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Decker & Lazarus 05 - Du sollst nicht luegen

Decker & Lazarus 05 - Du sollst nicht luegen

Titel: Decker & Lazarus 05 - Du sollst nicht luegen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Faye Kellerman
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fragte der alte Mann.
    Gomel – der Dank an Gott, daß er einen Menschen aus einer Gefahr befreit hat. Decker hatte das Gebet nicht einfach gesprochen, er hatte es mit großer Inbrunst gesprochen.
    »Ja, obwohl strenggenommen sie wohl hätte beten müssen.« Dann fügte er leise hinzu: »Nicht daß ich mir das je vorstellen könnte.«
    »Ist sie Atheistin?« fragte Schulman.
    »Nein, das glaub ich nicht.« Decker strich sich den Schnurrbart glatt. »Sie ist eher eine von diesen New-Age-Anhängern. Wissen Sie, was das ist?«
    »Das sind Leute, die Kronleuchter anbeten.«
    Decker lächelte. »Kristallkugeln, Rabbi. Keine Kronleuchter.«
    »Wo liegt da der Unterschied?« Schulman machte eine wegwerfende Handbewegung. »Das ist alles awodah sorah – Götzendienst.«
    Rasch kategorisiert und abgetan. Aber da war noch mehr, was Decker keine Ruhe ließ.
    »Rabbi, die Frau behauptet, magische Kräfte zu besitzen. Sie sagt, sie könne durch das Miasma in der Luft Dinge vorhersagen. Natürlich ist sie seltsam. Aber irgendwas in mir hindert mich, mich völlig über ihr Gerede hinwegzusetzen. Bevor das Pferd durchging, hatte sie das Gefühl, daß etwas Schlimmes passieren würde. Und dann drehte das Pferd durch. Ich weiß nicht, was ich davon halten soll.«
    Schulman machte ein ernstes Gesicht. »Und diese Frau … ist sie schön, Akiva?«
    Decker zog die Augenbrauen hoch. »Das ist sie wirklich.«
    »Und sinnlich?«
    »Ja.«
    »Und verführerisch?«
    »Sehr.« Decker beobachtete das Gesicht des alten Mannes. »Wissen Sie, von wem ich rede?«
    »Nur theoretisch. Ich kenne sie aus der Bibel.« Schulman rückte seinen Hut gerade. »›Mechaschephah lo techajeh – eine Zauberin sollst du nicht am Leben lassen.‹ Nicht daß ich wünsche, daß ihr irgendwas zustößt. Ich bin erleichtert, daß ihr nichts passiert ist.«
    »Das weiß ich, Rabbi.«
    »Akiva, vielleicht entspringt die Sache mit den magischen Kräften nur dem Wunsch, etwas Besonderes zu sein, Aufmerksamkeit zu erregen.«
    »Könnte schon sein. Allerdings hat sie nicht die Presse gerufen. Und sie könnte Presse bekommen, wenn sie wollte.« Decker trommelte mit den Fingern auf den Schreibtisch. »Rabbi, warum haben Sie gefragt, ob sie verführerisch ist?«
    Schulman warf die Hände in die Luft. »Es ist nicht meine Aufgabe, Persönlichkeitsprofile zu erstellen.«
    »Ich werd Sie auf nichts festlegen.«
    »Nur damit wir uns einig sind, daß das, was ich sage, rein theoretisch ist.«
    »Einverstanden.«
    »Okay.« Schulman setzte sich aufrecht. »Wenn man als Rabbi von Leuten hört, die die Zukunft vorhersagen, denkt man an falsche Propheten und Zauberinnen. Das ist doch plausibel, oder?«
    Decker nickte.
    »Ich habe nach diesen besonderen Eigenschaften gefragt, weil sie typisch für die Zauberinnen und falschen Prophetinnen sind, von denen in unserer Geschichte berichtet wird. Viele von ihnen waren schön und verführerisch, weil es für sie am leichtesten war, Anhänger zu gewinnen. Sie verführten die Männer, gewannen sie für ihre gotteslästerliche Lebensweise, und schließlich folgten dann die armen Frauen und Töchter, die nicht im Stich gelassen werden wollten, den Männern. Viele Männer fielen diesen Lockungen zum Opfer und gaben sich einem Leben voller Götzenverehrung und sexueller Verderbtheit hin. In ihrem krankhaften Neid auf Haschem und seine wahre Macht taten diese sogenannten Prophetinnen alles, um die Juden dazu bringen, von der Torah abzulassen. Deshalb sieht die Bibel eine so harte Strafe für sie vor.«
    »Die Torah tritt aber doch auch nicht dafür ein, Prostituierte umzubringen, und die sind ja wohl ziemlich lasterhaft«, sagte Decker. »Warum dann diese Härte gegenüber einer Verführerin?«
    »Zauberin, nicht Verführerin, Akiva. Aber es ist trotzdem eine gute Frage. Wir haben da eine Frau, die Probleme hervorruft – die eine lockere Moral hat und die falschen Dinge predigt, die schwarze Magie betreibt –, warum sollte man nicht einfach eine andere Art der Strafe anwenden? Vielleicht ein kräftiges Auspeitschen oder sogar Verbannung? Warum den Tod?«
    Schulman streckte einen Finger in die Luft.
    »Warum? Ich werde Ihnen sagen, warum. Weil sexuelle Lasterhaftigkeit nicht das einzige Problem bei den falschen Prophetinnen war. Ihre heidnischen Rituale waren barbarisch, Akiva. Häufig beinhalteten sie Menschenopfer und das Töten von Neugeborenen als Gabe an ihre Götzen. Wenn die Heiden ihre Opfer nicht sofort töteten, fügten sie ihnen oft

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