Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Decker & Lazarus 05 - Du sollst nicht luegen

Decker & Lazarus 05 - Du sollst nicht luegen

Titel: Decker & Lazarus 05 - Du sollst nicht luegen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Faye Kellerman
Vom Netzwerk:
nur Ärger bringen«, fuhr Reed fort. »Ich weiß nicht, ob er auf mich gehört hat.«
    »Aber Sie haben einen gewissen Verdacht«, sagte Decker.
    »Ja, das hab ich.« Reed faltete die Hände. »Sobald King mir von der Sache mit Lilah erzählte … von dem Diebstahl … hab ich mich gefragt, ob er … was damit zu tun hat …«
    »Haben Sie ihn zur Rede gestellt?«
    »Nein.« Reed schüttelte den Kopf. »Nein, hab ich nicht. Ich … ich wollte es nicht wissen. Aber King war eindeutig bestürzt. Er würde Lilah niemals weh tun. Er hat unsere kleine Schwester über alles geliebt. Lilah hat ihn immer mehr als Vater als als Bruder angesehen. Allerdings hat sich Mutter ganz gewiß nicht viel um sie gekümmert.«
    »Glauben Sie, er könnte Lilah irgendwas gestohlen haben, um Ihrer Mutter einen Gefallen zu tun?«
    »Ich weiß wirklich nicht, was ich glauben soll.«
    »Als Sie mit Kingston gesprochen haben, hat er da zufällig die Memoiren von Hermann Brecht erwähnt?«
    Reed schien echt verblüfft. »Ich wußte noch nicht mal, daß Hermann Brecht Memoiren geschrieben hat.«
    »Hat er aber offenbar.«
    Reed zuckte die Achseln.
    »Doctor, was können Sie mir über Hermann Brecht erzählen?« sagte Decker.
    »Ich habe Hermann als unscheinbaren, blassen und äußerst mürrischen Mann in Erinnerung, der meine Mutter meinem Vater ausgespannt hat. Heute ist mir klar, daß meine Eltern vermutlich schon lange, bevor Hermann auftauchte, Probleme in ihrer Ehe hatten, aber ich war ein Kind und habe Hermann als Eindringling gesehen. Nachdem er und Mutter verheiratet waren, habe ich mich geweigert, bei ihnen zu wohnen. Ich bin zurück nach London gegangen und habe bei meinem Vater gewohnt, bis ich volljährig war. Eine sehr weise Entscheidung.«
    Reed schien gedankenverloren.
    »Meine lebhafteste Erinnerung an Hermann ist anläßlich der Feiern zur Geburt von Lilah. Meine Mutter und er lebten damals in einer alten Villa in Westberlin – eine der wenigen, die im Zweiten Weltkrieg nicht zerbombt worden waren. Es war, kurz nachdem Präsident Kennedy in Berlin gewesen war und seine berühmte Rede gehalten hatte – Ich bin ein Berliner.« Reed sah Marge an. »Vor Ihrer Zeit, Detective.«
    Marge lächelte. »Erzählen Sie weiter, Dr. Reed.«
    »Ich wurde nach Deutschland eingeflogen«, sagte Reed. »Das war Anfang der sechziger Jahre. Obwohl ich damals noch jung war, habe ich gute Erinnerungen an die Menschen in Westdeutschland, weil sie nicht genug kriegten von Amerika und Amerikanern. Und meine Mutter war nicht nur Amerikanerin, sondern eine berühmte Amerikanerin. Nach der Geburt von Lilah wurde Mutter von der Presse förmlich belagert, und sie kostete das voll aus. Es gab eine Party nach der anderen, Mutter war überglücklich und strahlte, küßte jeden, lachte die ganze Zeit und schwebte durch die Menge wie ein Schwan. Ich habe dieses Bild im Kopf, weil sie jeden Tag ein andersfarbiges flatterndes Gewand trug.«
    Reed dachte einen Augenblick nach. »Hermann hingegen zog sich immer in irgendeine Ecke zurück, soff die ganze Zeit und weigerte sich, mit irgendwem zu reden, besonders mit Mutters anderen Kindern. Kingston und ich waren für ihn personae non gratae. Mutter war natürlich zu sehr mit ihren Bewunderern beschäftigt, um auf Hermann zu achten. Ich kann mich an dieses albtraumhafte Gefühl erinnern, in eine fremde Welt geraten zu sein – à la Fellini, wenn Sie so wollen.«
    »Wenn Ihre Mutter sich die ganze Zeit nicht um Sie gekümmert hat, warum hat sie Sie dann überhaupt einfliegen lassen?« fragte Marge.
    »Weil ich der Sohn von Davida Eversong war«, sagte Reed. »Ich mußte dort sein, um den Schein zu wahren.«
    »Hermann war also kein Partytyp«, sagte Decker.
    »Überhaupt nicht … ganz im Gegensatz zu meiner Mutter.« Er lachte traurig. »Wenn ich an all die Mütter denke, die ich betreut habe, ich hab ehrlich gesagt … noch nie eine Frau erlebt, die kurz nach einer Geburt gesellschaftlich so aktiv war wie Mutter in dieser Woche. Natürlich wurde Mutter von vorne und hinten verhätschelt. Sie hatte eine Krankenschwester für sich selbst, und zwei für das Baby – eine Amme, die Lilah stillte, und eine Schwester, die sich um alles mögliche kümmerte. Keine der Krankenschwestern hat mir … und noch nicht mal Kingston … erlaubt, unsere kleine Schwester anzufassen.«
    »Warum sagen Sie ›noch nicht mal Kingston‹?« fragte Decker.
    »Ich hatte Mutter schließlich verlassen und war zu Vater gezogen, aber er lebte

Weitere Kostenlose Bücher