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Decker & Lazarus 05 - Du sollst nicht luegen

Decker & Lazarus 05 - Du sollst nicht luegen

Titel: Decker & Lazarus 05 - Du sollst nicht luegen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Faye Kellerman
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Schulman schenkte Whisky in die Gläser und gab eins Decker. »So, mein Freund, laßt uns leben und lernen und mitzwot tun, wie Haschem uns geheißen.« Er hielt sein Glas hoch. »Zum Wohl – lechaim.«
    »Lechaim«, sagte Decker.
    Der Rabbi trank seinen Whisky mit einem Schluck aus. Decker wunderte sich immer wieder, wie der Rabbi Schnaps trinken konnte, ohne daß ihm die Flammen aus dem Hals schlugen. Er warf einen verstohlenen Seitenblick auf den Rav und sah, wie dieser sich zufrieden die Lippen leckte. Was für eine Bereicherung, diesen Mann zu kennen – dieses über siebzigjährige Bündel von Energie, Geist und Humor. Beruhigend zu wissen, daß die Guten nicht immer jung starben.
     
    Das penetrante Klopfen weckte Decker als ersten, doch kurz darauf saß auch Rina aufrecht im Bett, eine Hand auf ihre Brust gedrückt.
    »Wer ist das?« fragte sie atemlos.
    Decker fluchte leise vor sich hin und zog seinen Bademantel über. »Bleib hier, Rina.«
    Das Klopfen wurde noch lauter. Dann fing der Hund an zu bellen.
    »Willst du deine Waffe?« flüsterte Rina.
    Decker schob sich die Haare aus den Augen. »Nein.«
    Als er ins Wohnzimmer kam, erbebte die Haustür bereits unter heftigem Hämmern. Ginger hatte an der Tür Wachposten bezogen. Decker rief: »Einen Moment«, beruhigte die Setterhündin und guckte durch den Spion. Das hätte er sich sparen können, denn ein inneres Gefühl hatte ihm bereits gesagt, wer das war. Er band den Gürtel seines Bademantels zu, löste das Sicherheitsschloß und öffnete schwungvoll die Tür.
    Lilahs Gesicht war rot und von Wut und Angst verzerrt. Feuchte Tränenspuren liefen ihr die Wangen hinunter. Sie fuchtelte wild mit den Armen, versuchte ihn zu schlagen und gleichzeitig festzuhalten. Trotz aller Hysterie hatte sie sich die Zeit genommen, sich richtig anzuziehen. Sie trug eine mit Rheinkieseln besetzte Jeans und ein weißes T-Shirt, darüber einen schwarzen Blazer mit Pailettenkragen. Ihre Füße steckten in schwarzen Cowboystiefeln aus Straußenleder, komplett mit Sporen. Decker hielt ein wachsames Auge darauf.
    »Wie können Sie es wagen, einfach Ihre Telefonnummer ändern zu lassen, nach dem, was gestern passiert ist! Was fällt Ihnen ein! Wie konnten Sie nur!«
    Ginger fletschte die Zähne und fing an zu knurren. Decker gelang es, sie zu beruhigen, bei Lilah war er damit allerdings weniger erfolgreich.
    »Wie konnten Sie nur, Peter! Sie wissen doch, wie sehr ich mich auf Sie verlasse, wie sehr ich Sie brauche!« Sie hämmerte gegen seine Brust. »Wie konnten Sie! Wie konnten Sie!«
    Decker ging einen Schritt zurück. Ginger fing wieder an zu knurren. Decker packte den Hund am Halsband und sagte: »Lilah, beruhigen Sie sich …«
    Mit ihren spitzen Fingernägeln schlug sie nach seinem Gesicht. Decker erwischte ihr Handgelenk, bevor sie ihm die Wange aufkratzen konnte, und schaffte es auch noch irgendwie zu verhindern, daß Ginger Lilah ins Bein biß. Lilah versuchte, seine Hand abzuschütteln, wand sich heftig und fauchte wie eine gefangene Kobra.
    »Ich hasse dich!« kreischte Lilah. »Ich hasse dich, du Mistkerl! Ich hasse dich, ich hasse dich!«
    Die Frau war zwar zierlich und schlank, wußte sich aber zu wehren. Decker geriet richtig ins Schwitzen bei dem Versuch, sie in Schach zu halten, ohne ihr weh zu tun. Dabei hätte er ihr am liebsten eine runtergehauen. Aus den Augenwinkeln entdeckte er Rina, die die Arme um den Oberkörper geschlungen hatte und sie mit den Händen rieb. In ihren weißen Sachen und mit dem blassen Gesicht hätte sie ein Phantom sein können – oder ein Engel bloß daß ihre Augen wachsam waren und Tatendurst verrieten.
    »Ruf auf der Wache an«, sagte er.
    »Sie Schwein!« schrie Lilah.
    »Ruf die Polizei«, wiederholte Decker.
    »Wie konnten Sie …«
    »Ruf die Polizei, Rina«, sagte Decker in befehlendem Ton.
    Es war, als ob Lilah endlich seine Worte begriff. »Warten Sie!« Sie hörte auf, sich zu wehren, und ließ ihre Arme locker. »Warten Sie, tun Sie das nicht!«
    Einen Augenblick passierte gar nichts. Dann rief eine zaghafte Stimme: »Mommy?«
    »Es ist alles in Ordnung«, antwortete Rina. »Alles okay, ich bin gleich da.« Ihr Blick war auf Peter gerichtet. »Was soll ich tun?«
    Lilah fuhr zu ihr herum. »Wenn Sie schon hier rumstehen, können Sie uns auch einen Kaffee machen!«
    Decker ließ Lilahs Arme los. Seine Augen sprühten plötzlich vor Zorn. »Unterstehen Sie sich, so mit ihr zu reden.«
    »Peter …«, sagte Rina.
    »Sie ist

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