schulter spürte.
    Rav Schulman war weit über Siebzig, und zum ersten Mal fiel Decker auf, daß die Schultern des alten Mannes ein wenig gebeugt waren. Dadurch war der Rabbi wohl einige Zentimeter geschrumpft, so daß er jetzt so um die einsfünfundsiebzig war. Der größte Teil seines Gesichts wurde von einem Bart bedeckt, der eher weiß als grau war. Und was an Haut hervorguckte, war runzlig und mit Leberflecken übersät. Doch seine kaffeebraunen Augen leuchteten wie eh und je. Wie gewohnt trug er ein gestärktes weißes Hemd, einen schwarzen Anzug, der ihm ein bißchen zu locker saß, eine schwarze Seidenkrawatte und einen dunklen Homburg. Der alte Mann stützte sich auf die Fensterbank, die Augen auf das Naturschauspiel gerichtet.
    »Schön, nu?«
    »ja, das ist es«, antwortete Decker.
    »Und friedlich.« Rabbi Schulman sah Decker an. »Ganz im Gegensatz zu Ihrem Tag, nach allem, was ich gehört hab.«
    Decker atmete langsam aus. »Ich muß wohl mehr mitgenommen gewesen sein, als ich gedacht hab, daß Rina Sie angerufen hat. Und ich hab geglaubt, ich halte mich perfekt …«
    Der Rabbi lächelte. »Wie geht’s Ihnen denn, Akiva?«
    »Physisch?«
    »Physisch … emotional.«
    »Mir geht’s gut.«
    Der alte Mann nahm die Worte seines Schülers auf und wägte kurz ihren Wahrheitsgehalt ab. Dann deutete er auf einen Stuhl und forderte Decker auf, Platz zu nehmen. Schulman setzte sich vorsichtig in einen Ledersessel und legte die Ellbogen auf seinen großen Schreibtisch. Er faltete die Hände, berührte seine Lippen mit den Fingerspitzen und wartete.
    Zögernd erzählte Decker von dem furchtbaren Zwischenfall am Morgen. Während er sprach, begann er sich allmählich besser zu fühlen. Seine aufgestauten Gefühle bauten sich nach und nach ab. Es war ihm peinlich, den Rabbi als spirituellen Müllabladeplatz zu benutzen. Doch der alte Mann schien das gewohnt zu sein.
    Als er geendet hatte, sagte Schulman: »War das ein Unfall, daß das Pferd durchgedreht ist?«
    »Nein, Rabbi, jemand hatte das Pferd unter Drogen gesetzt.«
    Der alte Mann dachte nach. »Jemand hat versucht, diese Frau mit Hilfe eines Pferdes zu töten?«
    »Vielleicht wollte er ihr nur einen Schrecken einjagen. Aber wer weiß?«
    »Das ist ja furchtbar«, sagte Schulman. »Wirklich furchtbar.«
    »Das stimmt, wenn es tatsächlich so war.«
    Der alte Mann schien ein wenig blasser geworden zu sein, deshalb fügte Decker rasch hinzu: »Ihr ist nichts passiert, Rabbi. Natürlich war sie ziemlich mitgenommen, aber sie ist unverletzt.«
    »Haben Sie gomel gebenscht?«

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